Nach getaner Arbeit erstrahlt der neue Herrnhuter Stern und die Beteiligten strahlen sichtbar glücklich gleich mit. Foto: Huss Foto: Schwarzwälder Bote

Adventszeit: Mitglieder der evangelischen Gemeinde bauen einen leuchtenden Stern / Geschick gefragt

Ein leuchtender Stern gehört in der Adventszeit in die Kirche wie das Amen. Was es bedeutet, ein solches Prachtexemplar zu bauen – dieser Herausforderung haben sich nun einige Mitglieder der Evangelischen Gesamtgemeinde in Königsfeld gestellt.

Königsfeld. Der alte Stern war nicht mehr schön anzusehen: Viele Dellen und Knicke zierten die empfindlichen Papierzacken. Da war klar: Bis zum ersten Advent soll ein neuer Stern im Kirchensaal erstrahlen. Schnell fand sich eine Truppe von Freiwilligen, die sieben Wochen daran arbeiteten. "Man hat schon den Ehrgeiz, das perfekt zu machen – und das braucht einfach seine Zeit", erklärt Kay Zwick. Sechs bis acht Gemeindemitglieder kamen wöchentlich zum Helfen – das Jüngste war ein Neugeborenes, das im mütterlichen Tragetuch dem geschäftigen Treiben beiwohnte.

Als Vorbereitung diente ein Sternbau-Kurs, den einige der Königsfelder im Vorjahr absolviert hatten. Dort entstand dann die Idee, sich gemeinsam auch um den neuen Kirchenstern zu kümmern. Und der hat es in sich: Ein Konstrukt mit 50 Zacken, bestehend aus Zwei-, Sechs-, und Achtecken, die teilweise auch unterschiedlich lange Seiten haben können. Kurz: ein mathematisches Meisterwerk. Das Vorbild: der Hernhuter Stern, ein Stern mit Geschichte. Von der Hernhuter Brüdergemeinde vor 200 Jahren entwickelt, hat er von der Oberlausitz den Weg in die ganze Welt gefunden. Der klassische Hernhuter Stern hat jedoch lediglich 26 Zacken – und hat mittlerweile ein Patent.

Das Sternebauen hat in Königsfeld eine lange Tradition: So habe man früher in der siebten Klasse im Mathematikunterricht einen solchen Stern gebaut. "Das war bei uns noch Standard", erzählt Kay Zwick. Auch Pfarrer Huss erinnert sich: Er hat das Sternebauen im Internat gelernt. Jedes Jahr vor der Adventszeit machte man sich dort an neue Sterne. "Es war interessant", so Huss. Eigentlich sei das Internat ja "etwas Strenges" gewesen. "Doch je näher der erste Advent rückte, desto loser wurden die Sitten", erzählt er. So durften die Internatsschüler dann schon auch einmal später ins Bett gehen – schließlich musste der Stern fertig werden.

Der neue Stern für den Kirchensaal ist nun kurz vor der Vollendung. Vorsichtig transportieren Pfarrer Christoph Huss und Kay Zwick das nahezu fertiggestellte Bastelkonstrukt in den Kirchensaal. Es ist nun höchste Zeit, die Räumlichkeiten zu wechseln – andernfalls würde das Kunstwerk mit seinen 50 Zacken nicht mehr durch die Türe passen. Susanne Ferro und Inke Eiser sind derweil damit beschäftigt, weitere Zacken anzufertigen.

Höchste Genauigkeit und Akkuratesse sind hier Pflicht. Teilweise wird auch eine Wasserwaage zu Hilfe gezogen. "Es macht Spaß", sagt Susanne Ferro und fügt schmunzelnd hinzu: "Ich meine, irgendwie waren wir auch mutig." Denn bis auf den Kurs im Vorjahr hatten sie noch nie einen Stern gebastelt. Eine halbe Stunde Zeit benötigen die fleißigen Frauen für einen Zacken. "Es ist schon brutal", findet auch Inke Eiser.

Einmal unsauber geklebt – und es passe nicht, erklärt sie, und: "Man kriegt das kaum an allen Stellen perfekt hin, weil das Papier so dünn ist", so Eiser.

Daher wurden die Beteiligten im Laufe der Arbeiten immer wieder sehr erfinderisch – aber nicht immer mit Erfolg. Der Schaschlikspieß etwa hat als Hilfsmittel ausgedient, nachdem er in einem der Zacken festgeklebt und anschließend verloren gegangen ist.

Wer jetzt neugierig geworden ist, sollte bald den Weg in den Kirchensaal finden – denn pünktlich zum ersten Advent soll der neue Stern von der Decke leuchten.