Harald Schmidt findet, Deutsche dürfen nie wegschauen. Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Boykottieren, schauen oder sogar nach Katar reisen: Auch Promis aus Baden-Württemberg wie Harald Schmidt, Uwe Hück oder Kim Renkema stellen sich die moralischen Fragen zur Fußball-WM.

In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ bringt der ehemalige Vorstandsvorsitzenden des VfB Stuttgart, Thomas Hitzlsperger, seinen inneren Kampf beim Thema WM auf den Punkt: „Ich liebe diesen Sport immer noch. Aber alles, was mit der WM zu tun hat, ausgehend von der Vergabe, ist so empörend, dass einem die Lust vergehen kann.“ So wie ihm dürfte es vielen anderen Zuschauern und Teilnehmern ergehen. Auch diese prominenten Menschen aus Baden-Württemberg haben sich Gedanken zur WM gemacht und unserer Zeitung ihre Meinung mitgeteilt:

Harald Schmidt freut sich auf Spiele um 11 Uhr

Entertainer und Komiker Harald Schmidt sagt, er schaue die Weltmeisterschaft seit sie 1966 in England ausgetragen wurden, regelmäßig an, jedoch aus einem anderen Grund als die meisten Zuschauer: „Die Spiele sind ja oft nicht so toll, aber ich mag die Nationalhymnen.“

Seine grundlegende Einstellung zur WM sei zu „Hundertpro identisch“ mit der des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sowie von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Innenministerin Nancy Faeser (SPD). „Natürlich schaue ich die Spiele“, so Schmidt. „Deutsche dürfen niemals wegschauen.“ Er werde jedoch nicht nach Katar reisen. „ Im Fernsehen sehe ich die Spiele auch viel besser.“ Für Rentner wie ihn sei außerdem von Vorteil, dass schon ab 11 Uhr vormittags der Ball rolle.

Kim Renkema will hinschauen, was in Katar passiert

Die Sportdirektorin der Volleyballmannschaft Allianz MTV Stuttgart Kim Renkema findet es ungünstig, wie es mit der WM-Vergabe verlaufen sei, sie sieht jedoch vor allem das Interesse der Sportler gefährdet. „Ich finde es schade, dass sich die Sportler mit der Kontroverse beschäftigen müssen und sich nicht einfach auf den Sport konzentrieren können“, sagt sie.

Es sei aus ihrer Sicht jedoch zu spät, sich jetzt Gedanken darüber zu machen, ob man die WM boykottieren wolle. Darüber hätte man sich vorher Gedanken machen müssen. „Inzwischen glaube ich, dass es besser ist, möglichst viel vor Ort zu berichten und dadurch vielleicht zu erreichen, dass man ein echtes Bild von Katar bekommt und eben auch eine Idee, was man tun könnte, um etwas an der Situation in dem Land zu verändern“, sagt die niederländische Volleyballspielerin.

Uwe Hück will die WM in weiten Teilen boykottieren

„Für mich hat Sport mit Fairness und gegenseitigem Respekt zu tun“, sagt der ehemalige Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück. Gerade als Arbeitnehmervertreter habe er sich über lange Zeit gegen die Ausbeutung von Arbeitskräften eingesetzt. In Katar wurde im Vorfeld der Weltmeisterschaft gerade über diesen Aspekt kritisch berichtet. Es gibt unterschiedliche Berichte darüber, dass im Rahmen der Vorbereitung Zwangsarbeiter eingesetzt wurden und viele der Arbeiter auch gestorben seien. „Was in Katar passiert ist, das geht nicht“, so Hück.

Gerade mit Blick auf seine eigene Arbeit mit Jugendlichen könne er daher nicht vertreten, die WM ohne weiteres zu schauen, daher boykottiert er sie größtenteils. „Wie soll man auch Jugendlichen in Fußballvereinen Fairness, Respekt und Toleranz beibringen, wenn man als Fußballverband sich für eine Land entscheidet, in dem Homosexualität verboten ist“, sagt er. Er werde jedoch niemand anderen dazu überreden, die Spiele nicht anzuschauen, das müsse jeder mit sich selbst austragen.

Frl. Wommy Wonder schaut kein Fußball

Die Travestiekünstlerin Frl. Wommy Wonder sieht sich zwar als privilegiert an, weil sie kein Fußball schaue und in ihrem Leben noch „kein einziges Fußballspiel komplett gesehen“ habe, dennoch beschäftige sie die WM in Katar auch. „Es ist nicht mehr als ein Abgesang auf Moral und Werte“, sagt sie. Daher bleibe sie ihrer Linie treu und werde auch diesmal kein Spiel anschauen. „Ich werde das peinliche Bohei maximal in einer medialen Presseschau überfliegen und aus dem Kopfschütteln wegen der ganzen Farce nicht herauskommen.“ Aus ihrer Sicht habe Fußball aktuell wenig mit Sport zu tun. „Vielmehr ist es ein bedeutendes Machtinstrument. Nie war das deutlicher als heute.“