Caroline Luy begeisterte die Zuhörer der Vesper. Foto: Anton

Die Vesper in der evangelischen Stadtkirche wurde gestaltet von Pfarrer Markus Luy (liturgische Texte) und dessen Tochter Caroline Luy (Bratsche).

Die 26-Jähige ist in St. Georgen aufgewachsen und hat bei Petra Wolff das Geigen- und Bratschenspiel erlernt. Sie war Mitglied im Landesjugendorchester, im Bundesjugendorchester und ist seit 2017 Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie. Neben dem Orchester- und Ensemblespiel widmet sich Caroline Luy seit Abschluss ihres Studiums im Hauptfach Viola in Hannover auch der Instrumentalpädagogik und der Kammermusik.

 

Die Begrüßung der Besucher übernahm Pfarrer Luy. Auf dem musikalischen Programm standen die „Suite für Cello solo Nr. 1“ von Johann Sebastian Bach und die Fantasien „Für Violine solo Nr. 10 und Nr. 7“ von Georg Philipp Telemann. Er sagte, dass die Werke ursprünglich nicht für Viola geschrieben waren, sondern für Violoncello und Violine.

Große Virtuosität

Caroline Luy erläuterte, dass Bach und Telemann freundschaftlich verbunden waren. Während aber die Tanzsätze der Bach-Suite nach festen Regeln komponiert seien, folgten die Sätze der Fantasien keiner festen Form.

Zur Einstimmung spielte die Bratschistin den ersten Satz aus der Suite von Bach. Bach, erfuhren die Besucher, soll die Cello-Suite ebenfalls auf einem violaähnlichen Instrument gespielt haben. Von Anfang an gelang es der Solistin, die Zuhörer mit ihrer Dynamik und der Wärme ihres Spiels in Bann zu ziehen. Bei der Allemande wechselten sich flüssige Läufe und gesangliche Passagen ab.

Der dritte Satz, die Courante, erfolgte mit rasanten Auf- und Abstiegen und erforderte große Virtuosität. Bei der „Fantasia für Violine Nr. 10“ von Telemann fiel beim einleitenden rasanten Presto der Komponist quasi mit der Tür ins Haus. Mit feierlichem Duktus und schöner Melodieführung folgte das Largo, um beim abschließenden Allegro wieder einen fröhlichen Ausdruck anzunehmen.

Hohe technische Perfektion

Die „Fantasia für Violine solo Nr. 7“ begann beim Dolce mit zartem Schmelz in schönem Wechsel zwischen raschen Aufgängen und Doppelgriff-Harmonien. Huschend-rasante Läufe gipfelten beim Allegro in schönen Zweiklängen. Gemessen und mit klagendem Ausdruck erklang das Lamento des Largo-Satzes. Hohe technische Perfektion und souveräne Meisterschaft zeigte sich im Presto.

Zum Abschluss spielte die Solistin die weiteren Sätze der Suite Bach. Die Sarabande bestach durch ihren besonderen Rhythmus. Entschlossen und energisch in den Stakkato-Passagen, hingebungsvoll und gelöst in den Legati, erklangen die beiden Menuette. Bei der Gigue durcheilte die Bratschistin die Oktaven in rasantem Tempo ähnlich einem Pferd, das bei der Jagd in rasenden Galopp fällt.

Die Zuhörer bedankten sich für diese beeindruckende Vesper mit großem Applaus.