Der Berlin Rapper Sido holt in Stuttgart einen Überraschungsgast auf die Bühne und erzählt vom Älterwerden: Bilder und Kritik vom Auftritt am Dienstagabend in der Porsche-Arena.
Mit Bass, Bass und noch mehr Bass erscheint Sido am Dienstagabend um 20:30 Uhr auf der Bühne der ausverkauften Porsche-Arena. Hier macht er im Rahmen seiner „Paul – Live mit dir“-Tournee Station in Stuttgart. Und offensichtlich hat er sich nach einer kurz-kuriosen Comedy-Einlage von Abdel Boudii und dem Auftritt des Rap-Duos UVT vorgenommen, die rund 6000 Fans gute eineinhalb Stunden lang nachhaltig zu begeistern.
Von unten nach oben und wieder zurück
Der ehemalige Aggro-Berlin Rapper, der mit bürgerlichem Namen Paul Würdig heißt, ist komplett in Weiß gekleidet: Gucci-Hemd, Baggy Pants, Sneaker, die Fingernägel schwarz lackiert, dazu eine Sonnenbrille, Haar kurz und langer Bart in Grau. Die mit ihm berühmt gewordene Maske hat er zwar eigentlich längst abgelegt, doch an diesem Abend wird er später einmal wieder die Gelegenheit bekommen, sie zu tragen.
Sido kommt wie ein Prophet daher, wie ein Magier, der aus Gangsta-, Pop-, Comedy-Rap, Trap und Rap-Balladen einen wohlschmeckenden Zaubertrank kocht. Der gebürtige Ost-Berliner erzählt mit Mutmach-Attitüde in seinen Songs vom Leben, das einem manchmal ganz schön böse mitspielt, vom Weg von ganz unten nach ganz oben und wieder zurück, von Drogen- und Alkoholsucht, von Therapiesitzungen und vom In-die-Jahre-Kommen. „Gott, sind wir alt geworden“, sagt er dann, und trinkt einen großen Schluck Eistee.
Sido setzt sich wieder die Maske auf
Der erste Song ist „Bilder im Kopf“. Es folgen 32 weitere Lieder, darunter etwa „Mein Block“, „Follow“, „Herz“ oder „Schlechtes Vorbild“. „Rollender Stein“ handelt von der Vaterschaft zu seinen vier Söhnen. Durch die Halle schweifen Lichtkegel und über die Bühne sind Videoausschnitte zu sehen, die Feuer, Himmel oder auch grafische Elemente zeigen, die sich als das Rad der Zeit deuten lassen. Große Würfel mit LED’s dienen als Podeste, auf denen er selbst, oder die Backup-Sänger stehen.
Sidos Show ist im Grunde eine Solo-Performance, an den Plattenspielern DJ Desue, der ihn auch in Rap und Gesang begleitet. Zu „Ne Leiche“ taucht als Überraschungsgast SDP-Mann Dag-Alexis Kopplin auf, und zur Konzertmitte hin nimmt das Tempo zu, und der Auftritt wandelt sich zur Dance-Party: ein berauschendes Fest für die Anwesenden. In den vorderen Reihen trägt einer eine Sido-Maske, die Sido an sich nimmt und damit ein kurzes musikalisches Rollback gibt. Als Zugabe gibt es dann noch den Stevie-B zitierenden Song „Carmen“.
Weihnachtsmann Sido
Sido inszeniert sich an diesem Abend als Stehaufmännchen: Fehler machen und sich wieder aufrappeln, auch die nächsten 20 Jahre: „Es ist noch lange nicht vorbei“, lässt der 42-Jährige sein Publikum wissen. Dazu gehört auch, dass Sido wieder im Dezember zehn Tage lang in der Columbiahalle in seiner Heimatstadt Berlin mit vielen Gästen bei einer großen Show Weihnachten feiern wird. Ob er sich dann auch als Weihnachtsmann verkleidet? Den langen Bart dazu, den hat er schon mal.