Der Politikwissenschaftler Ulrich Eith schlägt einen Bogen zwischen Kunst sowie Politik und Gesellschaft. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: 52 Künstler thematisieren Krieg, Menschenverachtung und Umweltzerstörung / Jahresausstellung

Einen Bogen von der Kunst zur Politik spannte die Laudatio zur Eröffnung der Jahresausstellung des Vereins Kunstkultur Königsfeld. Unter dem Titel "Chaos oder Chancen – Wo gehts lang?" werden Arbeiten von 52 Künstlern aus ganz Deutschland gezeigt.

Königsfeld. Die Ausstellung sei ein Experiment mit offenem Ausgang, so der Vereinsvorsitzende Manfred Molicki. Baustellen gebe es überall auf der Welt. Der Begriff stehe für Kriege, Menschenverachtung oder Umweltzerstörung. Das Team sei beeindruckt gewesen von den eingereichten Arbeiten.

Die Laudatio hielt Politikwissenschaftler Ulrich Eith. Der sah seine Rede auch als Experiment, da die Zugänge zu Kunst und politischer Bildung unterschiedlich seien. Sie hätten aber beide Gemeinsamkeiten, zum Beispiel therapeutische Absichten. Kunst habe vor allem Thematisierungsfunktion.

Fast erschreckend sei, dass 25 bis 30 Jahre alte Plakate so aktuell seien als könnten sie aus den letzten Monaten stammen. Kunst könne und solle eine Verunsicherungsfunktion haben, eigene Schablonen hinterfragen und neue Anstöße geben.

Das Ausstellungsmotto übertrug Eith auf Politik. Chaos bedeute Unübersichtlichkeit. Unter den Menschen herrsche derzeit eine erschreckende Orientierungslosigkeit. Politische Verführer hätten darauf einfache Antworten. Chancen bedeuteten Stabilisierung, Orientierung oder Zukunftsperspektive.

Eine Umfrage habe ergeben, dass unter Deutschen mittleren Alters hohe Zufriedenheit herrsche, gleichzeitig aber Ängste wüchsen. Es gehe um Pflege, Rente oder Lebensstandard, um soziale Aspekte und die eigene Identität. Trotz des Wohlstands sei klar, dass bestimmte Gruppen wie Langzeitarbeitslose oder Alleinerziehende herausfielen. Es sei kein Konzept erkennbar, wie die ehemaligen Volksparteien als Integrationskraft wirken könnten.

Vom Widerspruch

Eith sprach den Widerspruch zwischen Freiheit und Sicherheit an. Dabei nahm er Bezug auf Kunstwerke. Eines assoziierte er mit der Verführung über den Begriff "Heimat", mit schnellen Antworten für eine Welt, die aus den Fugen gerate. Dabei verschwinde des Individuum hinter einer Truppeneigenschaft. Letztlich sei Leitkultur die Festsetzung, wie sich ein Deutscher zu verhalten habe.

Andere Werke sah er als Mahnung, in schwierigen Situationen die Freiheit aufrechtzuerhalten oder Chancen zu suchen in einer Welt, die in vielen Punkten nicht so ganz erklärbar erscheine.

"Lassen sie sich in der Kunst immer wieder verunsichern", so Eith. Vorurteile seien nur gut, wenn man sie selbst reflektieren könne. Man müsse grenzenloses Wissen aushalten. Verunsicherung sei das eigentliche Ziel, pflichtete Molicki bei. Wer nicht im Denken gestört werde habe keinen Grund, Neues zu lernen. Irritation sei der erste Ansatz zum Lernen. Die Ausstellung läuft bis zum 17. Dezember. Öffnungszeiten sind samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.

Weitere Informationen: info@kunstkultur-koenigsfeld.de