In Deutschland gibt es mehr Jobs, aber viele sind schlecht bezahlt, sagt Klaus Köster.  

Stuttgart - Auf den ersten Blick ist es eine schlechte Nachricht: Die realen Nettoeinkommen sind bei den untersten Gruppen um bis zu 22 Prozent gesunken, bei den Arbeitnehmern insgesamt dagegen nur um 2,5 Prozent. Das wirkt, als seien den Geringverdienern im großen Stil die Löhne gekappt worden, während die übrigen Beschäftigten ihren Besitzstand einigermaßen halten konnten. Tatsächlich aber ist etwas anderes geschehen: Viele, die in der Statistik als Geringverdiener auftauchen, hatten zuvor überhaupt keinen Arbeitsplatz. Sie haben nicht verloren, sondern etwas gewonnen - nämlich einen Job. Die gute Entwicklung am Jobmarkt zeigt, dass es sich hier um mehr handelt als um ein Randphänomen.

Wahr ist allerdings auch, dass der Boom am Jobmarkt in ganz erheblichem Maß durch Arbeitsplätze zustande kommt, die nicht mehr das gleiche Lohnniveau und die gleiche Beschäftigungssicherheit haben wie die Stellen, die es früher gab. Man mag das bedauern - doch es zeigt zugleich, in welchem Ausmaß die geringe Flexibilität Firmen davon abgehalten hat, Arbeitslosen Jobs zu geben.

Der Boom am Jobmarkt hat aber auch etwas Beängstigendes: Leiharbeitsjobs werden nicht nur zusätzlich geschaffen, sondern auch als Ersatz für bisherige Stammbelegschaften. Diesen Missbrauch muss die Politik eindämmen.