Die Kantorei unter Leitung von Carmen Jauch begeisterte in der voll besetzten Alpirsbacher Klosterkirche mit dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Instrumentaler Partner war einmal mehr das Ensemble Accademia Armonica aus Freiburg. Foto: Haubold

Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium erfüllte die voll besetzte Klosterkirche in Alpirsbach. Die Kantorei hatte die nachweihnachtlichen Kantaten einstudiert.

Alpirsbach - Kantorin Carmen Jauch war am Montagabend anzusehen, wie sehr sie sich über das gelungene Werk freute. Sie schien zufrieden zu sein.

Langer, begeisterter Applaus galt den Chorsängern der Alpirsbacher Kantorei und dem Instrumentalensemble Accademia Armonica aus Freiburg mit Leiterin Monika Ecker, sowie den vier Solisten Jeannette Bühler, Livia Kretschmann, Jonas Bruder und Christian Honold.

In Freudenstadt gab es bereits vor Weihnachten eine prächtige Aufführung der ersten drei Kantaten des barocken Weihnachtsklassikers. In Alpirsbach sollte nun der zweite Teil des Oratoriums gespielt werden, also die Kantaten von vier bis sechs.

Sänger knüpfen an Aufführung in Freudenstadt an

Um an die vergangene Aufführung in der Freudenstädter Stadtkirche anzuknüpfen, sang der Chor nach der Instrumentaleinleitung mit Pauken und Trompeten den Anfang der ersten Kantate. Fröhlicher konnte der Einstieg nicht sein, als die rund 30 Sänger die Tage priesen.

Pfarrer Christian Honold lud die Gäste ein, in das bekannte Kirchenlied "Es ist ein Ros entsprungen" mit einzustimmen, bevor dann Johann Sebastian Bachs Musik in einer festlichen, glanzvollen und innigen Interpretation zu hören war.

Sänger versprühen Freude, Erwartungen und Hoffnung

Mit Optimismus und viel Gefühl erzählten Chor und Solisten die Geschichte von der Beschneidung Christi bis zur Ehrenerweisung durch die drei Könige. Die Sänger versprühten im Eingangsstück "Fallt mit Danken, fallt mit Loben" Freude, Erwartungen und Hoffnung.

Der strahlende Klang der Trompeten, der Glanz der Flöten, der warme Ton der Oboen und die Leichtigkeit der Streicher berührten die vielen anwesenden Musikfreunde sichtlich. Einige lauschten andächtig mit geschlossenen Augen.

Jonas Bruder lenkt Aufmerksamkeit auf den Kern der Geschichte

Den eher gedämpften Orgelpart übernahm der Freudenstädter Kirchenmusikdirektor Jörg Michael Sander. Als Evangelist lenkte Tenorsänger Jonas Bruder mit seiner eindringlichen Stimme die Aufmerksamkeit auf den Kern der Weihnachtsgeschichte.

Eine Lobeshymne auf Jesus enthüllten Pfarrer Christian Honold (Bass) und Sopranistin Jeanette Bühler im musikalischen Zwiegespräch beim anspruchsvollen Rezitativ und Choral "Immanuel, o süßes Wort". Zur Sopranarie "Flößt, mein Heiland, flößt dein Namen, jenen strengen Schrecken ein?" erklang dann das Echo zur Angst vor dem Tod. "Sollt ich nun das Sterben scheuen?", fragte Altistin Livia Kretschmann andächtig. Ein freudiges "Ja" ließ Jeanette Bühler mit viel Stimmkraft zur Hoffnung auf Jesus als Erlöser erklingen.

Auf andächtige Stille folgt tosender Applaus

Couragierte Entschlossenheit im Glauben zeigte der Chor zu Beginn der sechsten Kantate: Beherzt und vielgestaltig erklang "Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben". Nach dem sehr behutsam interpretierten Choral "Ich steh’ an deiner Krippe hier" äußerten alle vier Solisten mit "Was will der Hölle Schrecken nun" Vertrauen in das weihnachtliche Geschehnis.

Das letzte Wort hatte natürlich die Kantorei: Nach dem finalen Choralsatz "Tod, Teufel, Sünd und Hölle sind nun ganz und gar geschwächt, bei Gott hat seine Stelle das menschliche Geschlecht", herrschte zunächst andächtige Stille in der Kirche, bevor der tosende Applaus einsetzte.