Stoßen auf edle Tropfen aus Südafrika an: Wolfgang Bildhauer und Nontsikelelo Biyel, die "Zulu-Königin des Weinkellers". Foto: Bildhauer

"Zulu-Königin des Weinkellers" zu Gast bei Wolfgang und Gabriele Bildhauer. Wein hilft bei der Wertschöpfung.

Königsfeld-Erdmannsweiler - Die erste schwarze Kellermeisterin aus Südafrika, Nontsikelelo Biyela (35) ist bei Gabriele und Wolfgang Bildhauer in Erdmannsweiler zu Gast. Gemeinsam wollen sie am Wochenende zur Weinmesse nach Berlin.

Damit rückt eine neue Facette in der Beziehung der Familie Bildhauer zu Südafrika in den Vordergrund: der Import von Weinen. In der Region und darüber hinaus wurde der Name Bildhauer bekannt durch das ehrenamtliche Engagement in der 2007 gegründeten Hilfsorganisation "Africa Go Ahead", die Aids-Waisen und sozialbenachteiligten Kindern in Südafrika durch Bildung einen Weg in die Zukunft weisen will und ihren Sitz in Königsfeld hat.

Der 56-jährige Wolfgang Bildhauer ist in dem 650 Mitglieder zählenden Verein Verwaltungsleiter. Sein Sohn Jan-Philipp als einer der sieben Gründungs-Vorstandsmitglieder ist ebenfalls aktiv. Er arbeitet inzwischen bei BMW Südafrika. Bei der 2012 erstmals weltweit ausgeschriebenen Auszeichnung des Autoherstellers für gesellschaftliches Engagement ihrer Mitarbeiter gehörte er zu den vier Preisträgern.

Doch wie passt das alles mit Reben und einem Weingut zusammen? Dazu muss man 30 Jahre zurückblenden, denn 1983 haben Gabriele und Wolfgang Bildhauer "zum ersten Mal ihre Füße auf afrikanischen Boden gesetzt", wie Wolfgang Bildhauer sagt. Seither haben sie den ganzen Kontinent so oft bereist, dass sich die dort verbrachten Wochen zusammengezählt auf gut zwei Jahre addieren. Bildhauer, vormals Führungskraft bei einem namhaften Hersteller in der IT-Industrie und vielfach auf Geschäftsreisen weltweit unterwegs, hat vor zwei Jahren zusammen mit seiner Frau Gabriele "den Beschluss gefasst, unserem Leben eine neue Richtung zu geben". Die Leidenschaft für guten Wein und die Faszination für das südliche Afrika wollen sie den Menschen in Deutschland vermitteln. Eines ist schon heute sicher: Es werden bedeutend mehr Flüge nach Kapstadt werden, doch vielleicht bleibt mehr gemeinsame Zeit übrig.

Mit der Gründung von "Big5 Weinimport", einer Gesellschaft, die Bildhauer als eingetragener Kaufmann führt, werden regelmäßige Reisen zur willkommenen Pflicht, denn zur Auswahl der Weine "ist jedes Jahr die Verkostung erforderlich", erklärt Wolfgang Bildhauer. Er nimmt auch Interessenten mit, denen er bei individuell gestalteten Reisen etwas vom Land zeigt. Eine Test-Tour hat bereits stattgefunden, ein weiterer Termin ist fixiert.

Auf der Suche nach einem Weingut, auf dem die Massenwirtschaft noch keinen Einzug gehalten hat, lernte Bildhauer im Jahre 2011 Kellermeisterin Ntsiki ( so die Kurzform ihres Vornamens) Biyela kennen und machte 2012 bei der Messe in Kapstadt den Vertrag mit dem von seinem Eigentümer "Stellekaya" genannten Weingut perfekt. Der Name kombiniert das italienische Wort für Sterne (Stelle) mit dem Zulu-Begriff "Kaya", was so viel bedeutet wie Zuhause oder Himmel.

Namen wie "Orion" oder "Roter Planet"

Am Ort, an dem die Sterne ihr Zuhause haben und Weine den Namen wie "Orion" oder "Roter Planet" erhalten, griff auch die damals 26-jährige Ntsiki Biyela als erste schwarze Kellermeisterin neun Jahre nach Ende der Apartheid nach den Sternen. Gleich ihr erster Wein wurde mit einer Goldmedaille ausgezeichnet, und so übertrug der Eigentümer ihr die Leitung. 2009 wurde Biyela als Kellermeisterin des Jahres ausgezeichnet.

Hinter ihr lag ein Weg, den sie mit der Besteigung des Tafelbergs vergleicht. Die gute Schülerin aus einem 1600 Kilometer vom Weinbaugebiet Südafrikas entfernten Dorf in den Bergen von Kwazulu Natal hatte bis zur Aufnahme des Önologie-Studiums in Südafrikas Weinhauptstadt Stellenbosch noch nie Wein getrunken. Sie wollte eigentlich Ingenieurwissenschaften studieren, bewarb sich um ein Stipendium bei South African Airlines und kam so an die Universität, in der es um Weinanbau und das Weinmachen geht. Sie ließ nicht locker, als sie sich als erste Schwarze in einem von weißen Männern beherrschten Metier befand. Die Unterrichtssprache "Afrikaans" war ihr fremd. Erst gegen Ende des Studiums fühlte sie sich angenommen.

Heute ist sie ganz selbstverständlich eine Repräsentantin für die Beteiligung der schwarzen Bevölkerung an der Wertschöpfung. Das stellte sie mit ihrer sanften Stimme und dem guten Timbre auch bei einer Weinprobe im Königsfelder Schwarzwald-Parkhotel unter Beweis. Dass ihr der Beiname "Zulu-Königin des Weinkellers" zugeschrieben wird, gibt der Geschichte vom Weinimporteur aus Königsfeld den besonderen Kick. Bei allein 120 Weingütern auf 15 000 Hektar Rebfläche im 50 Kilometer von Kapstadt entfernten Stellenbosch braucht es eben nicht nur einen guten Tropfen, um Aufmerksamkeit zu erzielen, sondern eine besondere Story, die man bei einem guten Glas Wein erzählen kann.

Seite 2: Info - Die Schwarzen

Farbig oder schwarz? In der südafrikanischen Kultur ist es voll akzeptiert, dass man eine Person als schwarz bezeichnet, ließ sich Wolfgang Bildhauer von einem südafrikanischen Konsul versichern. Das lasse sich auch daran ablesen, dass die Gesetze zur Beteiligung der schwarzen Bevölkerung an der Wertschöpfung mit Black Economic Empowerment (BEE) bezeichnet sind.