Campino von den Toten Hosen rockt die Bühne beim Sommerfestival in Konstanz. Foto: dpa

Das Sommer-Festival »Rock am See« in Konstanz feiert dieses Jahr sein 25-jähriges Bestehen.

Konstanz - Mit 25 ist man im Rockgeschäft ganz schön alt. Das Festival »Rock am See« in Konstanz feiert dieses Jahr sein 25-jähriges Bestehen und gehört damit zu den traditionsreichsten Open-Air-Festivals in Deutschland. Das Festivalgelände in einem kleinen Stadion direkt am Bodensee gehört zu den schönsten in Deutschland.

»Wir spielen in der Bundesliga, sind aber eher der SC Freiburg.« Konzertveranstalter Dieter Bös ist Realist geblieben in den 25 Jahren, in denen er mit seinen Partnern das Festival »Rock am See« in Konstanz veranstaltet. Gut dabei, aber nicht ganz oben. Kein »Rock am Ring« wie in der rauen Eifel, sondern ein etwas ruhigeres kleineres Festival, wie es zum Bodensee passt.
Am 28. August ist 25-jähriges Jubiläum, die »Hausband« Tote Hosen dürfte wieder für ein ausverkauftes Stadion sorgen. »25 000 Tickets können wir verkaufen, mehr dürfen und wollen wir nicht«, umreißt Bös die Dimension von »Rock am See«. Mit 25 000 Leuten ist das Festivalgelände allerdings auch richtig voll.

Premiere mit Grönemeyer

Als die jungen Leute vom damaligen Konzertbüro Konstanz (Koko) das erste »Rock am See« organisierten, hatten sie zwar schon einige Jahre Erfahrung im Konzertbusiness, aber noch nie ein Festival veranstaltet. Beim ersten Mal präsentierten sie mit Herbert Grönemeyer den damaligen Shootingstar der deutschen Rockmusik.

Die Stadtverwaltung zeigte sich aufgeschlossen, gab grünes Licht und 17 500 Fans sahen Grönemeyer und Nina Hagen. Ein bisschen Ärger mit den Einheimischen gab es, als 1989 mit The Cure und den Toten Hosen zwei Bands an den See kamen, deren Fans optisch und in ihrem eher ungezwungenen Verhalten für Konstanzer Verhältnisse doch recht speziell waren und in den ruhigen Wohnvierteln rund ums Stadion für etwas Unruhe sorgten.

Da traf es sich gut, dass Bös und sein Partner Armin Nissel mit Öko-Initiativen für ein immer »grüneres« Festival sorgten, das heute nach Angaben der Veranstalter sogar CO2-neutral ist. Am Bodensee gab es wiederverwertbare Becher und eine Spülmaschine, als bei anderen Festivals noch wahre Müllorgien gefeiert wurden.

Umweltverträglichkeitsprüfung

1991 gab es sogar ein Novum in der Geschichte deutscher Rockfestivals – eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Ein fünfköpfiges Team aus einem Aachener Planungsbüro zählte den Verkehr, inspizierte sanitäre Anlagen und Müllcontainer, maß die Trittbelastung im nahe gelegenen Lorettowald und bekam dafür umgerechnet knapp 20 000 Euro.
Grönemeyer machte 1985 musikalisch den Anfang. Später kamen unter anderem BAP, Santana, Neil Young, Leonard Cohen, die Simple Minds, Marius Müller-Westernhagen, Rammstein, Lenny Kravitz, Marilyn Manson und immer wieder die Toten Hosen.

Wer nicht kam, waren Oasis. »Das war einer meiner schlimmsten Momente, als der Manager mitten in der Nacht vor dem Auftritt anrief und sagte, Oasis hätten sich aufgelöst«, erinnert sich Bös an 2009. Damals spielten die älteren Herren von Deep Purple als Ersatz, die gerade in der Schweiz waren.

Absperrgitter gebrochen

Knapp an einer Katastrophe vorbei ging es 2003 bei Metallica, als ein Absperrgitter gebrochen und die Massen von hinten drückten. Dass es keine Verletzten oder gar Tote gab, ist glücklichen Umständen und richtig reagierenden Helfern zu verdanken. Ansonsten gilt »Rock am See« als ausgesprochen ruhiges und angenehmes Festival mit entspannter Atmosphäre.
Neben den Toten Hosen (ihr fünfter Auftritt am See) spielen beim Jubiläumsfestival Ende August noch The Kooks, Kate Nash, Wizo sowie zwei weitere Bands. In den Villen am See bleibt man entspannt – mit den Toten Hosen sind auch ihre Fans älter und ruhiger geworden.