Sie wollen sich für das Thema Gesundheitstourismus aktiv einsetzen: Bundestagsabgeordneter Marcel Klinge (von links), Königsfelder Bürgermeister und Präsident des Heilbäderverbands Baden-Württemberg Fritz Link, Präsidentin des Deutschen Heilbäderverbands Brigitte Goertz-Meissner und Bundestagsabgeordneter Christoph Hoffmann. Foto: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder Bote

Politik: Beim Treffen in Königsfeld kommen Potenziale und Probleme der deutschen Kurorte zur Sprache

Die deutschen Kurorte und Heilbäder stehen gut da, das Modell ist mustergültig und weltweit bekannt, die Übernachtungszahlen steigen. Doch es gibt auch Probleme. Um die Infrastruktur und die Arbeitsplätze zu erhalten, sind Investitionen nötig.

Königsfeld. Saubere Luft, reizvolle Landschaften und ein Gesundheits- und Therapiepaket obendrauf: Die Gemeinde Königsfeld gehört zu den 350 sogenannten höher prädikatisierten Heilbädern und Kurorten in Deutschland und ist somit eine der stärksten touristischen Destinationen in der Region. "Eine große Aufgabe für die Zukunft ist, in diesem Bereich Arbeitsplätze zu sichern, die Infrastruktur zu erhalten und auszubauen", sagte Fritz Link, Königsfelder Bürgermeister und Präsident des Heilbäderverbands Baden-Württemberg, bei einem Treffen mit den FDP-Bundestagsabgeordneten Marcel Klinge und Christoph Hoffmann.

Die Themen Gesundheitstourismus, Vorsorgemaßnahmen und Prävention sollten vor allem in Hinblick auf die alternde Gesellschaft mehr Gehör in der Politik finden, betonte Link. "Wir sind unten an der Basis, wir sehen die Probleme, die Entscheidungsträger sind aber auf der Bundesebene. Wir müssen das Thema ins politische Bewusstsein tragen."

Brigitte Goertz-Meissner, Präsidentin des Deutschen Heilbäderverbands, lieferte die Zahlen: "Der Bereich Kurorte und Heilbäder betrifft 500 000 nicht exportierbare Arbeitsplätze und generiert 25 Milliarden Euro Umsatz und 2,3 Milliarden Euro Steuereinnahmen." Über 27 Prozent aller Gästeübernachtungen in Deutschland finden laut Goertz-Meissner in 350 höher prädikatisierten Kurorten statt. Sie hob besonders hervor, dass es sich dabei überwiegend um kleine Orte im ländlichen Raum handle. "In den Köpfen der Politik ist es gar nicht so verankert, welche Wirtschaftskraft hier vorherrscht", meinte sie.

Neben dem wirtschaftlichen Aspekt spielten auch die Themen Gesundheit und Prävention eine wichtige Rolle. Bei den Übernachtungen gebe es zwar Zuwächse, unter den Gästen seien aber immer mehr Selbstzahler, sagte Goertz-Meissner. Der Grund: "Ambulante Vorsorgemaßnahmen sind für die Kassen keine Pflicht-, sondern nur Kann-Leistungen." Auf diese Weise entstehe soziales Ungleichgewicht, weil einkommens- und bildungsschwache Schichten durchs Raster fallen und sich die Vorsorgemaßnahmen nicht leisten könnten, schilderte sie.

Herz für den Mittelstand

Marcel Klinge versicherte, dass er als tourismuspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag die Heilbäder und Kurorte unterstützen wird: "Ich werde das Thema weiter nach oben hieven." Klinge will den Bereich Gesundheitstourismus im Ausschuss vorstellen und auch dafür sorgen, dass das Thema in der nationalen Tourismuskonzeption ihren Platz findet.

"Oft sind es ja familiengeführte Betriebe. Unser Herz schlägt für den Mittelstand. Es ist was Besonderes, und es ist unterstützenswert, denn so können wir nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch eine bestimmte Kultur sichern", betonte der Abgeordnete. Sein Fraktionskollege Christoph Hoffmann griff einen weiteren Aspekt auf: "Es ist wichtig, dass jeder die Möglichkeit hat, für zwei, drei Wochen Luft zu holen und Stress abzubauen." Ein wirtschaftlicher Nebeneffekt: "Wenn die Menschen fit sind und bleiben und sich auch seelisch erholen können, dann vermeiden wir im Nachhinein die Pflegekosten."