Selbst Shakespeare scheint ob der Streitereien des einstigen Liebespaars machtlos. Fotos: Hübner Foto: Schwarzwälder Bote

Burgspektakel: "Es war die Lerche" beleuchtet die Liebesgeschichte von Romeo und Julia neu

Was, wenn Romeo und Julia, die wohl tragischste Liebesgeschichte aller Zeiten, gar nicht mit dem Freitod geendet hätte? Dieses Szenario thematisierte beim Burgspektakel auf der Waldau das Stück "Es war die Lerche".

Königsfeld. Dass auch das vielleicht berühmteste Liebespaar der Welt nicht vor Eheproblemen gefeit ist, zeigte im Rahmen des Burgspektakels das Stück "Es war die Lerche" von Ephraim Kishon. Wüste Beschimpfungen sorgten für Erheiterung beim Publikum.

Grundannahme des heiteren Trauerspiels war, dass Romeo Montague (Olaf Jungmann) und Julia Capulet (Petra Talatzko) ihren Selbstmord nur vorgetäuscht hatten und seit Jahrzehnten als Paar zusammenlebten. Dabei hatte schnöder Ehealltag die Romantik verdrängt, wie Jungmann und Palatzko zum Vergnügen des Publikums überzeugend darstellten. Der nicht mehr ganz so gut aussehende Romeo muss Geld mit Ballettunterricht verdienen, während Julia ihn als Schnorrer beschimpft und sich sehnlichst eine Haushaltshilfe wünscht.

Mit unverhohlenem Sarkasmus überhäuft sie die romantischen Anwandlungen ihres Gatten, der sich weiter als ritterlicher, reimender Galan sieht, dabei aber eine Wärmflasche namens "Lisa" liebt. Julia bedauert es gar, dass sie früh genug aufwachte, um Romeo vom Selbstmord abzuhalten. Für Belustigung sorgte die eine oder andere Musikeinlage, zum Beispiel wenn Romeo von "Mortadella di Amore" sang.

Kurios war die Begegnung Romeos mit Julias Amme (Götz Knieß), die er als Kupplerin beschimpfte. Die alte Dame war zwar etwas senil, konnte sich aber noch an das nymphoman veranlagte junge Mädchen erinnern, das nach einem jungen Mönch Ausschau hielt, der "nackt wie ein Splitterfaser" im Klostergarten lag.

Sehr unterhaltsam war auch der Auftritt von Pater Lorenzo (Peter Horn), Julias Beichtvater, der den Eheleuten bescheinigt, damals dummes Zeug von sich gegeben zu haben. Es stellt sich heraus, dass sowohl Romeo als auch Julia anstrebten, die Ehe zu beenden, koste es, was es wolle. Dass William Shakespeare (Götz Knieß) aus seinem Grabe stieg, um den Streit zu schlichten, machte eigentlich alles nur noch schlimmer.

Schließlich waren sich Romeo und Julia nicht einmal darüber einig, welcher Vogel im damaligen Drama eine wichtige Rolle spielte. Da halfen auch Shakespeares poetische Ergüsse vom Vogel als symbolische Parabel und erdentbundener Transzendent nichts mehr.

Ob und wie sich das Dreiergespann einigt, das können Besucher noch zweimal selbst herausfinden. Das Stück ist nochmals am Freitag, 27. Juli, und am Sonntag, 29. Juli, auf der Burgruine zu sehen.

Für die Technik verantwortlich waren bei der Aufführung Johannes Schott und Olaf Jungmann. Regie führte Maxine Fleig.