Roman Zitzelsberger, neuer Chef der IG Metall im Südwesten Foto: dpa

Einer einvernehmlichen Arbeitszeitverkürzung steht in der Regel wenig im Weg. Ob da eine tarifliche Reglementierung, die vor allem kleinere und mittlere Betriebe trifft, weiterhilft, erscheint zumindest fraglich, meint unser Politik-Chef Wolfgang Molitor.

Stuttgart - Man hätte drauf wetten können! Kaum hat Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig – wenngleich umgehend von der Kanzlerin zurückgepfiffen – den Startschuss für eine Debatte über die 32-Stunden-Woche für Eltern gegeben, da legt die IG Metall auch schon nach. Ob Kindererziehung, Weiterbildung oder Pflegefall in der Familie: Die Gewerkschaft nimmt den nachvollziehbaren Wunsch vieler Beschäftigter nach einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie zum Anlass, einer tariflich festgelegten, also einklagbaren Arbeitszeitverkürzung das Wort zu reden.

30 Wochenarbeitsstunden für Eltern, als Vollzeit anerkannt, vorübergehend und womöglich bei vollem Lohnausgleich: Sieht sie so aus, die schöne neue Elternarbeitstarifwelt? Immer mehr?

Im schwarz-roten Koalitionsvertrag gibt es einen „ElterngeldPlus“-Passus, der einen „Partnerschaftsbonus“ in Höhe von zehn Prozent des Elterngeldes vorsieht, wenn Vater und Mutter während des Elterngeld-Bezugs parallel zwischen 25 und 30 Wochenstunden arbeiten. Obendrein soll das Elterngeld über 28 statt über 14 Monate bezogen werden können, wenn die Eltern in Teilzeit weiterarbeiten. Mehr noch: Seit 13 Jahren gibt es das Teilzeit- und Befristungsgesetz und zusätzlich viele flexible Arbeitszeitregeln. Einer einvernehmlichen Arbeitszeitverkürzung steht in der Regel wenig im Weg. Ob da eine tarifliche Reglementierung, die vor allem kleinere und mittlere Betriebe (die ja auch eigene Interessen haben dürfen) trifft, weiterhilft, erscheint zumindest fraglich.

Mehr familienfreundliche Arbeitszeiten sind gut. Es gibt immer mehr Firmen, die deswegen qualifizierte Mitarbeiter finden und halten. Ohne Tarif-Hammer.