Die Initiatoren des Bürgerbegehren Andreas Dogor (von links), Aglaia Eck und Hans-Beat Motel, sind mit dem Rücklauf sehr zufrieden.Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder Bote

Aufreger: Gegner der Aldi-Ansiedlung übergeben Dokumente im Rathaus / Gemeinde ist nun am Zug

Die Einwohner, die gegen die Ansiedlung von Aldi im Kernort sind, haben einen ersten Sieg errungen. Fast 600 Unterzeichner der Gesamtgemeinde finden sich auf einer Unterschriftenliste für ein Bürgerbegehren, die dem Rathaus übergeben wurde.

K önigsfeld. Über die Motive der Unterschriftenaktion gegen die Ansiedlung von Aldi und Rossmann informierten Andreas Dogor, Aglaia Eck und Hans-Beat Motel bei einem Pressegespräch.

Das Bürgerbegehren sei das einzige, das während der Corona-Zeit gestartet und durchgeführt wurde, so Dogor. Einschränkungen waren, dass keine Listen ausgelegt wurden und es keine Haus-zu-Haus-Begehung gab. Trotzdem habe man versucht, persönliche Kontakte aufzubauen, so Eck, und dabei sehr wenig negative Reaktionen bekommen.

Nötig gewesen wären 350 Unterschriften von wahlberechtigten Königsfeldern, es kamen aber knapp 600 zusammen. 318 davon sind aus dem Kernort, 59 aus Burgberg, 40 aus Neuhausen, 66 aus Erdmannsweiler und fünf aus Weiler. Nicht in die Zählung fließen 90 Unterschriften von Auswärtigen ein, darunter zum Beispiel Mitarbeiter des Edeka oder einige Besitzer von Geschäften in der Friedrichstraße. Die Händler dort arbeiten laut Motel schon jetzt teilweise "am Limit". Er befürchtet durch die Ansiedlung deren weitere Gefährdung. Dass Aldi-Besucher zum Bummeln in die Friedrichstraße gehen, bezweifelt Eck. Dennoch waren die Organisatoren vom guten Ergebnis der Unterschriftensammlung überrascht.

Zurückzuführen ist der Erfolg laut Eck auf "sehr aktive Helfer" im Mailverteiler. Ziel der Aktion sei "das Nachdenken über Alternativen". Denn die Einkaufsmöglichkeiten in der Grundversorgung seien in Königsfeld sicher ausbaufähig, so Dogor. Der Grundgedanke, einen Aldi nicht in ein Gewerbegebiet, sondern direkt neben Wohnbebauung zu setzen, sei eine wichtige Veränderung, über die alle Bürger abstimmen sollten. Es gehe darum, dass Einwohner mitsprechen, bestätigt Eck. Das sei noch keine Entscheidung für Ja oder Nein.

Inzwischen wurden mehrere Arbeitsgruppen gebildet. Eine davon beschäftigt sich mit der Wiederbelebung des "Haus Just", zum Beispiel durch einen CAP-Markt. Der wäre laut Motel für Edeka vorstellbar und würde auch unterstützt. Weitere Ideen sind ein Dorfgemeinschafts- oder ein Unverpackt-Laden sowie eine Markthalle.

Eine zweite Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Stichhaltigkeit des Gutachtens der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung. Dem lägen nur Statistiken zugrunde, erklärt Eck. Die Frage sei, ob diese für Königsfeld gälten. Denn die Entscheidung für Aldi werde das Bild des Ortes für lange Zeit prägen. Was seien die Konsequenzen, wenn das Experiment schiefgehe, fragt sie. Denn auch die fußläufige Erreichbarkeit eines Aldis sei nicht gegeben.

Ein wichtiges Argument ist für Motel das Naturwaldgemeinde-Prädikat Königsfelds. Ohne Rücksicht auf das Image solle eine Grünfläche versiegelt werden. Weitere Arbeitsgruppen beschäftigen sich daher mit den Auswirkungen auf Ökologie, Lärm oder Luftqualität.

Laut Dogor gibt es nach derzeitigem Stand drei Möglichkeiten, wie weiter verfahren werden kann. Die Gemeinde muss nun die Gültigkeit der Stimmen prüfen und danach gegebenenfalls eine Sitzung des Gemeinderats einberufen, der die Liste annehmen und einen Bürgerentscheid beschließen muss. Das hat normalerweise innerhalb von vier Monaten zu geschehen. Der Zeitraum sei wegen Corona aber nicht in Stein gemeißelt, zeigt sich Dogor gesprächsbereit.

Die zweite Möglichkeit ist, dass weitere Gespräche zu Ergebnissen führen, die einen Bürgerentscheid unnötig machen. Das sei insofern interessant, weil der Entscheid die Gemeinde 20 000 Euro kosten könnte. Dritte Möglichkeit wäre, dass der Gemeinderat den Entschluss zur Ansiedlung einfach fallen lasse.

Die Übergabe der Unterschriften fand auf Wunsch der Gemeindeverwaltung im kleinen Kreis statt, wie Dogor berichtet.