Die Michael-Balint-Klinik steht vor dem Aus. Foto: Hoffmann

Auf Plakaten wird Schließung der Michael-Balint-Klinik bedauert. Einbußen bei Geschäften.

Königsfeld - Wie sehr die Schließung der Michael-Balint-Klinik bedauert wird, zeigt sich auch an vielen Plakaten, die in den Fenstern der Klinik hängen, gut sichtbar für Passanten.

Auf den Plakaten heißt es zum Beispiel: "Ein Ort, der Leib und Seele nährt, wird geschlossen wegen Gier und Ignoranz." Oder: "Diese Klinik hätte nicht geschlossen werden müssen." Und darüber hängt noch ein Plakat mit einem weinenden Kind. Und schließlich wird gemahnt: "An alle, die sich am Niedergang der Klinik bereichert haben: ›Ein reicher Mann ist auch nur ein armer Mann mit viel Geld‹."

Letzte Patienten gehen Mitte November

Im Vorgarten ist außerdem an einer Blumenampel eine Art Todesanzeige zu sehen. Dort heißt es zur Michael-Balint-Klinik, sie sei am 15. Oktober 2019 verstorben. Eine Heilung sei verhindert worden. Und am Fuß der Seite steht das Wort "Auferstehung" mit vielen Fragezeichen.

Die letzten Patienten hatten die Klinik Mitte November verlassen. "Ganz viele Fürsprecher" habe die Klinik gehabt, hatte damals Chefarzt Wilfried Callenius gemeint, seien es Landräte, Bürgermeister Fritz Link, Landtagsabgeordnete, zum Teil auch Vertreter der Krankenkassen. Doch all diese Bemühungen, die Klinik aus dem Insolvenzverfahren in eine Zukunft zu führen, seien gescheitert. Dafür machte Callenius vor allem die Haltung des Sozialministeriums verantwortlich und hier explizit diejenige von Landesminister Manfred Lucha. Dieser habe auf die "klare Position" des Krankenhausplans verwiesen, der die Verlegung der 42 Akutbetten der Michael-Balint-Klinik an die Vinzenz von Paul Hospital gGmbH in Rottweil vorsehe. "Damit ist unsere Lebensader abgeschnitten", kritisierte der Chefarzt diese Vorgehensweise.

Übernachtungen gehen verloren

Bürgermeister Link hatte darauf hingewiesen, dass Königsfeld durch die Schließung der Klinik 25.000 Übernachtungen und 700 bis 800 Patienten verloren gingen, die während ihres mehrwöchigen Aufenthaltes auch den Einzelhandel und die Gastronomie genutzt hätten.

Der Vorsitzende des Handels- und Gewerbevereins, Klaus Vollprecht, der auch einen Tabakwaren- und Zeitschriftenladen in Königsfeld betreibt, meint, seit der Klinikschließung seien seine Einnahmen um rund 15 Prozent zurückgegangen. Er geht davon aus, dass auch die anderen Geschäfte in der Ortsmitte die Klinikschließung schmerzlich spüren.

Die Ansiedlung eines Aldi-Marktes in Verbindung mit dem Drogeriemarkt Rossmann am südlichen Ortsrand von Königsfeld wird kontrovers diskutiert, wobei sich Vollprecht für die beiden neuen Märkte ausspricht. Er hofft, dass zumindest ein Teil der Kunden von Discounter und Drogeriemarkt den Weg in die Ortsmitte finden und dort auch die Geschäfte nutzen.