Bei der jüngsten Junginger Gemeinderatssitzung im Feuerwehrhaus ging Wehr-Kommandant Frank Speidel neben dem Stand der Dinge bei den Brandbekämpfern auch auf nötige Investitionen ein.
Ein Autobrand, eine lodernde Hecke und eingeklemmte Personen, die nach einer Kollision mit einem Lastwagen aus ihrem Wagen befreit werden mussten: Das waren nur einige der Einsätze, die Kommandant Frank Speidel exemplarisch für die Arbeit der Junginger Feuerwehr in der jüngeren Vergangenheit erläutere. Denn wie er im Sitzungssaal des Feuerwehrhauses den anwesenden Gemeinderäten erklärte, sei es sein sehnlichster Wunsch gewesen, dem Gremium die Wehr – und ihre Arbeit – vorzustellen.
Der Zusatz „es ist schwer Entscheidungen zu treffen, wenn man nicht weiß, worum es geht“, dürfte sich dabei auch auf die Einbringung des Entwurfs der Haushaltssatzung 2025 bezogen haben, die später am Abend noch auf der Tagesordnung stand. So ging Kommandant Speidel ausführlich auf notwendige Investitionen aus dem aktuellen Feuerwehrbedarfsplan der Junginger Wehr ein, die er bei einer anschließenden Führung durch das Feuerwehrhaus noch detaillierter erläuterte.
So steht es um den Fuhrpark
Generell sei die höchste Priorität die Ersatzbeschaffung eines Gerätewagens, so Speidel: Denn der alte Gerätewagen-Transport (GWT) habe nicht nur 27 Jahre auf dem Buckel, sondern es dauere wegen technischer Probleme – etwa an der Bremse – inzwischen um die fünf Minuten, um ihn überhaupt nur aus der Fahrzeughalle zu fahren. Außerdem, so der Kommandant, gebe es für den alten GWT keine Ersatzteile mehr auf dem Markt, da das Modell nicht mehr gebaut werde. Speidel betonte auch, dass laut Gesetz ein Fahrzeug zwischen 20 und 25 Jahre bei einer Wehr im Einsatz bleiben soll, bevor man es ersetzt – beim 1996 angeschafften GWT habe man dieses Zeitfenster bereits um zwei Jahre überschritten. Besser steht es immerhin bei den anderen zwei Fahrzeugen im Fuhrpark: Das große Löschgruppenfahrzeug LF20 aus dem Jahr 2018 und das 2021 gebaute, kleinere Mannschaftstransportfahrzeug (MTV) sind beide gut in Schuss.
Wie steht es um die Einsatzausstattung?
Man müsse die altem Atemschutzgeräte ersetzen, erklärte der Kommandant den Räten: Denn für diese gibt es schlichtweg keine Ersatzteile mehr. Man werde die Atemgeräte noch solange wie möglich im Betrieb halten, doch spätestens 2028 bis 2030 sei die Einführung neuer Überdruckgeräte unumgänglich. Ebenso notwendig sei ab 2026 ein neuer digitaler Einsatzstellenfunk, der mit 22 500 Euro zu Buche schlagen werde. Positiv äußerten sich die Feuerwehrleute auf Rückfrage aber über die neuen, modernen Helme: Bei diesen würde etwa nicht mehr die Visierverriegelung durch Hitzeeinwirkung im Einsatz versagen und zudem könne man die Polsterung und Innenteile aus dem herausnehmen, um diese etwa zu reinigen. Die alte Einsatzausrüstung bleibt weiterhin eingelagert, so der Kommandant.
Wo drückt beim Feuerwehrhaus der Schuh?
Eine weitere wichtige Anschaffung wäre laut dem Kommandanten zudem geschlechtergetrennte Duschen und Umkleiden, denn man habe inzwischen elf Mädchen in der Jugendfeuerwehr. Hier kam Speidel direkt auf einen weiteren wichtigen Punkt zu sprechen: Im gesamten Feuerwehrhaus gibt es kein warmes Wasser. Entsprechend wird etwa die alte Dusche des im Jahr 1986 eröffneten Gebäudes von den Feuerwehrleuten inzwischen hauptsächlich als Abstellkammer benutzt. „Wer duscht schon gern mit kalten Wasser“, hieß es vom Feuerwehrkommandanten erklärend dazu. Zudem sei auch die Notstromversorgung sehr anfällig: Laut Speidel reichen die aktuellen Batterien nur für eine halbe Stunde.
Wie steht es um die Arbeitssicherheit?
Auch hier gibt es einige Investitionswünsche von der Wehr: Speidel zeigte bei der Führung auf einige kleine Metallgitter im Boden der Fahrzeughalle, die derzeit als einziges mehr schlecht als recht dabei helfen, die Abgase des Fuhrparks abzuleiten. Hier hofft man auf Abgas-Absauganlagen für die Stellplätze. Ebenfalls gewünscht sind neue Spinde mit „Schwarz/Weiß-Trennung“: Denn derzeit gebe es im Umkleideraum keine Möglichkeit, Privatkleidung und Einsatzkleidung getrennt voneinander unterzubringen. Das sei laut Speidel deshalb ein Problem, weil die Uniformen nach einem Einsatz oft mit Gefahrenstoffen wie Brandrauch, Chemikalien oder Dieselabgasen kontaminiert seien – dadurch würden etwa krebserregende Stoffe ins heimische Schlafzimmer gelangen.
Wie steht es um die Vergütung?
Bisher gibt es 14 Euro pro Stunde als Einsatzentschädigung, so der Kommandant. Das ändert sich nun im kommenden Jahr, da der Gemeinderat die vom Feuerwehr-Kreisverband empfohlene Anpassung der Entschädigungssatzung verabschiedet hat: Ab 2025 gibt es 16 Euro pro Stunde, ab 2027 dann 17 Euro pro Stunde. Speidel zeigte sich darüber erfreut, erwähnte aber auch, dass etwa in Tübingen zwölf bis 18 Euro pro angefangene Stunde bezahlt wird.
Was sagt der Bürgermeister?
Oliver Simmendinger lobte, mit wie viel ehrenamtlichen Engagement und Mut die Wehr arbeiten würde und bedankte sich herzlich für den Einsatz der Feuerwehrleute. Er sprach sich auch für die verabschiedete Anpassung der Entschädigungen aus. Zum Thema Anschaffungen verwies er darauf, dass die Finanzmittel im Haushalt äußerst knapp seien – aber man unterstütze die Wehr. Hier betonte er neben der Anschaffung des MTV vor zwei Jahren auch die neue Einsatzkleidung.