Buchhändlerin und Fotograf, Mutter und Sohn, arbeiten an 60 neuen Postkarten
Stephanie Richter und der Fotograf Jonas Berger produzieren neue Postkarten für Königsfeld. Die Zusammenarbeit von Mutter und Sohn verlief weitestgehend harmonisch.
Königsfeld. Eines Tages hat Stephanie Richter entschieden: So kann es mit den Postkarten nicht weitergehen. Zu altbacken sind die Motive im Drehständer ihrer Buchhandlung, zu kitschig die Schwarzwälder Bollenhut-Romantik. "Die Ansichtskarten von Königsfeld sind in die Jahre gekommen", drückt sie es diplomatisch aus. "Die kamen bei Jung und Alt nicht mehr an." Dabei kommen immer wieder Kurgäste und Touristen – aber auch Einheimische – in ihren laden, um Grüße aus Königsfeld an ihre Familien und Freunde zu verschicken.
Kurzerhand beauftragte Richter ihren Sohn Jonas Berger damit, 60 neue Postkartenmotive zu fotografieren. Berger ist gelernter Drucker und seit jeher fotografiebegeistert. In diesem Jahr ist er in den Fotoladen seines Onkels eingestiegen. Gemeinsam mit seiner Mutter zog er drei Tage lang durch die Gemeinde, um die charakteristische Stimmung des Ortes einzufangen. "Königsfeld ist ein Ort, der viel in Bewegung ist. Aber die Historie ist statisch", sagt der Sohn. "Es ist ein beschaulicher Ort", sagt seine Mutter.
Sie wollten nicht nur klassische Motive, wie den Zinzendorfplatz, die Ruine Waldau oder das Albert-Schweitzer-Haus, sondern suchten nach Orten, an denen die Königsfelder morgens auf dem Weg zum Bäcker vorbeifahren, ohne sie zu bemerken. "Meine Mutter ist auch kunstinteressiert. Sie hat ein ähnliches Auge und ähnliche Vorstellungen wie ich", erzählt Berger. Die dreitägige Motivsuche sei entspannt und schön verlaufen, "mit genug Kaffeepausen und Erfrischungen."
Noch am Morgen zog Berger fotografierend durch den Ort, machte Schnappschüsse auf dem neu gestalteten Dorfplatz und erwischte Eichhörnchen im Doniswald. Die seien schwierige Models, erzählt er. Aber mit ein wenig Geduld bekäme man sie vor die Linse. Auch Luftaufnahmen werden im neuen Sortiment zu finden sein: Königsfeld von oben, aufgenommen mithilfe einer Drohne. Künstlerisch zeigt sich Berger dabei durchaus ambitioniert: "Ich bin von den alten großen Meistern inspiriert; Monet, Dalí."
"Ich muss kaufmännisch denken, ich weiß, was gefragt ist"
Doch seine Mutter, die Auftraggeberin, zieht auch klare Grenzen. Sie entscheidet, welche der 600 Fotos es am Ende auf die Karten schaffen: "Ich muss kaufmännisch denken, ich weiß, was gefragt ist." Sollten die neuen Postkarten gut ankommen – und bisher sei das Feedback sehr gut – plant das Duo bereits weiter: Im Herbst und Winter sollen weitere Motive entstehen: Königsfeld in Herbstlaub und Schnee.
Weitere Informationen: Die 60 neuen Postkarten sind ab Mitte August in der Buchhandlung Hornscheidt erhältlich.
