In der Kaserne des Kommando Spezialkräfte geht es teils beengt zu. Deshalb soll das Gelände Richtung Althengstett um 23 Hektar vergrößert werden. Bei einem Rundgang wurde deutlich, wie dringend der Bedarf ist – nicht zuletzt in Sachen Wohnraum.
Bis zu fünf Betten, mehrere Schränke, ein Tisch. Und Ausrüstung. Ganze Berge an Ausrüstung, um genau zu sein.
All das findet in vielen Stuben der Graf-Zeppelin-Kaserne in Calw auf gerade einmal 24 Quadratmetern seinen Platz. Oder besser: Muss dort seinen Platz finden. Denn der Standort des Kommandos Spezialkräfte (KSK) hat ein Problem. Ein dringliches sogar.
Eliteeinheit stößt an ihre Grenzen
„Wir haben ziemlichen Platzbedarf“, erklärt der KSK-Kommandeur, Brigadegeneral Alexander Krone, in dieser Woche bei einem Kamingespräch in der Kaserne.
Und die Eliteeinheit stoße auf dem Areal der Kaserne deutlich an ihre Grenzen – sei es in Sachen Fahrzeugen, in Sachen Material oder in Sachen Wohn- und Büroflächen.
Ideal wäre gerade Wiese – doch das „gibt es hier praktisch nicht mehr“
Erschwerend komme die Topographie des Nordschwarzwalds hinzu, die hügelige, fast bergige Landschaft. Ideal wäre eine gerade Wiese – doch solche Flächen „gibt es hier praktisch nicht mehr“, sagt Krone. Gebraucht werden sie dennoch. Denn es gibt nicht zuletzt Richtlinien.
„Die Bundeswehr liebt Standards“, führt der Kommandeur aus – so werde etwa anhand der Kopfzahl einer Einheit ausgerechnet, wie viel Platz diese benötige. Und „da sind wir ein bisschen klein hier“, fügt er hinzu.
Üblicherweise müssten jedem Soldaten 17,5 Quadratmeter in seiner Stube zur Verfügung stehen. Aktuell sind es teilweise weniger als fünf Quadratmeter. Mehr als 1500 Menschen gehören dem KSK an.
Die vielleicht größte Herausforderung der Eliteeinheit stellt dabei das Thema Material und Ausrüstung dar. Denn im Unterschied zu anderen Teilen der Bundeswehr müssen Soldaten des KSK jederzeit bereit sein, im Bedarfsfall weltweit zum Einsatz zu kommen.
Kleidung, Fahrzeuge, Technik, Waffen – für alle Bedingungen
Und die Welt bietet viele unterschiedliche Bedingungen – von der Arktis über den Dschungel bis zur Wüste –, für die es jeweils spezielle Ausrüstung braucht. Angefangen von Kleidung, über Fahrzeuge und technisches Equipment bis hin zu Waffen.
Als Brigadegeneral Krone vor rund einem halben Jahr seinen Posten als Kommandeur antrat, so erzählt er, habe er sich unter anderem einen Überblick über alle Bereiche des KSK verschafft. Dabei entdeckte er Gemeinsamkeiten. „Eins haben alle gesagt: Wir brauchen mehr Platz“, sagt er.
Beim Blick in Hallen und Unterkünfte der Einheit zeigt sich schnell: Krone hat Recht, wenn er über beengte Verhältnisse spricht. An vielen Stellen muss improvisiert, Material von A nach B und wieder zurück gestapelt werden.
Der Kellerflur eines Wohngebäudes ist auf beiden Seiten mit Spinden vollgestellt. Darunter liegt ein alter Bunker, in dem sich Kisten türmen. Bis zu zwölf Leute teilen sich ein Büro auf 24 Quadratmetern.
„Wir wollen uns nicht beklagen“
Vor einer Stube steht ein Regal mit etlichen Stiefelpaaren. Allein an Schuhen herrscht großer Bedarf: für die Tropen, die Arktis, mit besonderen Sohlen, um auf Schiffen nicht auszurutschen, und viele mehr.
Den Planern der Gebäude gibt Krone dabei keine Schuld; was heute hier gebaucht werde, habe vor Jahrzehnten niemand wissen können. Jetzt ist es aber eben so.
Der Kommandeur betont dennoch: „Wir wollen uns nicht beklagen, denn es wird ja bereits viel gebaut – wir zeigen nur das Platzproblem.“
In der Tat entstehen am oberen Ende des Kasernengeländes, etwa auf Höhe der Kuppe von Heumaden, seit einiger Zeit acht Gebäude mit zeitgemäßen Unterkünften für rund 450 Soldaten. 2027 sollen die letzten fertig werden. Andere Gebäude werden aktuell renoviert; die dortigen Bewohner leben derweil in Wohncontainern.
Klar ist aber: Der weitere Bedarf des KSK kann auf dem bestehenden Kasernengelände nicht mehr gedeckt werden.
Von 57 auf 80 Hektar
Vor gut sechs Wochen hatten die Gemeinde Althengstett und das KSK vor diesem Hintergrund eine gemeinsame Pressemitteilung herausgegeben. Deren Inhalt: Um einsatzbereit zu bleiben, würden zusätzliche Unterkünfte, Abstellflächen, Lagerhallen und Ausbildungseinrichtungen gebraucht. Dazu sollen Althengstetter Flächen gekauft werden.
Die Erweiterung des Geländes ist entlang der Bahnlinie, den Hang hinab Richtung Hauptstraße, geplant – auf einer Fläche von 23 Hektar. Bislang umfasst das Kasernengelände – also der Bereich hinter dem Zaun, nicht zu verwechseln mit dem Standortübungsplatz – 57 Hektar.
Die Bundeswehr plant, hier mittelfristig rund 200 Millionen Euro in die Infrastruktur zu investieren, wovon auch die regionale Wirtschaft profitieren werde.
Nicht zuletzt könnten auch Bürger ganz direkt etwas von der Erweiterung haben. So ist angedacht, die geplanten Sporteinrichtungen auch von örtlichen Sportvereinen nutzen zu lassen.
Möglich sei dies etwa mit einem zweiten Zaun, durch den die Flächen am Rand der Kaserne vom restlichen Gelände abgetrennt werden könnten.
Informationsveranstaltung im Januar
Bislang ist das noch Zukunftsmusik. Allein bis alles mit dem nötigen Grund und Boden in trockenen Tüchern sei, vergehe wohl noch einiges an Zeit, meint der Kommandeur. „Ich denke nicht, dass das weniger als fünf Jahre dauern wird“, schätzt Krone. Der ganze Prozess sei nun erst angestoßen worden und soll transparent ablaufen.
Eine erste Informationsveranstaltung zum Thema für Bürger wird am Dienstag, 21. Januar 2025, ab 18 Uhr in der Festhalle Althengstett stattfinden.