Long-Covid: Espan-Klinik informiert Staatssekretärin im Gesundheitsministerium

Bei ihrem letzten Besuch versprach die Grünen-Landtagsabgeordnete Martina Braun Unterstützung für die Espan-Klinik in ihren Bemühungen, Long-Covid-Patienten bessere Heilungsmöglichkeiten zu bieten. Jetzt kam sie erneut zu Besuch, dieses Mal mit Ute Leidig, der Staatssekretärin im Gesundheitsministerium.

Bad Dürrheim. Mehrere Stunden verbrachte Ute Leidig in der Reha-Klinik. Sie ließ sich unter anderem auch von Karl Baumann informieren, wie er mit anderen Helfern in Bayern die erste Selbsthilfegruppe für Long-Covid-Patienten in Deutschland gründete, und welche Hilfe er von politischer Seite her hatte, vor allem vom dortigen Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Er war selbst Betroffener und Patient in der Espan-Klinik.

Behandlung verbessern

Klinikgeschäftsführer Bernd Baumbach und der leitende Psychologe Günter Diehl haben eine klare Zielsetzung: Das Bewusstsein für die Krankheit Long-Covid bei Ärzten und in der Gesellschaft zu schaffen und die Behandlungen zu verbessern. Was sich so einfach anhört, ist es jedoch nicht, denn dazu gehört auch die Politik.

Bei dem Termin in der Reha-Fachklinik für Atemwegserkrankungen galt es die Staatssekretärin zu informieren. Hierzu erzählte Yvonne Conradt ihre Leidensgeschichte, die mit einem eher leichten Verlauf einer Corona-Erkrankung begann. Sie ging wieder arbeiten, hatte zwar die eine oder andere Beschwerde und ging davon aus, dass dies noch abklingen werde, was ein Trugschluss war. Das Gegenteil trat ein, bis ihre Kollegen sie von der Arbeit nach Hause schickten. Kurzatmigkeit, Verdauungsprobleme, Schwindel, unbegründbares Zittern, Vergesslichkeit, Koordinationsschwierigkeiten, keine Ausdauer mehr. Und die psychische Belastung, dies zu akzeptieren. Da sie sich in ihrem Beruf als Erzieherin mit dem Virus ansteckte, gilt es als Arbeitsunfall.

Nach Bad Dürrheim kam die Frau aus der Nähe von Stuttgart nur durch Zufall, weil sie sich selbst auf die Suche nach einer Reha-Einrichtung begab. "Es gibt gute Tage und solche, die niederschmetternd sind", erklärt die Mutter von drei Kindern im Teenageralter. Und es schwingt die Angst mit, dass es so bleibt, dass sie nicht mehr verlässlich arbeiten gehen kann.

Mehr Aufklärung

Sie wünscht sich mehr Aufklärung über Long-Covid – in der Gesellschaft, wie auch bei den Ärzten. Auch die Zahl der Post-Covid-Ambulanzen sollte erhöht und mehr ambulante Reha-Maßnahmen ermöglicht werden. Vor allem fordert sie mehr Forschung und gibt zu bedenken: "Bei allen Erleichterungen sollte man nicht vergessen, dass es Post-Covid gibt, und dass man noch nicht wisse, wie sich das alles auf die Kinder auswirke.

Günter Diehl führte aus, dass es für Patienten sehr oft schwer sei, beispielsweise die Einschränkungen wie chronische Müdigkeit, das so genannte Fatigue-Syndrom, zu akzeptieren. Dies sei auch zu wenig erforscht. Wenn Ärzte in dieser Situation den Patienten sagen, dass man bei den Anstrengungen es zu überwinden über die Grenzen hinaus gehen müsse, sei dies das Schlimmste, was man machen könne.

In der Forschung gehe es um die Diagnose und auch um Risikofaktoren. In der Beobachtung seien dies Übergewicht, Rauchen, mangelnde Bewegung und anhaltender Stress – allerdings ist dies noch nicht wissenschaftlich fundiert.

Staatssekretärin Ute Leidig zeigte sich darüber bewusst, dass es Forschung benötige und auch Geld, ein Millionenbetrag stehe bereit, um einen Start an mehreren Unikliniken zu ermöglichen, darunter Freiburg, Heidelberg und Tübingen. Es gelte die Diagnose zu verbessern, Covid-Ambulanzen zu gründen wie auch Selbsthilfegruppen zu unterstützen – wobei die Covid-Ambulanzen nicht an die Uniklinik gekoppelt seien.

Pilotprojekt vorgeschlagen

Momentan seien in Stuttgart nun auch viele im Urlaub. Doch im Vorgehen will sie die Informationen, die sie in der Espan-Klinik sammelte, in das Gesundheitsministerium tragen. Am ehesten in den Corona-Krisenstab, in dem Ärzte und Juristen sitzen, und an den Minister Manfred Lucha. Dort werde das weitere Vorgehen besprochen unter dem Gesichtspunkt: Was wäre sinnvoll für den Patienten?

Bernd Baumbach bot ihr bei diesem Termin eine Zusammenarbeit an, beispielsweise könnte er sich ein Pilotprojekt in der Espan-Klinik vorstellen, in dem ein fundiertes Programm entwickelt werden könne. Begonnen von der Diagnose bis hin zur Rehabilitation. Vor allem die Diagnose sei aktuell noch eher diffus.