Die Grünen verabschieden sich vom Kombi-Bahnhof und setzen auf die Volksabstimmung.  

Stuttgart - Der grüne Teil der Landesregierung hat wenig unversucht gelassen, Stuttgart 21 in seiner ursprünglichen Form zu verhindern. Nun jedoch - nach Schlichtung und abgeschlossenem Stresstest - ist man an einem Punkt angelangt, wo sich die Möglichkeiten des Infragestellens erschöpfen. Als eine der letzten Optionen galt der Geißler-Vorschlag, oben und unten zu einem Kombi-Bahnhof zu verbinden. Grün griff danach, Rot wehrte ab. Der Konflikt, der sich daraus zu entwickeln drohte, wurde gestern entschärft, indem man die Stuttgart-21-Projektpartner um eine Stellungnahme bat.

Deren Meinung ist jedoch bereits bekannt. Bund, Bahn und Stadt sind gegen einen Kombi-Bahnhof, weil damit nichts gewonnen, dafür aber viel verloren wäre: an Zeit, an Geld, an Möglichkeiten der Stadtentwicklung. Die grün-rote Anfrage dient deshalb einem anderen Ziel. Es geht darum, das Gesicht zu wahren. Faktisch haben die Grünen die Idee des Schlichters aufgegeben.

Jetzt bleibt nur noch die Option Wunder. In einem Interview äußerte Ministerpräsident Winfried Kretschmann eben erst die Hoffnung, dass die geplante Volksabstimmung ein Mirakel schafft: ein Votum gegen Stuttgart 21 in unvorstellbarer Größenordnung - 2,5 der 7,5 Millionen Wahlberechtigten im Land müssten für den Ausstieg stimmen. Kretschmann hat aber noch etwas anderes gesagt: "Wir sind in einem Rechtsstaat, und ich kann nicht ungeschehen machen, was meine Vorgänger beschlossen haben." Das ist das Gegenteil von Wunderglaube. Das ist das Ende der Illusionen. Politik, sagt man, beginnt mit der Betrachtung der Wirklichkeit. Das anzuerkennen ist kein Verlust, sondern ein Gewinn an Glaubwürdigkeit.