Steffen Häfner ist neuer Chefarzt der MediClin-Baar-Klinik im Schwarzwald. Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder Bote

Menschen: Psychosomatiker wechselt nach Königsfeld

Königsfeld. Der Psychosomatiker Steffen Häfner ist neuer Chefarzt der Königsfelder MediClin Baar-Klinik in Königsfeld.

Wissenschaftlich setzt er sich bereits sehr lange mit den Problemen extremen Pendelns zwischen Wohn- und Arbeitsort auseinander. Praktisch betrifft es ihn jahrelang ebenfalls intensiv – 400 Kilometer Fahrt zweimal die Woche. Nach seinen veröffentlichten Forschungsarbeiten begleitete den in Stuttgart-Vaihingen wohnenden Arzt und Psychotherapeuten bereits 2011 der Südwestrundfunk während eines TV-Themenschwerpunkts "Fluch der Mobilität" zur Klärung der Frage, ob das intensive Pendeln krank machen könne.

Auch im vergangenen Jahr war Häfner wieder zum Interview bei einer SWR-Fernsehsendung geladen. Nutzte er bis vor kurzem die A81 und A6 für die 400 Kilometer-Strecke zu seiner Arbeitsstelle als Chefarzt der Klinik für Integrative Medizin und Naturheilverfahren in Bad Elster (Sachsen), nimmt er nun die A81 in die Gegenrichtung nach Süden. Königsfeld liegt mit 105 Kilometern wesentlich näher als das Vogtland. Neben der geringeren räumlichen Distanz sind dem Mediziner selbstverständlich die konzeptuelle Ausrichtung sowie die professionelle Qualität einer Klinik wichtig.

"Als ich von der Ausschreibung erfuhr, griff ich gerne zu", so Häfner. "Wir haben als Psychotherapeuten ja keine technischen Geräte zur Verfügung, um die Problematik von Patienten schnell zu erfassen, und müssen uns gerade deshalb besonders stark auf ein gutes Team verlassen." Wichtig war ihm bei seiner Entscheidung auch die für ihn sehr interessante Kooperation mit der Albert Schweitzer-Klinik (ASK).

Räumlich wie auch organisatorisch unter dem Dach der MediClin teilen sich die Baar-Klinik und die ASK mit deren beiden somatischen Reha-Bereichen Kardiologie und Pneumologie das große Klinikgebäude in der Parkstraße 10.

Mit vielen Themen, wie sie in der somatischen Rehabilitationsarbeit der ASK wichtig sind, beispielsweise Ernährungskonzepte, Entspannungsverfahren oder der Umgang mit beruflicher Überlastung, beschäftigte sich Häfner bereits früher intensiv. Anziehend war für den Mediziner auch die gegenwärtige wissenschaftliche Entwicklung neuer Schlaftherapieverfahren in der Baar-Klinik in Königsfeld.

Als Psychotherapeut interessiert sich Häfner stark für die Theorien von Michael Balint, einem der Pioniere der Psychosomatik. Lange war Häfner auch im Vorstand der Deutschen Balint-Gesellschaft tätig. Ebenso in den therapeutischen Fokus nimmt der Psychosomatiker gerne Naturheilverfahren und, besonders passend für die Kneippstadt, die Bäderheilkunde (Balneologie).

Nicht zuletzt auch Albert Schweitzer ist für den neuen Chefarzt eine prägende Persönlichkeit: seine konsequent helfende Haltung als Arzt, sein Glaube, sein Orgelspiel und der Bezug zu Afrika. Obwohl Häfner selbst gerade kein Instrument spielt, stellt Musik in seinem Leben eine wichtige Dimension dar. "Ich höre sehr gerne Musik der Romantik, beispielsweise Verdi, Brahms oder Mendelssohn Bartholdy", erzählt er. Einen Bezug zu Afrika ergibt sich durch die Arbeit seiner Frau, welche im Erstberuf evangelische Pfarrerin und nun für die Landesregierung im Staatsministerium mit Themen der Entwicklungszusammenarbeit betraut ist.

Den Erstwohnsitz nach Königsfeld verlagern und damit die Pendelstrecke von einst 400 über 105 gar auf null Kilometer reduzieren, möchte Häfner jedoch nicht. "Sonst müsste meine Frau jeweils von Königsfeld nach Stuttgart pendeln und die Kinder würden aus ihrem sozialen Umfeld gerissen."

Ähnlich zu Bad Elster will Häfner jedoch einen Zweitwohnsitz in Königsfeld einrichten, um nicht jeden Tag zum Pendeln gezwungen zu sein.

Übrigens: Wenn der neue Chefarzt der Baar-Klinik von seinen Kindern spricht, leuchten seine Augen. Es sind drei Jungs im gleichen Alter. Vor 13 Jahren wurde Steffen Häfner Vater von Drillingen.