Die Fassade von Schloss Ludwigsburg erstrahlte am Dienstagabend zur blauen Stunde in den Farben der französischen Fahne – Solidarität wird Frankreich nach den Anschlägen von Paris weltweit zugesichert. Foto: dpa

Die Solidarität mit Frankreich wird den Deutschen einiges abverlangen, glaubt StN-Chefredakteur Christoph Reisinger.

Stuttgart - Das tut gut. Fußballfans singen aus voller Brust die französische Hymne. Internet-Aktivisten verlesen maskiert – welch witzige Verballhornung der Wichtigtuerei in den Propaganda-Videos des Islamischen Staats – Kriegserklärungen an diese Terroristentruppe. Und Regierungen aus aller Welt überbieten sich mit Solidaritätsadressen an Frankreich.

Der Beweis steht aber noch aus, dass dahinter in Deutschland mehr steckt als spontane Aufwallung von Mitleid und Wut. Unvergessen bleibt, wie rasch es vorbei war mit Kanzler Gerhard Schröders „uneingeschränkter Solidarität“ mit den terrorisierten USA nach 2001.

Gerade die Deutschen werden sich wieder besonders schwertun, wenn den Worten Taten folgen sollen. Die zum Teil grundsätzlich unterschiedlichen Vorstellungen dies- und jenseits des Rheins von Sicherheitspolitik und davon, was der Staat darf, werden sichtbar, wann immer es konkret wird. Das haben zuletzt die Krisen in Libyen und in Mali gezeigt, als Frankreich und Deutschland jeweils ganz andere Wege beschritten.

So bietet die aktuelle Lage sicher eine gute Gelegenheit, die deutsch-französische Partnerschaft neu zu verdichten. Aber das wird den Deutschen Dinge abverlangen, die hierzulande alles andere als populär sind. Schließlich ist völlig klar, was Frankreich meint mit seinem Hilferuf an die EU. Gerade Deutschland als engster Verbündeter soll die total auf Kante genähten französischen Sicherheitskräfte entlasten. Wer sonst?

Diese Erkenntnis hat etwas Ernüchterndes. Aber ausgerechnet die Franzosen abspeisen mit guten Wünschen und Gesängen – das wäre das Gegenteil von kluger und glaubwürdiger Politik.

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