Begeisterte das Publikum in der Ebinger Festhalle mit ihrem Klarinettenspiel: Chiara Holtmann. Foto: Groh

Konzert: Ebinger Kammerorchester und Klarinettensolistin Chiara Holtmann geben souveräne Vorstellung

Albstadt-Ebingen (wgh). Ein rundum gelungenes Konzert hat das Kammerorchester Ebingen unter der Leitung von Martin Künstner in einer vollbesetzten Festhalle gegeben – und sich dabei in Bestform präsentiert.

Gleich zum Auftakt bekam das Publikum eine musikalische Preziose geboten, nämlich Carl Maria von Webers Klarinettenquintett op. 34 in B-Dur in einer Fassung fürs Streichorchester – den Solopart spielte die gerade mal 17-jährige Chiara Holtmann, und zwar ohne Fehl und Tadel. Holtmann hat schon mehrere Bundespreise im Wettbewerb "Jugend musiziert" gewonnen und dazu erst jüngst den ersten Preis der Deutschen Klarinettengesellschaft; sie wird vom Verein "Spitzenklänge" unterstützt, der begabten Jugendlichen von der Zollernalb eine Förderung angedeihen lässt. Indes muss man sich vergegenwärtigen, dass Weber sein Klarinettenquintett seinerzeit für Heinrich Baermann, einen berühmten Klarinettenvirtuosen, komponierte, und kann dann ermessen, welch schwierige Aufgabe Chiara Holtmann zu lösen hatte. Sie meisterte sie mit Bravour.

Im ersten Satz, dem "Allegro", entfaltete sich gleich zu Beginn über dem Klanggrund, den die Streicher legten, ein gut artikuliertes, melodiöses und völlig unangestrengt anmutendes Klarinettenspiel. Kräftige Streicher-einwürfe setzten einen musikalischen Dialog in Gang, in dem die Klarinette sich mal virtuos, dann wieder melodisch und in allen Lagen wundervoll ausgeglichen präsentierte. Auch die dynamische Ausgestaltung dieses Dialogs ließ nichts zu wünschen übrig.

Der zweite Satz, eine "Fantasia, Adagio ma non troppo", begann mit einer elegischen Orchestereinleitung, deren Motive von der Klarinette aufgegriffen und weitergeführt wurden. Dramatische Episoden wechselten im Klarinettenpart mit regelrechten Koloraturen. Es folgte ein beschwingtes "Menuetto", das von der Wechselrede zwischen einer verspielten Klarinette und keck trippelnden Streichern sowie der anrührenden Melodik des tänzerischen Mittelteils lebte. Den Abschluss bildete ein unwiderstehlich heiteres und ausgelassenes "Rondo". Danach gab es Beifall und Blumen für die junge Solistin – und außerdem Glückwünsche von Renate Musat von den "Spitzenklängen".

Anschließend ging es ohne Pause weiter, und zwar mit Felix Mendelssohn-Bartholdys Sinfonie Nr. 9 in c-Moll, der sogenannten "Schweizer Sinfonie". Ein hochmotiviertes Kammerorchester musizierte gut durchhörbar und so sauber, dass man geneigt war zu vergessen, dass man es hier mit einem Laienensemble zu tun hatte. Der erste Satz "Grave-Allegro" begann ernst, würdevoll und in Moll, doch wich die Schwere urplötzlich einer beschwingten Fröhlichkeit und einem strahlendem Dur. Melodiös und liedhaft nahm sich das anschließende "Andante" aus, das die hohen Streicher kantabel eröffneten und anschließend im Wechsel mit den tiefen Streichern fortführten, bis am Ende alle gemeinsam den Satz leise ausklingen ließen.

Große Spielfreude legte das Orchester im keck beginnenden "Scherzo" an den Tag; im Mittelteil des Satzes erklang dann das Schweizerlied, dem die Sinfonie ihren Namen verdankt, und weckte Assoziationen an Alphornklänge, Echowirkungen und ländliche Idyllen in der Schweizer Bergwelt. Danach noch ein "Allegro vivace" mit vielen schönen Melodien und Fugato-Passagen, in dem die Spannung bis zum triumphalen Finale nicht abriss.

Kräftiger Schlussapplaus war der Lohn für diese große Leistung; danach gratulierte Dirigent Martin Künstner noch Helmut Riexinger zu 50 Jahren aktiver Mitgliedschaft im Orchester. Eine Zugabe setzte den Schlusspunkt: Noch einmal erklang der erste Teil des "Scherzo" aus der Schweizer Sinfonie.