Die Sängerin Nicole Vielhauer, auf dem Foto mit Bass, war immer mitten im Geschehen beim musikalischen Treiben von „Pauls an the Girl“. Foto: Demmer

Der Konzertabend mit „Pauls and the Girl“ hat im Margrethausener Juwel viel Anklang gefunden.

Es gibt zwei Arten, wie man ins „Juwel“ gehen kann: gezielt, wenn man den oder die Künstler und Künstlerinnen bereits kennt, oder spontan, in der Hoffnung den einen oder anderen Diamanten zu entdecken. Letzteres gelang mit „Pauls and the Girl“ – zwar ungeschliffen, aber durchaus schimmernd und glitzernd.

 

Einst war das „Juwel“ nur ein schnöder Trödelladen, in dem man Second Hand das eine oder anderer Schnäppchen „erjagen“ konnte. Vor einigen Jahren kamen die dortigen Betreiber auf die Idee, inmitten der käuflichen Schätze auch Kultur in Form von Rock, Pop und Blueskonzerten zur Aufführung zu bringen – dies nun erfolgreich seit Jahren und beinahe wöchentlich.

Band findet zu außergewöhnlicher Größe

Diesmal standen nun, nicht zum ersten Mal, „Pauls an the Girl“ auf der großen Juwel-Bühne. Fünf männliche Musiker, „die Pauls“, und das „Girl“, das auf den Namen Nicole Vielhauer hört. Sie führt mit ihrer unglaublichen Musikalität und Spielfreude die „Pauls“ auf der Bühne an. Der Begriff Coverband wäre zu wenig, um das Schaffen der aus der Region stammenden Künstler auszudrücken. Immer dann, wenn das Standardrepertoire verlassen wird, findet die Band zu außergewöhnlicher Größe und zeigt, was sie wirklich draufhat. Echte, handgemachte und aufrichtige Musik ist zu hören – ohne die lästigen und peinlichen Playbacks, die manche regionale Showbands mittlerweile zum Hauptbestandteil ihrer Aufführungen gemacht haben.

Es wird gespielt, getanzt und geschwitzt

Wenn man ein Keyboard hört, steht auch wirklich eines auf der Bühne, das in Echtzeit meisterlich bedient wird. Es wird gespielt, getanzt und aufrichtig geschwitzt. Die ehrliche Freude und das Strahlen auf den Gesichtern der Musiker, wenn ein Stück besonders gut gelungen ist, zieht einen im Konzertverlauf immer mehr in den Bann und vor zur Bühne. Wenn denn dann mal ein Saxofon gebraucht wird, schnappt sich die Sängerin den Bass und der Bassist mutiert kurzfristig zum Bläser.

Vor allem die soulige Stimme mit vielen Jazz- und Bluesanleihen von Vielhauer prägt das Geschehen auf der Bühne. Die vorgetragenen Straßenfest-Standards, von Liquido bis Nena, sind richtig gut und gelungen. Auch ein „Somewhere only we know“ der britischen Band Keane kommt durchaus bereichernd und solide daher. Sobald die Gitarren allerdings das Turnersche „Nutbush City“ oder ein vor Inbrunst strotzendes „Proud Mary“ anbieten, wirkt alles andere wie ein Rausschmeißer nach Barschluss, und das Herzblut der Musiker wird mehr als deutlich greifbar.

Berührend und mehrstimmig

Immer dann, wenn die Band ihre eigenen Wege geht, wird aus einer sehr guten eine großartige Formation. Das geschieht zum Beispiel mit einer Bluesrockversion des Elektrohits „Sweet Dreams“ und durch außergewöhnliche Songbearbeitungen wie im Fall von „Help“, das von einer reisenden Uptempo-Nummer zu einer berührenden, mehrstimmigen Soulballade portiert wurde.

Gäste waren jede Menge da. Sehr gut gefüllt war ein doch eher der Pubertät längst entwachsenes Publikum zu identifizieren – selten sitzend, oft tanzend und singend oder anstehend an der Bar. Sie verbrachten in Margrethausen einen bereichernden und großartigen Abend mit hochwertiger, ehrlicher und berührender Musik.