Die Geschäfte der Unternehmen entwickeln sich laut Umfrage gut. Foto: © Frender – stock-adobe.com

Die Konjunktur im Nordschwarzwald nimmt wieder Fahrt auf. Die Erholung nach dem Corona-Einbruch setzt sich fort. Allerdings gibt es Wachstumsbremsen. Zu diesem Ergebnis kommt die Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald nach der Herbst-Konjunkturbefragung.

Nordschwarzwald - 47 Prozent der Unternehmen aus der Region geben eine gute Geschäftslage an (Frühsommer: 39 Prozent). Weitere 44 Prozent (Frühsommer: 38) bezeichnen sie noch als befriedigend. Der Anteil der Firmen mit schlecht laufenden Geschäften habe sich auf neun Prozent (Frühsommer: 23) verringert. 49 Prozent der Unternehmen hätten steigende Umsätze in den zurückliegenden vier Monaten verbucht, weitere 42 Prozent meldeten gleichbleibende Umsätze. 37 Prozent der Firmen beschreiben ihre Ertragslage als gut, 51 Prozent bewerten sie mit befriedigend, teilt die Kammer mit. Das Gesamtbild Damit habe sich die Stimmung im Vergleich zum Vorjahr noch deutlicher verbessert. "Nach einer langen Zeit, in der die Corona-Pandemie die wirtschaftlichen Aktivitäten bremste, nimmt der Aufschwung an Fahrt auf", so IHK-Präsidentin Claudia Gläser. Die neue Corona-Verordnung führe jedoch schon in der Warnstufe zu großen Ungleichbehandlungen in einzelnen Branchen. Die neuen Regelungen dürften nicht erneut auf Kosten der bislang schon stark belasteten Branchen aus dem Tourismus, dem stationären Einzelhandel und dem Dienstleistungsbereich gehen.

Trotz guter Auftragslage in weiten Teilen der Wirtschaft sind die Erwartungen von Skepsis begleitet. Auslöser seien steigende Rohstoffpreise. Die weltweite Nachfrage nach Stahl, Kunststoffe, Aluminium, Holz, Halbleitern führe zu Lieferengpässen und starken Preisanstiegen. Auch Energie koste mehr. Ferner fehle es vielfach an Transportkapazitäten. Viele Betriebe hätten Produktion gedrosselt, trotz guter Auftragslage.

Rund zwei Drittel der Firmen können derzeit offene Stellen nicht besetzen.

Die Kapazitäten sind mit 86 Prozent stärker als noch bei der Befragung im Frühsommer ausgelastet. Die Auftragseingänge haben sich im Vergleich zum Frühsommer kaum verändert. Allerdings sind die Geschäftsaussichten für die nächsten zwölf Monate nicht mehr so zuversichtlich wie bei der letzten Befragung.

Lage der MetallindustrieBei Firmen aus der Metallerzeugung und -bearbeitung habe die Konjunktur weiter an Dynamik gewonnen. 71 Prozent freuen sich über gut laufende Geschäfte. 57 Prozent hätten in den vergangenen vier Monaten ihre Umsätze gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum erhöhen können. Bei einer Auslastung der Kapazitäten von 84 Prozent hat sich auch die Ertragssituation verbessert. Im Vergleich zum Frühsommer sind jedoch die positiven Geschäftserwartungen stark zurückgegangen. Nur noch 19 Prozent blicken optimistisch in die nahe Zukunft. Risiken sieht die Branche in erster Linie im Fachkräftemangel, aber auch in den Lieferengpässen und Preissteigerungen bei den Rohstoffen. Im Inland soll künftig verstärkt in die Rationalisierung der Produktion investiert werden. Maschinenbau brummt Trotz starker Umsatzsteigerungen in den vergangenen vier Monaten und einer Kapazitätsauslastung von 88 Prozent haben sich die Geschäfte im Maschinenbau der Region nicht weiter verbessert, sondern sich auf hohem Niveau stabilisiert. 55 Prozent geben sie mit gut an. Die Auftragseingänge hätten zugenommen. Gleichzeitig rechnet die Branche jedoch aufgrund der Rohstoffknappheit mit steigenden Beschaffungskosten. Handel stabilisiert sich Im regionalen Groß-, Einzel- und Versandhandel habe sich die Geschäftslage stabilisiert. Die Stimmung falle jedoch schlechter aus als im Durchschnitt der gesamten regionalen Wirtschaft. 39 Prozent der Händler berichten von gut laufenden Geschäften, die Hälfte bezeichne sie als befriedigend. Im Vergleich zum Frühsommer werde die Ertragslage allerdings besser beurteilt. 39 Prozent geben sie mit gut an, weitere 50 Prozent noch mit befriedigend. Der Einzelhandel vermeldet mehrheitlich ein zurückhaltendes Kaufverhalten. Die Sorge sei groß, bei einer möglichen Rückkehr des Corona-Virus stark von Einschränkungen betroffen zu sein. Tourismus im Aufwind Das Fremdenverkehrsgewerbe in der Region habe in den Sommermonaten vom wachsenden Trend zum Urlaub in Deutschland stark profitiert. Eine große Mehrheit der Betriebe berichte von gut laufenden Geschäften und Umsatzsteigerungen bei Privat- und Geschäftskunden. Über die Hälfte könne sich auch über eine gute Ertragslage freuen. Im Hinblick auf die Geschäftsaussichten zeige sich die Branche abwartend. Risiken würden zum einen im Mangel an Fachkräften gesehen, der durch die Abwanderung von Arbeitskräften in andere Branchen verstärkt worden sei. Zum anderen befürchte die Branche höhere Kosten durch steigende Energiepreise sowie weitere Nachteile durch die neue Corona-Verordnung und Verunsicherung der Kunden durch komplizierte Regeln. Das touristische Erlebnis bestehe nicht selten aus einer Kombination von Anreise, Übernachtung, Kulinarik, Kultur und Einkauf im Einzelhandel. Sobald ein Bereich in dieser Kette durch strengere Vorgaben Kunden verliert, habe dies Auswirkungen auf die anderen beteiligten Branchen. Banken: EZB-Politik nervt Die Kreditinstitute aus der Region bewerten ihre Geschäfts- und Ertragslage nach wie vor mit befriedigend. Die Kreditnachfrage von Privat- und Geschäftskunden sei weiterhin gestiegen, erreiche aber nicht mehr das Niveau des Frühsommers. Nach wie vor leide die Branche unter der Entscheidung der Europäischen Zentralbank, die Zinsen auf niedrigem Niveau zu belassen. Die Risikovorsorge soll künftig verstärkt werden. Dienstleister stellen ein Die Hälfte der unternehmensorientierten Dienstleister wie Firmen für Datenverarbeitung, Leasing sowie Steuer- und Unternehmensberatung meldet höhere Umsätze und gut laufende Geschäfte. Außerdem sei die Ertragslage gut. Das Auftragsvolumen steige.

Erneut betrachte die Branche den Fachkräftemangel als größtes Risiko für ihre weitere wirtschaftliche Entwicklung. Dennoch erwarten zwei Drittel künftig noch bessere Geschäfte. Daher will die Branche künftig verstärkt im Inland investieren, insbesondere in die Digitalisierung, aber auch in Innovationen (Service, Vertrieb) sowie in den Umweltschutz und die Energieeffizienz. Die Zahl der Beschäftigten soll steigen.