Wegen NS-Vergangenheit: Konstanz hat ihrem früheren OB Helmle den Ehrenbürgertitel aberkannt.

Konstanz - Die Stadt Konstanz hat ihrem früheren Oberbürgermeister Bruno Helmle (1911-1996) den Ehrenbürgertitel formal aberkannt. Der Gemeinderat der Stadt beschloss am Donnerstag, die Ernennung aus dem Jahr 1980 aufzuheben. Helmle soll sich laut eines Gutachtens während des Nationalsozialismus an jüdischem Eigentum bereichert und seine eigene Tätigkeit in dieser Zeit geschönt haben. Die nun erfolgte Aberkennung ist allerdings formal, da die Ehrenbürgerwürde laut Gemeindeordnung mit dem Tod erlischt.

Helmle war von 1959 bis 1980 Oberbürgermeister der Stadt. Die möglichen Verstrickungen in der Nazizeit waren durch Zufall herausgekommen: Der Konstanzer Stadtarchivar Jürgen Klöckler stieß bei Recherchen für seine Habilitationsschrift auf Unstimmigkeiten in Helmles Biografie.

Auf einem Schriftstück - das von ihm selbst als Finanzbeamter unterzeichnet wurde - habe Helmle in den 40er Jahren der Stadt den jüdischen Friedhof zum Verkauf angeboten, sagte ein Sprecher am Donnerstag. Aus seiner Biografie sei allerdings nicht bekannt, dass er zu dieser Zeit beim Finanzamt gearbeitet habe. Ein Gutachten Klöcklers und zweier Konstanzer Historiker habe nun unter anderem belegt, dass Helmle unmittelbar an der Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung beteiligt gewesen war.