Beeindruckt vom technischen Knowhow der "Altvorderen" zeigen sich viele Besucher, denen Till Münnich (hinten rechts) die Feinheiten der Kobisenmühle schildert. Foto: Schwarzwälder Bote

Mühlentag: Heimat- und Geschichtsverein bietet Führungen durch Kobisenmühle an / Mühlrad beeindruckt

Umgeben von Höfen, die zur Gemeinde Unterkirnach gehören, liegt das bekannte Kleinod des Heimat- und Geschichtsvereins St. Georgen: die Kobisenmühle in Oberkirnach. Mit großem Aufwand restaurierte der Verein die Mühle vor etlichen Jahren.

St. Georgen-Oberkirnach. Rund 400 Jahre soll sie alt sein, die Kobisenmühle, die von Mitgliedern des Heimat- und Geschichtsvereins in mühevoller Arbeit rekonstruiert wurde. Verschiedene Führer wie der Vorsitzende Martin Rosenfelder, sein Kollege Till Münnich, Horst Irion oder Wolfgang Winkler vermittelten bei etlichen Führungen Details zu diesem historischen Bauwerk, das sich Wanderern am Deutschen Mühlentag mit Geschichte zum Anfassen darbot, denn der Verein hatte dieses einmalige Denkmal geöffnet. Beeindruckt zeigten sich die Gäste vom Mühlrad, dessen Schaufeln jeweils etwa 35 Liter Wasser fassen. Allein durch Wasserkraft angetrieben, entwickelt dieses Mühlrad mehr als ein Kilowatt Leistung. Allerdings werden dafür rund 150 Liter Wasser je Sekunde von den 24 Schaufeln aus dem Mühlenweiher benötigt. Da dieser aber "nur" knapp 260 Kubikmeter Wasser fasst, kann die Mühle immer nur relativ kurz zu Demonstrationszwecken in Betrieb genommen werden.

Es sei davon auszugehen, dass der Mühlenweiher früher sehr wahrscheinlich deutlich größer gewesen sei, erklärten die "Müller". Tatsächlich habe die Mühle bis 1912 auch weiter oberhalb gestanden. Wegen der althergebrachten Bauweise in der besonderen handwerklichen Verarbeitung kommt die Mühle durch Verzapfen und Verzinken der Balken ohne Leim, Schrauben oder Nägel aus.

Im Inneren dominieren die beiden großen Mahlwerke, eines der bemerkenswerten Details der Mühle. Der "Kleiekotzer", eine Holzmaske, die sich am Auswurf eines der beiden Mahlwerke befindet, hat mystische Hintergründe. Durch das "schreckliche" Aussehen sollten unter anderem Vergiftungen abgewendet werden, beispielsweise durch das im Roggengetreide häufig vorkommende Mutterkorn, das tatsächlich hochtoxisch ist. Der Kleiekotzer ist heute eine Nachbildung, da das Original vor einigen Jahren gestohlen wurde. Damit könne auch heute noch Mehl gemahlen werden, das fürs Backen feinster Kuchen Verwendung findet, erklärten die Führer. Sie erläuterten auch, weshalb im Volkslied die Mühle am rauschenden Bach klappert.

Beinahe wie ein Galgen sieht die Vorrichtung aus, mit der die oberen Laufsteine der Mahlwerke angehoben werden können, auch sie gehört zu den besonderen Ausstattungsmerkmalen der Kobisenmühle. Sowohl zum Reinigen und als auch zum Nachschärfen der Steine wurde sie benötigt. Die Einsätze der Zahnräder innerhalb der Mühle, die für diverse Übersetzungsverhältnisse sorgen, sind wegen der hohen Belastung aus dem hart-zähen Holz der Hainbuche gefertigt, die dann noch in Jauche eingelegt und geräuchert wurden, um sie zu härten und zugleich die Gleitfähigkeit zu verbessern.

Ein weiteres technisches Wunderwerk damaliger Zeit war eine Art Alarmeinrichtung, bei der durch eine Glocke signalisiert wurde, wenn der Getreidebehälter beinahe leer war.

Neben den vielen Informationen der Führung nutzten viele Wanderer das Mühlenfest auch dazu, bei den Mitgliedern des Heimat- und Geschichtsvereins zu vespern, denn wie in den Vorjahren hatten sie für deftige Speisen und Getränke sowie für Kaffee und Kuchen gesorgt. Denn rechtzeitig zum Mühlentag hatte das Wetter doch etwas "gedreht", so dass es weitgehend trocken blieb.