In einen Krönungs-Saal hat sich die Festhalle Ebingen beim Herbstkonzert des Konzertchors Eintracht Ebingen verwandelt. Der hat mit vier Solisten und dem Rastatter Barockorchester unter der Leitung von Michael Diefenbacher eine Sternstunde zelebriert.
Mit welcher Leichtigkeit, Harmonie und Brillanz der Konzertchor Eintracht Ebingen und das Rastatter Barockorchester das anspruchsvolle Programm mit wahrhaft königlichen und kaiserlichen Werken dreier Giganten der Klassik gemeistert haben, ist bemerkenswert.
Die Klänge der weichen Stimmen flossen nahtlos in die der Streicher und Bläser, und alle Sängerinnen und Sänger bestachen durch hervorragende Artikulation und Präzision, so dass die lateinischen und englischen Texte bestens zu verstehen waren.
Das galt nicht minder für die vier Solisten: Sopranistin Stephanie Wunder trägt ihren Nachnamen zu Recht, wie sie bei der Sopran-Arie aus Georg Friedrich Händels „Messias“ eindrucksvoll bewies – die Reinheit ihres vielseitigen Organs, mit dem sie sich in höchsten Höhen ebenso sicher bewegt wie in warmen Gefilden, faszinierte das Publikum ebenso wie Marc Hagmaiers Solo bei der Bass-Arie.
Seinen hellen, ausdrucksstarken Bass krönte das Spiel der Barock-Trompeten – eines der am schwersten zu spielenden Instrumente überhaupt. Dass Lara-Marie Rettberg mit ihren 16 Jahren dabei scheinbar mühelos glänzte, machte auch Michael Diefenbacher sprachlos: Der Dirigent nutzt immer wieder seine Verbindungen zur Musikhochschule Trossingen, wo er die Jung-Studentin fand.
Das Kleeblatt der durchweg herausragenden Gesangssolisten ergänzten Kerstin Wagner, Alt, und Tenor Mischa Kurth gemeinsam mit Chor und Orchester bei Wolfgang Amadeus Mozarts Krönungsmesse, die laut Dirigent Ton Koopmann die Herzen aller Menschen erreicht und Publikum wie Akteure glücklich macht – so war es auch in der Festhalle, wo Michael Diefenbacher mit sensiblem und souveränem Dirigat alle Facetten dieses Diamanten unter den Chorwerken zum Funkeln brachte.
Händels Ouverture aus „Xerxes“ spielte das Orchester alleine und ließ dabei sauber akzentuiert die Töne tänzeln. „Zadok the Priest“ kennen viele als Hymne des europäischen Fußballverbands UEFA, aber auch als Begleitmusik der Krönungen König Charles III. und seiner Mutter, Königin Elisabeth II. von Großbritannien. Der Text erzählt von der Salbung König Salomons durch den Priester Zadok, und ebenso wohltuend wie dessen Balsam war der fanfarengleiche, harmonische Gesang, mit dem sich der Konzertchor Eintracht um die Mitgestaltung der Krönung König Williams V. bewerben könnte.
Die des Kaisers Leopold II. von Österreich hatte Antonio Salieri, Gegenspieler Mozarts, mit seinem „Krönungs Te Deum“ veredelt, dessen Text seine Wurzeln schon im vierten Jahrhundert nach Christus hat. Seine Interpretation, bei der die Männerstimmen – wenngleich quantitativ unterlegen – qualitativ herausragten, erklang zum Auftakt des Abends, dessen Schlusspunkt Händel komponiert hatte: Mit seinem „Hallelujah“ setzten Chor und Orchester ein Ausrufezeichen unter einen kaiserlich-königlichen Konzertgenuss mit polyphonem Finale, wie er ruhig öfter in der Region zu hören sein dürfte.
Michael Diefenbachers Idee, Krönungsmusik in einem Konzert zu vereinen, jedenfalls verdient Extra-Punkte, wenngleich er und alle Akteure am Sonntag schon die Höchstpunktzahl erspielt haben. Besser geht’s nicht.