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Medizinerin Birte Harant informiert beim Prokids-Elterncafé über die Mundhygiene bei Kindern

Bloß keine Fruchtpüree-Drinks und auch Schnuller lieber vermeiden: Die Zahnmedizinerin Birte Harant klärt über die Dentalhygiene bei Kleinkindern auf und hat viele nützliche Tipps.

Königsfeld. Es herrscht ein unglaubliches Gewimmel beim Prokids-Elterncafé im Jugendkeller des Rathauses in Königsfeld. Ein knappes Dutzend Mütter sitzen auf den vorhandenen Stühlen, die Kinder breiten sich im Raum aus, manche benutzen die Spielmatte, andere laufen umher.

Mitten in diesem geplanten Chaos stellt Patricia Preuss, gelernte Familien-, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, die Referentin des heutigen Vormittags vor: Birte Harant. Die Zahnmedizinerin ist beim Gesundheitsamt des Landkreises in der AG Zahngesundheit tätig. Sie ist schon ein wenig stolz darauf, dass man es durch die Tätigkeit der Arbeitsgemeinschaft und ein gewachsenes Verhältnis zur Zahnpflege auch bei Kindern geschafft habe, die Karieslast auf unter 20 Prozent zu senken, erzählt sie im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Immer noch aber stellen industriell gefertigte Spezialartikel aus dem Food- wie dem Non-Food-Bereich eine Gefahr für die Zahngesundheit der Jüngsten bis zum Alter von drei Jahren dar. Einer der heutigen Schwerpunkte stellen die höchst ungesunden aber beliebten "Quetschies" dar.

Die meisten Quetschies bestehen zwar tatsächlich zu 100 Prozent aus Obst, doch ein Blick auf die Nährwerttabelle zeigt: Oft steckt im Fruchtpüree mehr Zucker als in Cola. Im Gegensatz zur Koffeinbrause handelt es sich zwar um natürlichen Fruchtzucker, doch die sogenannte Fruktose wird in der Leber zu Fett umgewandelt und kann zu Fettleibigkeit und zur Fettleber führen. Zudem werde der wichtige Kaueffekt umgangen. "Quetschies sind somit allerhöchstens mal was für zwischendurch", betonte die Zahnärztin.

"Gut gepflegte Zähne im Baby- und Kleinkindesalter" sind enorm wichtig, daher sollte man den Kleinen schon sehr früh spielerisch eine gewisse Systematik beibringen. Am einfachsten sei dies mit dem "Hoppe-Reiter-Spiel" möglich, wenn man dem Partner gegenüber kniet und das Kind auf dessen Oberschenkel ablege. "Dann können Sie in einem ersten Schritt dem Baby den Kiefer abtasten – es sollte gewöhnt werden, dass man ihm vorsichtig in den Mund fasst. Zudem kann man das Kind schon sehr früh zum Zahnarzt mitnehmen", schlug Harant den Eltern vor. Sie habe erlebt, dass man Kleinkinder in Narkose versetzen musste, weil sie sonst den Mund nicht geöffnet hätten. Später könne man den Kiefer auch vorsichtig mit einer kindgerechten Zahnbürste massieren.

Auch das Gros der Beruhigungssauger bekam sein Fett weg – fast ausnahmslos seien die Schnuller nicht der Kieferformer, wie viele gern werben. Vielmehr würden die Kiefer regelrecht verformt werden. "Wenn der Lippenschluss vollzogen ist, also mit etwa drei Jahren, sollte der Schnuller wegfallen. Der Schnulli hat seinen festen Platz, und zwar nicht an der Schnullerkette", mahnte sie die Eltern. Kinder bräuchten den Schnuller weniger als die Eltern.

Wenn die ersten Zähne da seien, hätten sie einen natürlichen Feind: Säuren. Spezielle Kindernahrung sei oft zusätzlich gesüßt, was im Mund zur Säurebildung führe. Vor allem die Nuckelflaschen aus Kunststoff hätten letztlich zu einer Zunahme der Kariesfracht geführt. "Keine Mutter hätte je ein Kind mit Glasflasche allein gelassen", räumte Harant ein.

"Geben Sie ihrem Kind öfter Wasser zu trinken, das ist unser am besten überwachtes Lebensmittel", verdeutlichte sie. Ein Alarmzeichen seien bräunliche Flecken und weißlich verfärbte Zahnränder: "Wenn die Zähne schwarz sind, kann man sie durchaus erhalten, als Platzhalter."

Ab dem ersten Geburtstag sollte man mit dem Zähneputzen beginnen, vielleicht verbunden mit einem kleinen, schönen oder spielerischen Ritual. "Denken Sie immer daran, Kinder sind keine kleinen Erwachsenen", gab sie den Müttern mit auf den Weg.