MobilfunkBürger in Erdmannsweiler wünschen sich mehr Transparenz / Fritz Link weist Vorwürfe zurück
Angesichts der geplanten Aufstellung weiterer Mobilfunkmasten hat sich in Königsfeld eine Bürgerinitiative gegründet, die sich für mehr Transparenz stark macht. Vor allem ein Umstand im Hinblick auf den runden Tisch stört die Bürger.
Königsfeld-Erdmannsweiler. Große Sorgen mit Blick auf das Vorhaben der Deutschen Telekom, in den Königsfelder Ortsteilen Neuhausen und Erdmannsweiler Sendemasten für einen besseren Mobilfunkempfang zu installieren, machen sich insbesondere die Bürger aus Erdmannsweiler. Vor diesem Hintergrund hat sich dort nun eine Bürgerinitiative gebildet, die vor allem eines möchte: mehr Transparenz und Öffentlichkeit im laufenden Suchverfahren für einen oder mehrere Standorte in Königsfeld.
Zwar wurde von Bürgermeister Fritz Link wie versprochen ein runder Tisch gebildet, doch die Teilnehmer dieser Runde wurden gleich bei der ersten Zusammenkunft zu absolutem Stillschweigen verpflichtet, so Claus Ding von der BUND-Ortsgruppe und Stephanie Richter von der Umwelt – und Verbraucherorganisation "Diagnose Funk".
Teilnehmer werden mit Fragen überhäuft
Beide sitzen mit am runden Tisch, werden deshalb aus den Reihen der besorgten Bürgerschaft mit Fragen überhäuft, dürfen aber nichts sagen, obwohl sich sowohl BUND als auch "Diagnose Funk" als Verbraucherschutzorganisation sehen.
"Die aktuelle Situation ist für uns unerträglich geworden", so Ding und Richter im Einklang. Die Gerüchteküche brodle angesichts der vorhandenen Intransparenz, mit welcher von der Gemeinde und der Telekom die ganze Sache betrieben werde.
Dass sich bei dieser Gemengelage nun unabhängig von BUND und "Diagnose Funk" in Erdmannsweiler eine bereits sehr aktive Bürgerinitiative gebildet hat, bestätigt Jörg Schermann, einer der Initiatoren, in seinen Ansichten. "Stuttgart 21 hat gezeigt, wie durch Mauscheln, fehlende Informationen und Transparent, die Bevölkerung gespalten wird. Wir wollen Informationen zum Verfahren und zu den geplanten Standorten und zwar nicht erst wenn Fakten geschaffen wurden", sagte er bei der Zusammenkunft.
Auf welch breitem Fundament in Erdmannsweiler die Sorgen stehen und wie groß der Wunsch nach umfassender Information und Transparenz ist, zeigen nicht nur die vielen Protestplakate, die aktuell in ganz Erdmannsweiler zu sehen sind, sondern auch die große Zahl besorgter Menschen, die sich kürzlich trafen.
Die rund 150 Bürger, die der Einladung der Bürgerinitiative gefolgt waren, erfuhren jedoch nichts Neues. Claus Ding und Stephanie Richter wiederholten ihre bereits in unzähligen Gesprächen und Anrufen getätigte Aussage, dass sie nichts sagen dürfen und Jörg Schermann hofft nun einfach, dass die Gemeinde und die Telekom einlenken und endlich umfassend informieren. Schließlich gehe es angesichts der Strahlenproblematik auch um die Gesundheit der Menschen im Ort, die auch den gewählten Volksvertretern am Herzen liegen sollte. Und wenn es um die eigene Gesundheit gehe, sei in der Medizin längst auch eine Zweitmeinung durchaus üblich.
Deshalb seien auch alle eingeladen, am Montag, 9. April, um 19.30 Uhr ins Dorfgemeinschaftshaus nach Erdmannsweiler zu kommen. Dort werde ein 30 minütiger Kurzfilm zur Gesamtproblematik in Form eines Interviews mit einem Umweltmediziner aus Stuttgart gezeigt. Anschließend können die Bürger Fragen stellen.
Rathaus: Dialog statt emotionaler Panikmache
Bürgermeister Fritz Link wehrte sich gegen "Vorwürfe, die jeder Grundlage entbehren". Es gebe keine Konfrontation zwischen Bürgern und Verwaltung. Man setze auf verantwortungsvollen Dialog statt emotionaler Panikmache.
Link verwies auf die rasche Bekanntmachung des Suchlaufs und die Gründung eines runden Tisches sowie auf die Beteiligung eines unabhängigen Experten, der die Gemeinde einen fünfstelligen Betrag koste.
Der runde Tisch habe zum Ziel, Anlagen im Außenbereich anzusiedeln, um die Strahlenbelastung zu minimieren. Angestrebt werde nicht nur die Einhaltung deutscher, sondern auch der strengeren österreichischen und schweizerischen Grenzwerte. Man habe Grundstückseigentümer öffentlich gewarnt, Pachtverträge abzuschließen. Denn im unbeplanten Innenbereich seien Anlagen einer bestimmten Höhe verfahrens- und genehmigungsfrei und von der Gemeinde nicht zu verhindern.
Zur Nichtöffentlichkeit des Gremiums verwies Link auf Interessen von Grundstückseigentümern und das öffentliche Wohl. Es mache keinen Sinn, die Öffentlichkeit mit der Diskussion über Standorte zu verunsichern, die noch nicht auf ihre Eignung untersucht wurden.
Der Ausbau von LTE sei eine bundesweite Strategie und nicht von der Gemeinde beauftragt. Er halte es für anmaßend, dieser zu unterstellen, sie würde gegen die Bevölkerung den Mobilfunkausbau betreiben. Der runde Tisch könne nur vorberatend tätig sein, so der Bürgermeister weiter. Sobald ein Ergebnis vorliege, würden über Standortalternativen die betroffenen Ortschaftsräte und der Gemeinderat entscheiden.