Der Plakettenhandel im Land ist ein lukratives Geschäft Foto: dpa

Für vier Jahre muss ein korrupter Prüfingenieur ins Gefängnis. Das könnte eine Abschreckung für andere schwarze Schafe sein. Doch es muss noch mehr passieren: Das Land muss die Kontrolleure in Zukunft besser kontrollieren.

Für vier Jahre muss ein Prüfingenieur ins Gefängnis, weil er HU-Plaketten gegen Geld ohne richtige Begutachtung vergeben hat. Eine lange Haft für ein Vergehen, das auf den ersten Blick im Vergleich zu manch anderer Straftat harmlos wirkt. Ist es aber nicht. Denn die Folgen können immens sein. Wenn Tausende Autos, die nicht mehr auf die Straßen gehören, im Verkehr bleiben, weiß kein Mensch, was alles passieren kann. Es geht schlicht um die Sicherheit eines jeden Verkehrsteilnehmers.

Es geht aber auch um Abschreckung. Denn die vielen Ermittlungen verschiedener Staatsanwaltschaften zeigen: Es grenzte an ein Wunder, wenn der Fall der einzige bliebe. Das Zudrücken beider Augen gegen einen kleinen Obolus scheint in der Prüfbranche weiter verbreitet zu sein, als man sich vorstellen will. Mit im Boot sind nicht selten Autohändler, die für ihre alten Kisten noch Geld bekommen wollen, und Fahrzeugbesitzer, die sich größere Reparaturen ersparen möchten. Die Zahl der Autos und die hohe Summe Geld, um die es geht, zeigen, dass die Masche floriert. Vielleicht überlegt es sich das eine oder andere schwarze Schaf angesichts der Haftstrafe für den Ingenieur aus dem Reutlinger Raum in Zukunft zwei Mal.

Damit das passiert, braucht es aber noch deutlich mehr als ein Gerichtsurteil. Das Verkehrsministerium hat seine Kontrollen der Prüfgesellschaften bereits verschärft. Das ist auch bitter nötig. Der jetzt Verurteilte ist bereits zuvor mehrmals aufgefallen und sogar zum Gespräch bei der Aufsichtsbehörde einbestellt gewesen. Weitergemacht hat er trotzdem, zunächst ohne Folgen für ihn oder seinen Auftraggeber, dessen Mitarbeiter nun immer stärker in den Blickpunkt der Polizei rücken. Das Land muss die Kontrolleure besser kontrollieren – sonst nutzt das Urteil wenig.