Frustration während der EM 2004. Foto: dpa

Jeder Spieler ist zu ersetzen - aber Michael Ballack nur zum Teil, sagt Gunter Barner.

Stuttgart - Kein Zweifel: Seit gestern sind die Chancen, dass Deutschland zum vierten Mal Fußball-Weltmeister wird, um etliche Prozentpunkte gesunken. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw fährt ohne seinen Besten nach Südafrika. Michael Ballack ist verletzt. Und wenn die Klagelieder, die jetzt zu hören sind, nicht maßlos übertreiben, dann fehlt außer dem Kapitän noch der Denker, der Lenker, der Regisseur, der Spielmacher, der Vollstrecker, die rechte Hand des Bundestrainers und der eigentliche Chef der Mannschaft.

Richtig ist: Ballack ist der wahrscheinlich einzige Weltklassespieler im deutschen Team und schon deshalb nur schwer zu ersetzen. Auch seine Rolle im Gefüge der Mannschaft lässt sich so ohne weiteres nicht auf einen anderen übertragen. Aber trotz aller Bedenken stehen noch immer elf Männer auf dem Platz. Und es wäre nicht das erste Mal, dass ein Jungfuchs aufblüht, weil der lange Schatten eines alten Hasen verschwindet.

Die Stärke deutscher Mannschaften bei großen Turnieren waren selten die überragenden Künste einzelner Spieler. Vor allem der unbändige Siegeswille und die Fähigkeit, Rückschläge mit Hilfe des Teamgeistes zu kompensieren, verschafften ihnen weltweit höchsten Respekt. Ohne Michael Ballack wird es schwer, aber nicht unmöglich.