Grundschulen haben bei den Ganztagsschulen Vorrang Foto: dpa

Ein Provisorium verschwindet. Jahrzehntelang galten die Ganztagsschulen in Baden-Württemberg als Modellprojekt – weil sich Land und Kommunen nicht über die Finanzierung einigen konnten.

Ein Provisorium verschwindet. Jahrzehntelang galten die Ganztagsschulen in Baden-Württemberg als Modellprojekt – weil sich Land und Kommunen nicht über die Finanzierung einigen konnten. Damit ist endlich Schluss. Anfang des Jahres verständigten sie sich darauf, dass und wie sie die Ganztagsschulen ausbauen wollen. Dass die Grundschulen Vorrang haben, ist nachvollziehbar. Es erlaubt Eltern, vor allem den Müttern, Familie und Beruf besser zu vereinbaren.

Noch wichtiger als für Erwachsene ist die Ganztagsschule aber für viele Kinder. Wenn die Schulen ihre Möglichkeiten nutzen, können sie vielen Kindern Angebote machen, die diese zu Hause nicht hätten. Die zusätzlichen Lehrerstunden erlauben ihnen mehr individuelle Förderung und Hausaufgabenbetreuung. Die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern wie Sportvereinen, Musikschulen und anderen Initiativen eröffnet vielen Kindern neue Welten – vor allem denen, die in ihrem Elternhaus begrenzte Möglichkeiten haben. In einer Schule mit weniger Zeitdruck verbessert sich auch die Lernatmosphäre – davon profitieren alle. Schade, dass nicht genug Geld zur Verfügung steht, um entsprechende Angebote auch an allen weiterführenden Schulen zu machen, nicht nur der Gemeinschaftsschule. 

Dass die Oppositionsparteien der Landesregierung nun mangelnde Flexibilität bei ihrem Ganztagskonzept vorwerfen, ist heuchlerisch. Jahrzehntelang ignorierte vor allem die CDU den Wunsch vieler Eltern nach guten Ganztagsangeboten für ihre Kinder; nun gibt sie sich als Anwalt derer, die auf solche Angebote nicht angewiesen sind. Nachbesserungen sind sicher nötig – etwa für Schulen mit mehreren Standorten. Wichtiger ist jedoch, dass die Schulen jetzt starten können.

m.wetzel@stn.zgs.de