Calexico spielen am 4. Juli in Stuttgart auf der Freilichtbühne Killesberg Foto: Promo

Von Folk, über Country-Rock bis hin zu Latin Jazz. Die Band Calexico vereint in ihren Songs unterschiedliche Musikrichtungen. Auch Blasmusik könnte bald eine Rolle spielen. Am 4. Juli sind sie auf der Freilichtbühne Killesberg zu sehen.

Stuttgart - Von Folk, über Country-Rock bis hin zu Latin Jazz. Die Band Calexico vereint in ihren Songs unterschiedliche Musikrichtungen. Auch Blasmusik könnte bald eine Rolle spielen. Vor ihrem Konzert auf der Freilichtbühne Killesberg am 4. Juli haben wir uns mit Joey Burns unterhalten.


Mister Burns, Calexico haben ihr aktuelles Album ‚Algiers’ in New Orleans aufgenommen. Wie war es, rund sieben Jahre nach dem Hurrikane Katrina dort zu arbeiten?
Ich liebe New Orleans. Man trifft dort auf viel Optimismus. Auch wenn es viele Menschen gibt, die noch immer kein Zuhause haben. Es hat etwas Inspirierendes, nach New Orleans zu gehen. Man begegnet Musikern, und die Stadt – vor allem das French Quarter – ist voller Geschichte.

Man hat aber nicht unbedingt den Eindruck, dass die Musik New Orleans’ viele Spuren auf „Algiers“ hinterlassen hat.
Wir sind auch nicht nach New Orleans gegangen, um ein Mardi-Gras-Album aufzunehmen. Wir waren natürlich offen für das große Spektrum an Musikern, die man dort trifft. Aber wenn wir Songs schreiben, entwickelt das ein ganz eigenes Leben und eine eigene Dynamik, die man nicht kontrollieren kann. Wir haben uns von unserer Intuition leiten lassen. Eine Formel dafür gibt es nicht.

Sie nennen den Jazzmusiker Eric Dolphy als Impulsgeber. Was gefällt Ihnen an seinen Kompositionen?
Vielleicht, dass er die Bassklarinette zu seinem Instrument machte. Ein ungewöhnliches Instrument für eine Jazzband. Ich liebe die tiefen Register, mich hat das sehr angezogen. „Out to Lunch“ ist ein aufregendes Album, das ich heute noch höre. Es geht dabei auch um die Frage, was eine Melodie ausmacht und wann wir entscheiden, was für uns Musik ist, und was nicht.

Wird also eine Bassklarinette irgendwann zur Besetzung von Calexico gehören?
Das kann man nie wissen. Ich habe bei dem Song „Don Gilberto“ schon mal eine Bassklarinette eingesetzt.

Das erste Album von Calexico erschien 1997 bei dem deutschen Label Hausmusik. Seither arbeiten Sie immer wieder mit deutschen Musikern zusammen. Warum?
Das hat sich so ergeben. Ich schätze die unterschiedlichen Arten von Musik, die man in Europa und in Deutschland findet. Ich liebe jede Art von Musik. Wolfgang Petters, den Labelchef von Hausmusik, traf ich zuerst in Tuscon. Mir gefiel es, dass er seine Alben in Handarbeit herstellte. Als ich begann, Musik zu machen, wollte ich jede Schallplatte individuell gestalten – und hier war einer, der genau das tat.

Calexico besteht aus Ihnen und John Convertino. Welche Musiker sind auf der aktuellen Tour dabei?
Wir spielen seit Jahren in einer festen Besetzung. Auf der jetzigen Tour wird unser Line-up allerdings anders aussehen. Paul Niehaus, Jacob Valenzuela und Martin Wenk werden nicht mit dabei sein, da sie andere Verpflichtungen haben. Ich bin sehr glücklich darüber, dass wird uns auch in dieser Hinsicht keine Grenzen setzen. Das ist unsere Philosophie: die Muse inspiriert uns und führt uns. Wir wollen den Augenblick aufleuchten lassen. Wir wollen weiterhin Musik machen und unsere künstlerische Freiheit leben.

Calexico vereint viele unterschiedliche Stilrichtungen. Was ist das verbindende Element?
Ein Grundmuster gibt es bei uns nicht. Mich selbst sehe ich als einen Musiker, der es liebt, in vielen unterschiedlichen Stilen zu arbeiten. Als ich aufwuchs liebte ich den Garagen-Rock, aber dann lernte ich, Jazz zu spielen. Ich zog nach Los Angeles und spielte mit Rick Cox, einem Schüler von Steve Lacy. Ich schreibe Filmmusiken und begleite andere Musiker. Portugiesischen Fado hörte ich zuerst hier, in Tuscon, Arizona. Ein Freund schickte mir eine CD von Amalia Rodrigues.

Was fasziniert Sie an dieser Musik?
Fado ist eine sehr emotionale und leidenschaftliche Musik, ich war augenblicklich süchtig danach, ich musste mehr darüber herausfinden. David Byrne versteht sehr viel von dieser Musik; er rief an und lud mich und John ein, nach New York, um bei einem Projekt auszuhelfen. Das ist es, weshalb ich es liebe, Musik zu machen: weil man überall einsteigen kann, auch ohne eine besondere Ausbildung.

Martin Wenk , Trompeter bei Calexico, begann zunächst in einer Blaskapelle bei Oktoberfesten, Hochzeiten und Beerdigungen zu spielen. Wird man auch einmal Blasmusik auf einer Calexico-Platte hören?
Ich werde ihm heute Nacht eine E-Mail schicken und ihn fragen, ob er sich das vorstellen kann.

Wenn Sie in Stuttgart auftreten – welches Material werden Sie spielen?
Wir werfen das alles gerne durcheinander, wir werden einige ältere Songs spielen und sicher auch einige ganz neue, an denen wir noch arbeiten. Wir gehen mit so vielen großartigen Musikern auf Tour, dass uns das Gelegenheit gibt, ausgiebig zu improvisieren. Jeder Abend wird vollkommen einzigartig sein – vor allem darin, wie wir in unser Material einsteigen. Europa ist ein fantastischer Ort für eine Band wie Calexico. Die Leute hier haben großartige Ohren und eine ausgeprägte Sensibilität. Für uns ist es immer ein Vergnügen, hier zu spielen.