Der Offenburger Kontaktladen ist Anlaufstelle für Abhängige. Die Bilanz für das Jahr 2024 besorgt. Die Anlaufstelle berichtet über einen Höchststand an Drogentoten.
In der Maria-und-Georg-Dietrich-Straße 2 unterstützt das Team des Kontaktladens Drogenabhängige auf niederschwellige Weise. Die Einrichtung dient als Anlaufstelle, Rückzugs- und Schonort und Treffpunkt für die Konsumenten. Die Besucher werden auf Augenhöhe empfangen und haben die Möglichkeit, scham- und vorurteilsfrei Hilfe zu bekommen, heißt es im Jahresbericht für 2024 des Kontaktladens.
Je nach Wunsch und Bedarf gibt es Angebote zu Beratungsgesprächen oder Hilfe in Alltagsangelegenheiten. Die jüngsten Zahlen der Einrichtung alarmieren. Der deutliche Anstieg bei den Drogentoten in Baden-Württemberg sei auch in Offenburg zu spüren. „Im Jahr 2024 mussten wir Abschied von zwölf Besuchern nehmen. Eine Zahl, die es seit der Entstehung des Kontaktladens in dieser Dimension noch nicht gegeben hat“, heißt es in dem Bericht.
Besonders tödlich sei der Mischkonsum mit Benzodiazepinen, Substitutionsmitteln, Kokain und synthetischen Opioiden. Die Nachricht über einen Tod eines Besuchers des Kontaktladens bekämen die Mitarbeiter meist von anderen Besuchern.
Szene ist gut vernetzt
Die Offenburger Drogenszene sei gut vernetzt. „Jeder kennt fast jeden“, erklärt Jürgen Weber, Leiter des Kontaktladens, im Gespräch mit unserer Redaktion. In so einem Fall würde anschließend versucht, eine offizielle Bestätigung zu bekommen. Die zwölf Todesfälle aus dem Jahr 2024 sind bestätigt, so Weber.
Es ist nicht die einzige Entwicklung die den Mitarbeitern des Kontaktladens Sorge bereitet. Die Verfügbarkeit von Kokain habe in hohem Maße zugenommen, berichtet Weber. Der Leiter des Kontaktladens geht davon aus, dass es – anders als früher Heroin – inzwischen die Hauptdroge der Besucher des Kontaktladens ist. Die Entwicklung zeige sich laut dem Jahresbericht sowohl im Konsum- als auch im Verhaltensmuster der Besucher.
Verfügbarkeit von Kokain hat massiv zugenommen
Durch den Konsum von Kokain sei eine Verschlechterung der psychischen und physischen Verfassung der Besucher zu beobachten. Aggressives Verhalten und psychische Ausnahmezustände würden sich häufen. „Die Verbreitung von Kokain in so hohem Maße führt zu einer wahnsinnigen Suchtproblematik“, weiß Weber. Die Droge führe bei vielen Konsumenten zu „einer Gier nach mehr“. Auch Gewalt sei oft eine Folge.
Besonders wichtig ist der Einrichtung die Sicherheit – für die Mitarbeiter als auch die Besucher. „Wir passen unser Sicherheitskonzept an“, erklärt Weber mit Blick auf die Häufung aggressiven Verhaltens und psychischer Ausnahmefälle. So würden die Besucher einzeln in den Kontaktladen hereingelassen. Das sei aufwendig, helfe aber. Zudem gebe es für die Einrichtung ein Etat, welches der Kontaktladen für den temporären Einsatz eines Sicherheitsdienstes in Anspruch nehmen kann. Auch in diesem Jahr sei ein solcher schon eingesetzt worden. „Wir stecken viel Kraft in die Sicherheit“, verdeutlicht Weber.
Ein weiteres Angebot des Kontaktladens ist der Spritzentausch. Es soll dafür sorgen, dass es zu weniger Ansteckungen mit Infektionskrankheiten durch das Teilen oder Wiederverwenden von Spritzen kommt. Gesundheitliche Schäden durch Drogengebrauch sollen auf diesem Weg minimiert werden. Die Zahl der getauschten Spritzen ist dem Bericht zu Folge im Vergleich zum Vorjahr (rund 3900 Spritzen) auf mehr als 4500 getauschte Spritzen angestiegen.
Angebot soll Infektionen über Spritzen verhindern
Weber vermutet, dass die Kokainverfügbarkeit hinter dem Anstieg steckt. Das Kokain oder deren verwandte Droge Crack würde von Abhängigen auch intravenös – also gespritzt – konsumiert.
Durch die Arbeit des Kontaktladens profitiere die Gesellschaft – auch finanziell. In seinem Jahresbericht weist die Einrichtung etwa auf mögliche Kosten bei Infektionen hin – die durch das Angebot des Spritzentausch verhindert werden können. Eine Hepatitis C-Behandlung koste zwischen 10 000 und 60 000 Euro je nach Medikament und Länge der Behandlung.