Auch mit ihrer zweiten Veranstaltung in dieser Saison bewiesen die Macher von„Kultur am Dobel“ ein glückliches Händchen. Jürgen Hörig und Benny Eisel bescherten dem – durchweg älteren – Publikum mit ihren Lieblingsliedern und den passenden Geschichten einen schönen Abend.
Vorstandsmitglied Dieter Göntgen freute sich, dass auch an diesem Abend das Stadthaus voll besetzt war. „Mehr Zuschauer hätten wir kaum untergebracht“, bestätigte sein Kollege Ralf Günther.
Hörig hat viele Jahre die Landesschau im Südwestfernsehen und die Sendung „Kaffee und Tee“ moderiert. Seit einiger Zeit ist er auch als Liedermacher und Sänger unterwegs, an der Gitarre eindrucksvoll begleitet von Benny Eisel. Neben eigenen Songs konzentriert sich Hörig dabei auf Lieder, die ihn schon sein Leben lang begleiten. Und er hatte auch spannende Geschichten dazu mitgebracht.
Zum Auftakt sang er „Junimond“ von Rio Reiser. Mit der Textzeile „Es ist vorbei, jetzt tut‘s nicht mehr weh, bye-bye Junimond“ schien er eigene Erinnerungen zu verbinden. Überhaupt fragte sich Hörig an diesem Abend öfter, wo die Zeit geblieben ist.
Mit Flügeln unter den Füßen
Beim Blick in den Spiegel in seinem Songs„In the Mirror“ vermisst er den Jungen mit den blonden Haaren, der mit Flügeln unter den Füßen durch die Welt ging. Dessen Welt so jung war, dass darin alle Bäume grün waren. Und doch kann der 60-Jährige von sich sagen: „Die Jahre konnten meiner Seele nichts anhaben und darauf kommt es an.“
Bei der Frage, ob sie Matthew Gordon Sumner kennen, mussten seine Zuhörer passen. Dann folgte eine dieser Geschichten, mit denen Hörig sein Publikum bestens unterhielt. Denn dieser Sänger trat zu Beginn seiner Karriere immer mit einem schwarz-gelb- gestreiften Pullover auf, der an eine Wespe oder Biene erinnerte. Und da er als Engländer eher kein Fan von Borussia Dortmund war, verpassten ihm seine Bandkollegen den Spitznamen „Sting“ – der englische Begriff für Stachel. Und wer nun auf „Field of Golds“ hoffte, der musste sich noch ein bisschen gedulden, den zunächst erklang „Shape of my Heart“.
Mit Don Mc Leans berühmter „Starry, Starry Night“ folgte ein weiterer Welthit. Hörig erklärte seinem aufmerksam lauschenden Publikum, dass es eine Hommage an Vincent van Goghs berühmtestes Bild sei, die Sternennacht.
Furios endete der erste Teil mit „Only You“, im Original gesungen von Vince Clarke und Alison Moyet. Welch ein kongeniales Duo Hörig und Eisel sind, bewiesen sie im zweiten Teil, der mit weltbekannten Filmhits begann. Schon wenn die ersten Takte von „It Must Have Been Love“ erklingen, kommen Erinnerungen auf an „Pretty Woman“. Hörig erinnerte an die berühmte Schlussszene, in der Richard Gere in einer weißen Stretchlimousine bei Julia Roberts vorfährt und mit einem Blumenstrauß zwischen den Zähnen eine Hängeleiter hochklettert. „Diese Hängeleitern gibt es in vielen Filmen, sie haben schon ikonischen Charakter“, sagte Hörig.
Tragischer Irrtum
Die Plattenfirma EMI hatte diesen Song bei der schwedischen Band Roxette bestellt, ihn aber nicht für hitverdächtig befunden. Welche tragischer Irrtum. Man glaubt Hörig auch gerne, wenn er gesteht, dass er in Julia Roberts verliebt gewesen sei, denn der nächste Song stammte aus einem Film mit ihr und Hugh Grant: „When you say Nothing at All“ aus „Notting Hill“. Manchmal sei es einfach besser, nichts zu sagen. Das sei eben wie zuhause, meinte Hörig.
Den Sänger Cat Stevens ehrte er mit der Ballade, „My Lady d‘Arbanville“, einer früheren Freundin des Sängers, der später zum Islam übertrat. Für sein grandioses Gitarrensolo in „Chasing Cars“ bekam dann Benny Eisel einen Riesenapplaus.
Mit eigenen Kompositionen und dem Beatles-Song „While my Guitar Gently Weeps“ ging dieser Konzertabend zu Ende. Allerdings erklatschte sich das Publikum noch einige Zugaben, darunter die Sting-Hymne „Fields of Gold“.