Sorgten für eine ganz andere Form von Andacht und Frömmigkeit: Andreas Jenter und der Ostdorfer Kirchenchor. Foto: Szymanski

Kultur: Ostdorfer Kirchenchor gestaltet Konzert in der Medarduskirche mit modernen und klassischen Stücken

Freude am Gesang, Dynamik und ein abgerundetes Tonspektrum sind die Markenzeichen des Ostdorfer Kirchenchors. Bei der Geistlichen Abendmusik in der Medarduskirche entwickelten sie mit der Auswahl von modernen, aber auch klassischen Liedern und Chorsätzen eine ganz andere Form von Andacht und Frömmigkeit.

Balingen-Ostdorf. Das machte die Füße unruhig und tupfte ein Lächeln in die Augenwinkel der Zuhörer. Harmonische Kühnheiten mit dem Prélude in D von Alphonse Mailly mit Chorleiter Andreas Jenter an der Orgel bereiteten vor, wie sich diese abendliche Musik gestalten wird: beschwingt und dennoch angemessen feierlich.

Als Leitmotiv stellte sich ein Thema heraus, das aktueller nicht sein könnte: das Bewahren und sorgsame Umgehen mit unserem Planeten und somit aus christlicher Sicht die Achtung vor dem Schöpfer aller Dinge, dem Dank und der Anbetung.

Pfarrer Johannes Hruby bemerkte bei seiner Begrüßung, dass der Chor virtuoser geworden sei und sich ein buntes Programm erarbeitet habe. Denn das Repertoire des Ensembles mit bislang nur drei Männerstimmen umfasse Lieder aus dem Barock, der Romantik und englische Kirchenlieder sowie solche aus dem evangelischen Gesangbuch mit neuen Liedern. Der schmale blaue Band zeichnet sich aus durch zeitgemäße Texte und bei den Noten und melodischen Themen durch viele Synkopen und Achtelnoten, die den Gesängen eine andere rhythmische Gestalt und Farbe verleihen.

Bunt und poetisch besingt der Psalm 104 die Größe und Bedeutung der Schöpfung für die Menschheit. "Lobe den Herrn, meine Seele!" – so beginnt dieser Lobgesang und bietet in vielen Strophen hohe Dichtkunst: "Du breitest den Himmel aus wie einen Teppich; du baust deine Gemächer über den Wassern."

Ganz still und nachdenklich wurde es auf den Kirchenbänken bei der Psalm-Lesung durch Pfarrer Hruby wie auch bei Texten von Dietrich Bonhoeffer, der unter anderem die Botschaft sandte: "Um diese Freude, die Jesus schenkt, geht es. Sie allein ist glaubwürdig, sie allein hilft und heilt." Die Schöpfung besang auch der Chor mit "Schau auf die Welt" des britischen Komponisten John Rutter und tröstete mit dem Chorsatz "Gott hat mir längst einen Engel gesandt".

Unterstrichen wurde dies einmal mehr mit Präludium und Fuge in D-Dur von Dieterich Buxtehude, Organist und bedeutender Komponist des Barock. Da zieht Andreas Jenter, der den 1935 gegründeten Kirchenchor seit neun Jahren leitet und seit zehn Jahren die Orgel in der Dorfkirche spielt, sozusagen alle Register dieses Instruments oder lässt es mit einer subtilen Durchzeichnung wie eine Stimme tönen.

Obwohl auf dem Programm die Einladung ausgesprochen wurde mitzusingen, wie bei dem bekannten Kirchenlied "Nun danket alle Gott" und anderen, hörten fast alle dem Ensemble und dessen feiner Tongebung und Innigkeit lieber andächtig zu. Ein Ruck ging jedoch durch die Reihen, als der Organist, der dem Chorklang durch rhythmische Skandierungen am Piano noch mehr Tiefe verlieh, sich an ein noch flotteres Werk machte: "Aria" von William Lloyd Webber, Vater des berühmten Musical-Komponisten Andrew Lloyd Webber. Jenter spielt dieses beschwingte Orgelwerk mit wenig Pathos, reihte die Läufe wie Perlen an der Kette und spannte präzise Oktavensprünge.

Durch rhythmisches Klatschen bekamen die Besucher noch eine Zugabe geschenkt: "Die Abendglocken läuten" – rund, dynamisch und singfreudig intoniert.