Während ihrer Wache steuert Hanna auch mal den Schoner mit 1400 Quadratmetern Segelfläche über den Atlantik. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Abenteuer: Zinzendorfschülerin Hanna ist mit 59 anderen Jugendlichen an Bord eines Großseglers unterwegs

Seit Anfang des Schuljahres hat die Zehntklässlerin Hanna ihr Zimmer im Internat der Zinzendorfschulen gegen eine Koje an Bord des Dreimasters "Gulden Leuuw" getauscht.

Königsfeld. Die Zehntklässlerin des Gymnasiums verbringt ein Schuljahr auf hoher See, bevor sie in der elften Klasse wieder in Königsfeld zur Schule geht. Die passionierte Seglerin hat sich für die Organisation Class Afloat entschieden, wo ihr Tagesablauf von den routinemäßigen Arbeiten auf einem Großsegler inklusive Tag- und Nachtwachen und einem vollen Stundenplan mit sechs bis sieben Schulstunden gefüllt ist.

60 Schüler und Studenten haben sich gemeinsam auf den Weg über den Atlantik gemacht, um fremde Kulturen, die Natur und nicht zuletzt auch sich selbst zu entdecken.

Der erste Brief erreicht die Mitschüler

"Nun, da ich in der Stille lebe, wo Markenklamotten, Schminke, Geld oder sogar Schulnoten nicht mehr zählen, habe ich die größte Erfahrung der Reise gemacht. Zu Hause sind alle quasi Teil einer Zweckgemeinschaft, leben nach Regeln, die sie selbst erschaffen haben, aber nicht verstehen, vergessen, wie man wirklich lebt oder frei ist, und folgen dem Fluss", schreibt Hanna in ihrem ersten Brief, der die Zinzendorfschulen Wochen später erreicht, da eine Internetverbindung nur an den Häfen besteht.

Sie schläft in der Mitte eines kleinen, gemütlichen dreistöckigen Bettes in einem Raum, den sie mit 59 anderen Schülern aus aller Welt teilt.

Pausen oder Privatsphäre gibt es dort nicht

"Wenn wir auf See sind, schmeißen uns die Wellen aus unseren Betten oder wir sind damit beschäftigt, an Deck an den Schotleinen zu ziehen, um das Boot zu stabilisieren." Pausen oder Privatsphäre gebe es nicht, und das Leben an Bord sei ganz schön anstrengend, "aber trotzdem genieße ich jede einzelne Minute".

Deck schrubben, Dienst in der Kombüse, Ruderwache oder das Erklimmen der 40 Meter hohen Masten gehören ebenso zu ihrem Alltag wie Museumsbesuche, Begegnungen mit Beduinen und eben Unterricht. Am 7. September legte das 70 Meter lange segelnde Klassenzimmer in Amsterdam ab und fuhr die Westküste Europas entlang. Der geplante Abstecher nach Korsika wurde wegen eines schweren Sturms gestrichen, stattdessen besichtigten die Jugendlichen Barcelona.

Über Madeira, Marokko und die Kanarischen Inseln sind sie weiter nach Dakar gesegelt. Am ersten Adventswochenende ging es über den Atlantik nach Brasilien.