Die Entrindungsmaschine schafft bis zu 1000 Festmeter pro Tag.Fotos: Hübner Foto: Schwarzwälder Bote

Forst: Rundgang durch den Jungbauernwald / Entrindungsmaschine noch im Einsatz

Die Stürme der vergangenen Monate schlugen auch im Kurort zu. Derzeit ist der Forst eifrig dabei, die letzten Folgen davon zu beseitigen. Ein weiteres Problem ist der Borkenkäfer.

Königsfeld. Bei einem Rundgang durch den Jungbauernwald, neben dem Badloch das von den Stürmen am stärksten betroffene Gebiet, konnte Revierförster Peter Gapp etwas Entwarnung geben. Die Folgen seien nicht so schlimm wie anfangs befürchtet. Statt geschätzter 4000 Festmeter wurden bisher nur rund 1500 aufgearbeitet, dazu kommen maximal weitere 500, die noch im Wald liegen. Damit bleibe man unter dem normalen Jahreseinschlag und sei im Vergleich zu westlicheren Gemeinden viel besser weggekommen.

Revierförster: "Wir hatten Glück im Unglück"

"Wir hatten Glück im Unglück. Wenn das Wetter jetzt noch ein bisschen nasskalt bleibt, kommen wir mit einem blauen Auge davon." Und auch für Waldbesucher gibt Gapp Entwarnung. Die Sturmrisiken seien entschärft.

Gute drei Monate waren Forstunternehmer mit der Aufarbeitung des Sturmholzes beschäftigt. Der Vollernter ist bereits wieder weg, nur noch die Entrindungsmaschine im Einsatz. Die schafft bis zu 1000 Festmeter pro Tag und ist nötig, weil Rinde die Sägen der Sägewerke stumpf machen würde.

Aufgearbeitetes Holz ist größtenteils schon abgefahren

Das aufgearbeitete Holz ist größtenteils schon abgefahren. Ein Grund für die Eile ist der Borkenkäfer, der sich darin einnistet, und so aus dem Wald gefahren wird, bevor sich Jungkäfer entwickeln und stehende Bäume befallen. Das noch im Wald liegende Gipfelholz wird gehäckselt.

Die Schäden, die der Käfer anrichtet, sind zunächst nur visueller Natur, das Holz verfärbt sich, erklärt Gapp. Weibchen legen in senkrechten Gängen unter der Rinde Larven ab, die sich dann waagerecht durchs Holz fressen, was die "Leitungen" und damit den "Saftstrom" von oben nach unten unterbricht. Die größer werdenden Larven fressen sich tiefer ins Holz, was das Eindringen von Pilzen erleichtert. Die sorgen für eine Verfärbung und können das Holz bis zu einer Tiefe von zehn Zentimetern entwerten. Dann könne es sein, dass unterm Strich finanziell nichts übrig bleibe. Aber Priorität sei, das Holz so schnell wie möglich aus dem Wald zu bekommen. Zumal Gapp den Einsatz von Chemie möglichst verhindern möchte.

Der Förster hofft, dass bis 2021 alles Holz abverkauft werden kann. Das meiste kommt ins Nasslager, wo es bis zu vier Jahre bleiben kann. Das gilt aber nur für Holz, das nicht durch den Borkenkäfer vorgeschädigt ist.

Die Holzpreise sind wegen des Überangebots und Corona-bedingter Exporteinschränkungen stark gefallen. Vor den Stürmen wurde ein Festmeter Stammholz für bis zu 100 Euro verkauft, im Moment sind es etwa ein Drittel weniger, Käferholz ist zum Teil unverkäuflich. Kommunen könnten das verkraften, für manchen Privatwaldbesitzer gehe es aber um die Existenz, so Gapp.

"Junge" Weißtannen haben 20 bis 30 Jahre auf dem Buckel

Der Förster führt durch Bereiche, in denen Waldverjüngung sichtbar wird. An vielen Stellen gibt es "junge" Weißtannen mit zwei bis fünf Metern Höhe, die schon 20 bis 30 Jahre auf dem Buckel haben. Dort profitiere man von der Arbeit forstlicher Vorgänger, die in den 1980er-Jahren in großem Stil Tannen und Buchen anbauten, sagt Gapp. Besonders Wolf Hockenjos, den langjährigen Forstamtsleiter von Villingen, hebt er hervor. Der habe den Vorbau von Tanne und Buche mit großem Nachdruck verfolgt und sei dafür oft kritisiert worden. Für Verjüngung sind aber auch alte Bäume wichtig, da Weißtanne und Rotbuche als Schattbaumart am besten unter deren Schirm gedeihen.

Gapp weist auf die immense Bedeutung der Jäger hin, die sehr stark in den Rehwildbestand eingreifen müssen, um nachwachsende Bäume vor Wildverbiss zu schützen. "Nur so kriegt man die Verjüngung hin." Wenn das klappe, könne man mit Naturverjüngung auskommen. Wie es aussieht, wenn es nicht funktioniert, zeigt er auf einer Lichtung, die Rehe "magisch anzieht". Jahrzehntealte Tannen sind wegen Rehfraß nicht einmal kniehoch. Auch für den Mischwald sind Jäger wichtig.

Überraschend ist, dass Gapp nicht alle neuen Lücken im Wald schnell wieder aufforsten möchte. Diese kahlen Stellen bieten dem Auerhuhn, einem eigentlich "typischen Vogel des Schwarzwalds", sowie anderen Tieren wertvolle Lebensräume. Gerade dort, wo der Boden von Natur aus feucht ist und sich Tümpel bilden. Der Förster hofft, dass es bald Zuschüsse dafür gibt, Flächen nicht wieder aufzuforsten. Diese können für Gemeinden in Form von Ökopunkten bares Geld wert sein.