Laut Schweitzer mündet es in abnormer Beeinflussbarkeit, wenn man die Menschen daran hindert, Fragen zu stellen wie "Was will ich langfristig aus meinem Leben machen?". Schweitzer sah einen Zusammenhang zwischen eigenständigem Denken, Verantwortungsfähigkeit und Humanität. Er stellte die Frage, welche Haltungen eine Gesellschaft prämiere. Mit der Ehrfurcht vor dem Leben hoffte Schweitzer, die Kulturkrise zu überwinden.
Heutige Probleme sind laut Günzler "das schnelle Leben als Inbegriff einer defekten Zeiterfahrung" und der "Siegeszug der strengen Erfolgsorientierung". Die Gesellschaft prämiere offenbar die falschen Einstellungen und habe ihre Ideale verloren. Individuelle Entschleunigung ist laut Günzler keine Lösung. Denn der ständige "Tätigkeitstaumel" hindere die Menschen, sich mit sich selbst zu beschäftigen. "Solange Probleme nicht von Grund auf neu geordnet werden, solange kann es keine Veränderung geben". Nicht zu unterschätzen sei dabei der Druck der öffentlichen Meinung. Je mehr Menschen sich dann die Frage stellen, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen, desto schneller ändere sich die Politik.
Die heutigen Probleme seien Folgen bestimmter Strukturen, "weil Menschen glauben, nicht anders handeln zu können, als das System es von ihnen verlangt". Aber keiner nehme sich die Zeit zu fragen: "Wenn das System so ist, müssen wir dann nicht das System auf eine neue Grundlage stellen?" Zum Überwinden der Krise ist laut Günzler vor allem das Bildungswesen wichtig. Dabei kritisierte er deutlich heutige Elitehochschulen und die "sinnlose Addition von Kompetenzen". Notwendig sei Bildung, die jungen Menschen human gerecht werde. Man müsse den Kindern "Mut machen, ihr eigenes Denken zu entwickeln", so Günzler.
Über elementares Denken Kompass entwickeln
Gefördert werden müsse die Eigenbestimmtheit des Einzelnen. Gebraucht werde etwas, das den ganzen Menschen anspreche. Nur über das von Schweitzer propagierte "elementare Denken" könnten Menschen einen Kompass entwickeln, der auf verschiedenen Wegen zu Ehrfurcht vor dem Leben führe.
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