Die "Freiburger Spielleyt" beglückten die Zuhörer in der Burgfelder Michaelskirche mit mittelalterlichen Klängen. Foto: Doldinger

Der letzte Auftritt ist zwar schon neun Jahre her, doch die "Freiburger Spielleyt" gaben sich bereits zum sechsten Mal in Burgfelden die Ehre.

Albstadt-Burgfelden - Zum mittlerweile sechsten Mal haben die "Freiburger Spielleyt" ein Gastspiel in der Alten Michaelskirche in Burgfelden gegeben – und zum sechsten Male war es ein Genuss. Vor 24 Jahren waren die Musikerinnen und Musiker um Albrecht und Jutta Haaf zum ersten Mal zu Gast im "Burgfelder Musikforum" – danach folgten sie noch weitere vier Male Einladungen von Georg Wiedemann.

Zeitreise ins Mittelalter

Als junge Musiker hatten sie sich der Wiederentdeckung und -belebung der Musik des Mittelalters verschrieben, und dieser Leidenschaft sind sie treu geblieben, wenngleich sich die Gewichte von der Freude am Spielen der Gauklermusik mit der Zeit hin zur historisch genaueren Aufführungspraxis verlagert – die Freude ging dabei, wohlgemerkt, nie verloren.

Das war auch jetzt wieder so, neun Jahre nach ihrem letzten Auftritt in der romanischen Kirche in Burgfelden, bei einem Konzert im Rahmen des "Forums Alte Musik Burgfelden". "Passacaglia della vita - das Leben ist ein kreisend Rad" heißt das neue Programm, durch das im Wechsel Sängerin Regina Kabis-Elsner und Albrecht Haaf führten. Es schlägt einen Bogen vom 11. bis 16. Jahrhundert und entführt die Zuhörer mit seinen Gesängen und Instrumentalstücken in die Klöster und Burgen jener Zeit entführte – eine Zeitreise, für die das Gemäuer aus dem elften Jahrhundert wie geschaffen war.

Spiel auf der tragbaren Schoßorgel

Mit ihrem klaren, warmen Sopran erweckte Regina Kabis-Elsner die Welt der Hildegard von Bingen und der Carmina Burana zu neuem Leben, desgleichen die des Florentiners Francesco Landini, eines Komponisten des 14. Jahrhunderts, dem Burgfelden mittelbar eine Art Uraufführung verdankt: Im "Squarcialupi-Codex" ist Landini mit einem ungewöhnlichen Instrument abgebildet, dem Organetto oder Portativ, einer tragbaren Schoßorgel.

Von dieser Mini-Orgel hat sich Alfred Haaf zu einer siebenstimmigen Fantasie über Landinis "Ecco la primavera" inspirieren lassen. Fünf Stimmen intonierte er mit den fünf Fingern seiner rechten Hand, die sechste und siebente als "Bordun", als durchgehende Basslinie – die linke Hand sorgte unterdessen für die Luftzufuhr am Blasebalg. So gespielt konnte die kleine Orgel fast den Vergleich mit ihren großen Schwestern austhalten.

Musik aus Spanien und Frankreich

Die zweite Hälfte des Konzerts war vor allem der Musik Spaniens gewidmet. Lieder aus dem "Cancionero de Palacio", einem prachtvollen Liederbuch aus der Zeit Isabellas von Kastilien vermittelten dem Publikum einen Eindruck von der Musik an den spanischen Höfen um das Jahr 1500. Danach unternahmen die "Spielleyt" noch einen Abstecher ins Frankreich des 16. Jahrhunderts, und zwar mit einem Lautensolo von Guillaume de Morlay; den Schlusspunkt setzte das Werk, das dem Programm seinen Namen gegeben hat: die "Passacalli della vita" des frühbarocken römischen Meisters Stefano Landi, ein Lied, das im Takt der Passacaglia, eines Schreittanzes, die Unausweichlichkeit des Schicksals in Tönen veranschaulicht.

Tosender Beifall belohnte die fünf Musiker für diese außergewöhnliche Reise durch Raum und Zeit – außer Sängerin Regina Kabis-Elsner und Alfred Haaf, der neben dem Organetto auch Vila d’arco, Schamei, Hackbrett und Ganassi-Flöte beherrscht, musizierten Jutta Haaf, eine Meisterin der Harfe, des Organetto und der Rahmentrommel, Maria Ferré, die Laute und historische Gitarre spielt, und Zink-Virtuose Hans-Jakob Bollinger. Es versteht sich, dass sie nicht ohne Zugabe von der Bühne durften.

"Ensemble Pretiosa" spielt am 24. Juli

Wem sie entgangen ist, darf sich trösten: Am Sonntag, 24. Juli, ist noch einmal alte Musik in der Alten Michaelskirche zu hören: Das "Ensemble Pretiosa" spielt geistliche Musik aus dem 17. Jahrhundert, genauer: Psalmvertonungen aus der Jenaer Sammlung "Angst der Hellen und Frieden der Seelen". Vier Singstimmen werden von Blockflöte, Zink, Viola und Truhenorgel begleitet; Karten sind im Vorverkauf in der Tourist-Info der Stadt Albstadt oder über www.reservix.de erhältlich.