Ashley Pöndl beim Auftritt im Kubus. Foto: Maria Kosowska-Németh

Die junge Pianistin Ashley Pöndl gab im Rahmen der Nagolder Konzertreihe 2022/23 einen Klavierabend im Kubus.

Nagold - Der Saal war ausgesprochen gut gefüllt, und das Publikum applaudierte heftig der jungen Künstlerin, die ihr Konzertprogramm um unterhaltsame Moderationen ergänzte und eigene Eindrücke, Erinnerungen und Überlegungen auch gerne mit den Zuhörern teilte.

In den USA geboren, zog Pöndl als Kleinkind mit der Familie nach Südkorea, wo sie mit fünf Jahren mit dem Klavierspiel anfing – "weil irgendwie in Südkorea jeder Klavier spielt". Einige Jahre später kehrte die Familie in die USA zurück. In Los Angeles, wo die talentierte Pianistin auch ihren künftigen Mann Christian Pöndl kennenlernte nahm sie das Klavier- und Violinstudium auf.

Preisgekrönte Klavier-Wettbewerbe

Dem folgten Konzerte und preisgekrönte Klavier-Wettbewerbe. Nach ihrem Masterabschluss 2017 zog sie nach Deutschland und absolvierte 2019 ihr Kontaktstudium in Elementarer Pädagogik an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.

Aktuell engagiert sich Pöndl musikpädagogisch in der Region, leitet das Jugendorchester der Städtischen Musikschule Nagold, unterrichtet Violine und Klavier an der Städtischen Musikschule Calw und ist auf weiteren Fachgebieten tätig.

Über ihren Werdegang und über sich selbst erzählte die zierliche Frau bescheiden, mit einem Lächeln und mädchenhafter Anmut, nur manchmal warf sie dem Publikum schelmische Blicke zu.

Wie ausgewechselt

Am Klavier verwandelte sich ihr Naturell diametral, die Künstlerin wirkte wie ausgewechselt – still, nachdenklich und gereift. Introvertiert und schier abwesend beeindruckte sie die Zuhörer bereits am Konzertbeginn mit der Interpretation einer Allemande von Johann Sebastian Bach. Die freie Phrasenführung und der einfühlsame Anschlag in subtil nuancierter Dynamik verliehen dem Flügel die Klangfarbe eines Cembalos, und der meditative Musikcharakter erwirkte Stille und Regungslosigkeit in den Zuhörerreihen.

Seitlich vom Flügel standen vier eigene Bilder von Pöndl, deren Farben sie mit Ausdruckskraft der nachfolgenden Werke in Verbindung brachte. Dabei erläutete sie den Begriff Synästhesie als eine Eigenschaft, gehörte Akkorde oder Melodien mit bestimmten Farben zu assoziieren.

Mit hoch virtuoser Anschlagspräzision

Und so erklang die "Waldstein"-Sonate von Ludwig van Beethoven "in Blau", leidenschaftlich, kontrastreich und mit hoch virtuoser Anschlagspräzision. Den Variations sérieuses von Felix Mendelssohn-Bartholdy schrieb Pöndl die Farbe grün, zu und das hoffnungsvolle Gelb beleuchtete die Bachsche Chaconne für Violine Solo, welche der spätromantische Pianist und Komponist Ferruccio Busoni in eine monumentale, stellenweise orgelähnliche Klavierfassung umwandelte. Das sinnliche Rot verband beide Tänze aus der Suite "Iberia" von Isaak Albéniz, die zu den "schwierigsten Stücken im Klavierrepertoire gehört" – so Pöndl.

Drang nach Befreiung

In ihrem Spiel faszinierten die künstlerische Kreativität, die spannungsgeladene Ausdruckskraft sowie technische Zuverlässigkeit mitsamt einer schier unendlichen Anschlagspalette, die vom lyrischen Pianissimo über Kaskaden der filigranen Läufe bis hin zu fest sitzenden Akkorden reichte. Die glanzvolle Technik korrespondierte mit künstlerischem Drang nach Befreiung eigener Emotionalität, und so gab jedes Werk seine Struktur preis und wirkte zudem wie ein persönliches Psychogramm.

Das ergreifende "Prélude Nr. 4" aus dem Op. 23 von Sergei Rachmaninow widmete Pöndl den Eltern von Sternenkindern und "allen, die kürzlich jemanden verloren haben". Mit dem letzten Programmpunkt, einer der bekanntesten Jazznummern von George Gershwin "I Got Rhythm" zündete Pöndl den finalen Funken der Begeisterung und das Publikum feierte die Künstlerin im Stehen. Wahrlich ein fabelhaftes Debüt in der neuen Heimat.