Feines Empfinden für Proportion zeigt dieser Skulptur-Akt von Otto Leiber.Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: Werke von Otto Leiber werden in Königsfeld gezeigt / Vielfältige Darstellungen zu sehen

Otto Leiber kam vor 100 Jahren nach Königsfeld – ein Ereignis, das der Verein Kunstkultur aufgreift, um die Erinnerung an den Maler aufrechtzuerhalten. Derzeit sind seine Werke im "Kunstraum" zu sehen.

Königsfeld. Leiber wurde 1878 in Straßburg geboren. In jungen Jahren war er von Nordafrika bis Spitzbergen, von Istanbul bis Paris unterwegs. In Karlsruhe studierte er bei Hans Thoma. Die Landschaftsbilder verraten die Prägung durch den Schwarzwälder Maler.

In Buchenberg hatte sich der Neubürger als "Hinterweltler" niedergelassen. Er war Mitglied des Deutschen Künstlerbundes und gründete die Gesellschaft für Schwarzwälder Volks- und Eigenkunst. Viele Selbstzeugnisse, wie ein Tagebuch, gibt es nach Auskunft des Kurators Manfred Molicki nicht. Sein riesiges Oeuvre lässt Deutungen zu, das aus über 100 Exponaten im "Kunstraum" Niederschlag findet.

Leiber musste immer um das "täglich Brot" kämpfen. Krankheit und Tod seiner Kinder mögen das Innenleben des gefragten Künstlers beeinflusst haben. Möglicherweise suchte er Ruhe und Abgeschiedenheit von der großen Welt, um frei schaffen zu können. In mehreren Sektionen kann man unterschiedliche, teils expressive Landschaften, empfindsame Porträts, leuchtende Blumenbilder oder fein ausgearbeitete Plastiken erkunden.

Einem besonderen Thema begegnet man mit dem "Sämann" im Kontext mit anderen Künstlern. Wegen der archaisch-nationalen Ausstrahlung fand das Bild Gefallen im 1000-jährigen Reich, was ihm den Titel Kreiskulturrat einbrachte. Leiber intervenierte beim Bauernverband und wurde danach zum Ortskulturrat gekürt.

Kriegserlebnisse und familiäre Schicksalsschläge mögen Zeugnis für manch dunkle Farben sein, die sich in realen Darstellungen niederschlagen. Als Pendant erscheint da der "Winterwald mit Sonne", wo er das Spiel mit dem Licht liebt.

Eine Farbexplosion sind die zahlreichen Blumenbilder. Und: Die "Primeln" sind wehmütige Erinnerung an Sohn und Ehefrau. Mit dem "Herrgöttle", einem 1950 im Burgberger "Nikolauskirchle" gefundenen Christus-Torso lieferte der Künstler ein historisches Kunstzeugnis, denn er hielt die originalen Farbauftragungen fest. Dazu gesellen sich Bilder wie von Adolf Kirsteins "Kirchle" oder Mechthild Weitbrechts "Silberdisteln".

Dass sich sein Talent früh entwickelte, beweisen ein Selbstbildnis des 15-Jährigen oder die Flusslandschaft aus dem Jahre 1893.

War Leiber Linkshänder? Das bleibt wohl ungeklärt. Jedenfalls weist ein Bildnis, das den reifen Maler mit Pinsel und Palette zeigt, darauf hin. "Persönlich kennen lernen" kann man ihn in einem Videostreifen, der ihn im Gespräch mit Goldschmied Paul Kleinig zeigt. Weitere persönliche Zeugnisse sind seine Betrachtung "Wie ich für die modernistische Kunst gewonnen werden sollte" und die Erinnerung an die Kasperlepuppen, die Ehefrau Elisabeth im Lädchen "Fifolter" verkaufte.

Zu einer großen Gruppe gehören die Landschaftsbilder, dabei der großformatige "Bauernhof Nessellachen" in Breitnau, der ganz in der Tradition Thomas steht. Aber er konnte auch anders. Das beweisen seine charakteristischen Porträts. Im "Rückenakt" und einer Frauenskulptur zeigt er erotische Anklänge, gesteigert in der sinnlichen Ausstrahlung des Abbilds von D. Mendelssohn-Bartholdy. Nicht zu vergessen, nennen wir sie "Nebelbilder" wie "Konstantinopel", die dezent impressionistisch erscheinen.