Einen Nachmittag mit Debussy gestaltet Johanna Becker (Violine) zusammen mit Vater Reinhard Becker (Klavier). Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Geistige Nothilfe: Johanna und Reinhard Becker spielen Stücke von Claude Debussy im Kirchensaal

Königsfeld (kou). Die Geistige Nothilfe schloss ihre diesjährige Konzertreihe mit Werken von Claude Debussy ab. Organisator Reinhard Becker (Klavier) selbst stellte sich in die Reihe der Interpreten, um den französischen Komponisten zusammen mit Tochter Johanna (Violine) den Besuchern näher zu bringen.

Obwohl Claude Debussy nicht als Impressionist bezeichnet werden wollte, so vertrat er das Genre in seiner subtilen Weise, denn die fein gezeichneten, zart kolorierten Eindrücke waren unverkennbar. Gerade dieser feinfühligen Musik spürten die beiden Künstler in einem Spektrum von der Komposition eines 16-Jährigen bis zu einem reifen Spätwerk nach.

Verträumte Romantik verwirklichten die Interpreten in "Beau soir", ein sensitiver Abendgruß mit Piano und singender Violine bei feinem Ton, gekonntem Vibrato und einem im Flageolet entschwebendem Schluss. Im gleichen Gefühlsspektrum bewegten sich die "Träumerei" als Zugabe und der Silbermond "Claire du lune". Ein musikalischer Scherz war mit "La plus que lente" zu hören – Salonmusik mit ästhetischem Flügel und streicherischer Eleganz.

Bestens ergänzten sich Vater und Tochter in der Sonate für Violine und Klavier. Im Allegro vivo hätte der Flügelpart sich dynamisch zurücknehmen dürfen, doch die streicherische Vornehmheit kam bestens herüber. Kapriziös gelangen die nahezu abstrakten Formulierungen des "Intermède" – ein gelungener Dialog der Instrumente.

Die Klaviermusik Debussys vermittelte Reinhard Becker bei differenziertem Spiel, teils versunken, nachsinnend und auf technisch bestem Niveau auswendig spielend, um pittoresken Klangphänomen nachzuspüren. Vor dem geistigen Auge entstanden die Spiegellichter im Wasser, in der "Hommage à Rameau" wurde die Verneigung vor einem großen Franzosen deutlich; eine weit ausschwingende Sarabande. Voll lebendigem Drang, verspielten Figuren, und dynamischen Steigerungen war das "Mouvement" erfüllt.

Den Einfallsreichtum des Tonschöpfers vermittelte Becker mit der Auswahl von Préludes, wobei "Canope" besonders beeindruckte – eine musikalisch-philosophische Betrachtung von Leben und Tod.

Ein großes Gestaltungsspektrum bewies der Pianist bei "Childrens Corner" vom Aufstieg in den Künstlerhimmel, über das Elefanten-Wiegenlied bis zum Jazz inspirierten "Golliwogg’s Cakewalk".

Insgesamt ein würdiges "Tombeau de Debussy", denn an den Tod des Komponisten am 25. März 1918 sei erinnert.