Das Sinfonieorchester brilliert. Foto: Wenzler

Zum 35. Mal jährte er sich 2025, der „Tag der Deutschen Einheit“, und wie es die Tradition will, hatte auch dieses Jahr das Sinfonieorchester VS zum Festkonzert eingeladen.

Eine ganze Menge Zuhörer ließen sich das Ereignis nicht entgehen.

 

„Un-vollendet!“ – unter dieses Motto hatten Dirigent Achim Fiedler und sein Orchester ihr Konzert gestellt und ein passendes Programm vorbereitet.

Fachmann in Sachen unvollendete Einheit

Auch OB Jürgen Roth machte sich in seiner Begrüßungsansprache Gedanken darüber, ob die Einheit, die deutsche, nach diesen 35 Jahren vollendet sein mag oder nicht, und ob sie das jeweils sein könne – oder überhaupt muss.

Nun, was unvollendete Einheit angeht ist er als Oberbürgermeister Villingen-Schwenningens so eine Art Fachmann, denn die besteht ja nun schon deutlich länger als die Deutsche – und immer noch kracht es hin und wieder deutlich im doppelstädtischen Gebälk.

Die berühmte Unvollendete – und andere

Aber welche „unvollendeten“ Musikstücke standen denn nun auf dem Fiedlerschen Programmzettel? Keine Überraschung war die wohl berühmteste „Unvollendete“, nämlich Franz Schuberts „Sinfonie Nr. 7 h-Moll D 759“ – aber die hatte ihren Auftritt erst im zweiten Teil des Konzerts. Eröffnet wurde der musikalische Reigen zwar auch mit Franz Schubert, allerdings mit seinen eigentlich als Klavierkompositionen geschaffenen „Deutschen Tänzen D 783 und D 734“, die ihre quasi orchestrale Vollendung erst durch den Komponisten Johann Franz Ritter von Herbeck (1831-1877) erfuhr, zu Lebzeiten unter anderem Hofoperndirektor zu Wien. Das Ergebnis kam recht gefällig daher und wurde vom bestens aufgelegten Orchester auch präzise und mit tänzerischer Leichtigkeit zelebriert – klar, könnte man sagen, es sind ja auch Tänze, aber auch die kann man vermasseln.

Vollendet im zweiten Anlauf

Ein wahrhaft tragischer Fall ist der 1810 in eine Musikerfamilie geborene Komponist Norbert Burgmüller, der 1836 im Alter von nur 26 Jahren starb, bevor er sein Potenzial voll entfalten konnte. Seine „Sinfonie Nr. 2 D-Dur“ blieb unvollendet, bis Robert Schumann höchstselbst das Werk schließlich mit einem Scherzo zum kompositorischen Abschluss brachte. Dennoch geriet Norbert Burgmüller in Vergessenheit, bis 1980 seine Wiederentdeckung begann.

Ein rechtes Schmankerl, diese Sinfonie Nr. 2, für die Schumann mit seinem Scherzo einen rauschenden Abschluss geschaffen hat, der ganz wunderbar auf den beiden ersten Originalsätzen aufbaut. Und auch hier stellten Orchester und Dirigent ihr Können und ihre große Spielfreude unter Beweis.

Die Unvollendete doch vollendet

Wie bereits angekündigt folgte nach der Pause Franz Schuberts „Unvollendete“. Schuberts siebte Sinfonie, komponiert in h-Moll, einer unter Komponisten als schwierig gefürchteten Tonart, weswegen es auch nicht sehr viele Sinfonien in h-Moll gibt. Beethoven nannte h-Moll die „schwarze Tonart“, bei Schubert steht sie auch für den Tod. Doch wagte er sich für seine siebte Sinfonie daran, legte das Werk aber nach dem zweiten Satz in eine Schublade – und da blieb es dann auch liegen. Nicht in besagter Schublade aber grundsätzlich wiederentdeckt wurde „Die Unvollendete“ vom bereits erwähnten Johann Franz Ritter von Herbeck, der sie 1865 schließlich zur Uraufführung brachte.

Den Villingern geriet sie unter Achim Fiedler zu einem echten Höhepunkt dieses Festkonzerts, in dem alle Facetten der Sinfonie musikalisch gekonnt und präzise ausgeleuchtet wurden. Kein Wunder, dass das Publikum begeistert und langanhaltend applaudierte, was vom Sinfonieorchester dann auch mit einer Zugabe belohnt wurde.