Ein besonderes Konzert steigt am Samstag, 1. Februar, im Lahrer Schlachthof bei der Rockwerkstatt. Der gebürtige Lahrer Julian Maier-Hauff und Lukas DeRungs mischen Minimal-Electronics und Jazz. Hier sprechen sie über ihren Sound und verraten, was die Konzertgäste erwartet.
Der gebürtige Lahrer Julian Maier-Hauff hat langjährige Bühnenerfahrung. Er hat mit Künstlern wie Alice Merton oder Mine gearbeitet, zudem war er an der Elbphilharmonie, im Funkhaus Berlin und beim Münchner Rundfunkorchester aktiv. Er wechselt zwischen Synthesizer, Drumcomputer und Blasinstrumenten. Lukas DeRungs kommt aus dem Markgräflerland, ist Pianist und Komponist und wurde kürzlich mit dem Landesjazzpreis ausgezeichnet. Sein Debütalbum wurde 2023 für den Deutschen Jazzpreis nominiert. Beim Projekt spielt er Keyboards und Synthesizer.
Herr Maier-Hauff, Herr DeRungs, was hat Sie dazu inspiriert, gemeinsam Musik zu machen?
Maier-Hauff: Wir sind uns bei einem Konzert einer befreundeten Musikerin begegnet, bei dem wir beide auf der Bühne standen. Ich wusste, dass Lukas musikalisch sehr flexibel und neugierig ist, was zu meiner Idee passte, ein vielseitiges und dynamisches Duo zu gründen. Wir haben uns zum Komponieren getroffen und unseren Sound entwickelt.
Was zeichnet den aus?
DeRungs: Uns verbindet eine Liebe zu allem, was groovt. An Julian schätze ich seine sehr feine Wahrnehmung für musikalische Details. Die Musik darf und soll mega abgehen und Druck haben, aber sie ist nie überladen – sei es ein Minimal-Music-Pattern, eine Harmoniefolge, die auch in einem Popsong stehen könnte oder ein improvisiertes Solo, das man im Jazz erwarten würde.
Welche Einflüsse prägen Ihren Jazzstil?
DeRungs: Für mich sind auf jeden Fall die heutigen Jazzpianisten sehr inspirierend, etwa Aaron Parks, Gerald Clayton oder Brad Mehldau. Sie sind auch musikalische Grenzgänger. Prägend waren auch Hits der 60er, 70er und 80er-Jahre, die ich als Jugendlicher mit meiner Coverband gespielt habe. Während meines Studiums in London habe ich Chormusik geschrieben, mich aber auch mit Spielarten des Jazz beschäftigt, mit indischer Musik, im weitesten Sinne mit der sogenannten Weltmusik.
Wie bereichern die Unterschiede Ihrer musikalischen Hintergründe Ihre Zusammenarbeit?
Maier-Hauff: Wir teilen eine Vorliebe für das Gesangliche in der Musik. Obwohl Lukas Jazzpianist und Komponist ist, fühlt er sich im Folk- und Singer-Songwriter-Genre zu Hause. Wir schätzen starke musikalische Themen, die authentisch und natürlich wirken – ein Merkmal des Folks.
Gleichzeitig fasziniert uns die intime Atmosphäre des Singer-Songwriter-Stils, bei dem der Fokus oft auf Song und Botschaft liegt. Unsere Jazz-Sozialisation bringt Offenheit für Improvisation und komplexe Arrangements mit, aber wir ergänzen uns auch durch unsere individuellen Genres: Ich steuere Ideen aus der elektronischen Musik bei, Lukas bringt häufig Jazzstücke ein.
Wie entstehen die Stücke?
Maier-Hauff: Wir gehen unterschiedlich an Musik heran. Während das Notenlesen nicht meine Stärke ist, komponiert Lukas intuitiv, aber auch mit einer soliden theoretischen Basis. Wir starten oft, indem wir uns den Verlauf eines Konzerts vorstellen und darauf basierend Musik entwickeln, die zum Spannungsbogen passt.
Manchmal bringt jeder Ideen mit, die wir ins Set einbauen und weiterentwickeln. Andere Ideen werden von einem alleine ausgearbeitet und später präsentiert. Lukas ist ein exzellenter Feedbackgeber. Ich kann ihm Ideen anvertrauen, die er hinterfragt, analysiert und weiterentwickelt.
Hat Sie die Region, in der Sie aufgewachsen sind, musikalisch geprägt?
DeRungs: Ja, aber weniger durch regionale Traditionen als durch Bezugspersonen. Ich hatte das Glück, musikalische Mentoren zu haben, die mir Neues gezeigt und meinen musikalischen Horizont erweitert haben.
Maier-Hauff: Ich halte die Region, in der ich aufgewachsen bin, für sehr prägend. Es gab immer junge Menschen, die Musik auf ähnliche Weise geschätzt haben wie ich. Auch die Pädagogen waren sehr inspirierend und unterstützend. Ich hoffe für die junge Generation, dass sich daran nichts geändert hat.
Was erwartet die Besucher des Konzerts in Lahr?
Maier-Hauff: Das Programm reicht von elektronischer Musik über House bis zu Jazz und Intelligent-Dance-Music. Wir verbinden komponierte Passagen mit offenen, sphärischen Improvisationen und schaffen einen fließenden musikalischen Bogen. Oft sind wir genauso gespannt wie das Publikum, was zwischen den musikalischen Inseln passiert.
DeRungs: Man hört zum Beispiel mega starke Trompetensoli von Julian – aber auch Beats kombiniert mit Minimal-Music, epische Klangflächen. Wenn wir das hinbekommen, dann gibt es einen Flow durchs Konzert und man merkt nicht, welche Parts improvisiert und welche festgelegt wurden.
Spielt die Atmosphäre eines kleineren Veranstaltungsortes eine besondere Rolle?
DeRungs: Auf jeden Fall. Jeder Raum klingt anders, Klang, Stimmung und Atmosphäre sind sehr wichtig. Ich mag kleine Räume und den Kontakt zum Publikum.
Was möchten Sie mit Ihrer Musik beim Publikum auslösen?
Maier-Hauff: Mein Ziel ist, dass die Zuhörer nach dem Konzert weniger in Schubladen denken. Ich möchte sie durch einen breiten Genremix führen. Wenn sie danach keine Widersprüche mehr zwischen Jazz, Folk und elektronischer Musik sehen, sondern Gemeinsamkeiten erkennen, haben wir etwas Großartiges erreicht. Es geht darum, Genregrenzen fließend zu überwinden oder konstruktiv zu brechen. Das funktioniert vor allem, wenn die Musik zugänglich bleibt.
DeRungs: Ich freue mich, wenn sich die Leute auf das einlassen, was wir machen, wenn so etwas wie ein Resonanzerlebnis entsteht, wenn die Leute nach dem Konzert glücklich nach Hause gehen – oder weiterfeiern.
Das Konzert am Samstag
Das Konzert startet um 20.30 Uhr. Als Support spielt das Hugo Eisenberg Trio. Maier-Hauff spielte bereits auf der Bühne des Schlachthofs und war beim We-Live-Konzert „Classic meets Elektro“ im Parktheater als musikalisches Mastermind wesentlich am Erfolg des Konzertfilms beteiligt.