Klein, unscheinbar und ohne Blitz: Dieser Videokamera auf der A 5 bei Offenburg entgeht nichts. Fotos: Neumann Foto: Schwarzwälder-Bote

Zwischen Offenburg und Appenweier haben Polizisten Raser und Drängler zur Kasse gebeten

Von Till Neumann

Ortenau. Die Polizei hat gestern auf der A 5 bei Offenburg intensiv den Verkehr kontrolliert. Der Grund: Die Unfallzahlen sind dort explodiert. An das Überholverbot und das Tempolimit halten sich viele Autofahrer nicht.

"Der da vorne ist ein typischer Fall", sagt Wolfgang Späth von der Autobahn- und Verkehrspolizei Offenburg und zeigt auf einen blauen Ford. Der überholt Auto für Auto – trotz der Verbotsschilder. "Zwei, drei, vier, fünf", Späth zählt die überholten Wagen. "An dem bleiben wir dran", sagt er zu seinem Kollegen Uwe Hurst, der am Steuer des Zivilwagens sitzt. Am Ende der Baustelle signalisieren sie dem Fahrer mit einer Verkehrskelle, ihnen zu folgen.

Als er aus dem Wagen steigt, ist er überrascht. "Was habe ich falsch gemacht?" Späth erklärt: "Sie haben sechs Autos überholt. Das ist im Bereich der Baustelle verboten." Die Schilder will der Mann nicht gesehen haben. Dennoch bleibt er ruhig und bezahlt die 90 Euro Strafe. Zusätzlich bekommt er einen Punkt in Flensburg.

Der Ford-Fahrer ist nur einer von vielen, die gestern erwischt wurden. Bei der Aktion waren mehr als 30 Beamte mit Motorrädern, Streifenwagen und stationären Kameras im Einsatz. Auf der Autobahnraststätte Renchtal, wohin die Polizei einige Verkehrssünder lotste, hagelte es von 12 bis 17 Uhr Strafgelder im Minutentakt. Am waren 84 Fahrer zu schnell und 81 überholten unerlaubt.

Unfallzahlen steigen um 330 Prozent

"Die Unfallzahlen sind auf der Strecke zwischen Appenweier und Offenburg seit dem Baubeginn um 330 Prozent gestiegen. Insgesamt haben wir seither 6 500 Vergehen der Autofahrer festgestellt", betont Einsatzleiter Günther Preis. Die Unfälle seien meist sogenannte Streifunfälle, bei denen sich zwei Fahrzeuge aufgrund der engen Straße berühren. Als Hauptursache hat die Polizei dafür Fehler beim Überholen ausgemacht.

Aufgrund der alarmierenden Zahlen wurde im Januar eine Krisensitzung einberufen. Dabei beschloss die Verkehrspolizei, mehr Schilder aufzustellen und die alten besser anzuordnen (wir berichteten). Zudem will Preis mit seiner Truppe ein Zeichen setzen: "Wir wollen im Baustellenbereich einen starken Kontrolldruck aufbauen, sonst haben auch die übrigen Maßnahmen keinen Zweck."

Der Einsatzleiter betont, dass die Kontrollen nicht gemacht werden, um die Fahrer zur Kasse zu bitten. "Es geht um die Sicherheit. Auf der engen Fahrbahn zu überholen ist einfach riskant."

Erste Erfolge im Februar

Erste Erfolge seien auch schon sichtbar. "Wir haben vorläufige Zahlen, die eine rückläufige Tendenz zeigen", sagt Preis. Im Januar seien 19 Unfälle auf dem Streckenabschnitt verzeichnet worden. Im Februar nur elf. Um über die Medien auf das Problem aufmerksam zu machen, durften gestern Pressevertreter bei den Kontrollen dabei sein.

Der Ausbau der A 5 hat vor zwei Jahren begonnen. Die bisher vierspurige Autobahn zwischen Malsch und Offenburg wird sechsspurig. Das Vorhaben soll im Dezember 2013 abgeschlossen sein.