Verschiedene Faszienübungen verdeutlichen die Ausführungen von Freizeit-Sporttherapeutin Christiane Potschaske. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Neue Ansätze in der Schmerztherapie / Eine Stunde kompensiert niemals achtstündiges Sitzen

Über "Faszinierende Faszien – Neue Ansätze in der Schmerztherapie und im Sport" sprach Freizeit-Sporttherapeutin Christiane Potschaske im Haus des Gastes. Praktische Übungen bereicherten ihren Vortrag.

Königsfeld. Potschaske beschrieb ihren eigenen Weg zur Beschäftigung mit Faszien, sprach über Verletzungen und Fehlbelastungen, die besonders diejenigen begleiteten, die viel Sport trieben. Durch Schmerzen hindurchzulaufen funktioniere anfangs ganz gut, helfe aber nur bedingt.

Der Körper sei so programmiert, dass beim Laufen alles okay sei, hinterher aber irgendwo Probleme anfingen. Eine weitere Ursache für Probleme sei Unterforderung. Undefinierbare Schmerzen oder auch Fibromyalgie hätten vermutlich damit zu tun. Sitzen sei das neue Rauchen, so Potschaske. Eine Stunde Sport kompensiere niemals achtstündiges Sitzen.

"Faszien" sei der allgemeine Begriff für das gesamte Bindegewebe des Körpers. Das sei dessen größtes und wichtigstes Sinnesorgan, bilde das Gerüst des Körpers und dessen Form, sei Polsterung und Schutz für Organe und reguliere den Wasserhaushalt. Ohne Faszien gebe es keine Bewegung und Kraftübertragung. Alles sei über diese verbunden, sie fungierten als Kommunikationssystem. Eine Funktionsstörung der Faszien resultiere in einer Erkrankung des Bewegungsapparates.

Es gebe verschiedene Arten des Bindegewebes, beispielsweise Oberflächen-, lose und tiefe Muskelfaszien sowie Verbindungen bis auf die Zellebene. Besonders spannend sei die "Tiefe Frontallinie", die vor allem die Atmung mit dem Gehen verbinde. Faszien lebten von Impulsen und erneuerten sich alle ein bis zwei Jahre.

In Faszien gebe es weit mehr Sensoren als in Muskeln. Diese könne man mit Faszienbällen bearbeiten. Die Impulse seien der neue Medizinschrank. Faszienrollen seien dagegen zu hart.

"Ein tolles Erlebnis" nannte Potschaske einen vor kurzem abgehaltenen Workshop mit einer Trainerin aus Stockholm, die mittels Faszienbällen in die Regeneration des Körpers einführte. Durch die Übungen komme der Körper zur Ruhe, das Gewebe könne gesunden. Das mache sie inzwischen täglich. Durch Faszienübungen könne man ohne Rollator 120 Jahre alt werden.

Potschaske demonstrierte Übungen, mit denen die Faszien zu mobilisieren sind. Sie riet zu parallelem Stehen. "Faszien mögen keine einseitigen Sportarten". Gut für sei deshalb vielseitige Bewegung. Sie riet, weniger Smoothies zu trinken und stattdessen lieber die Früchte zu essen, um die Kaumuskulatur anzuregen. Aquafitness sah sie ebenfalls als günstige Bewegungsmöglichkeit an. Auch gelte es, die Körperhaltung zu optimieren. Der tägliche Einsatz von Therapiebällen für zehn bis 15 Minuten helfe. Federnde Bewegungen seien wichtig. Basis für alle Übungen sei das Barfußlaufen. Es gelte, das Bindegewebe wieder zu spüren.