Eine Zeitungsausträgerin (Nele Fichter) stellt im Theaterstück den Problemen der Reichen immer wieder die Probleme der Welt gegenüber. Foto: Zinzendorfschulen Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: Zinzendorfschulen inszenieren Parodie auf das Leben / Alles ist so schrecklich billig

Königsfeld. Die armen Reichen: Alles ist so schrecklich billig geworden, in jedem Discounter gibt es Hummer und Kaviar, in ihren Cabrios und Kaschmirmänteln sind sie nicht mehr sicher und selbst im Restaurant wird es immer schwieriger, das Geld auszugeben. "Früher haben wir an einem Abend 2000 oder 3000 Euro ausgegeben und den Kellner für den nächsten Tag gleich mitgebucht", jammert Frau Nobel (Xenia Baumann) in der Luxus-Bar. Heute werden sie und ihresgleichen kaum mehr als ein paar hundert Euro am Abend los. Da müssen schon andere Investitionen gefunden werden, damit das Geld auf dem Konto in Bewegung bleibt. "Ich bin ja kein Egoist", meint Herr Nobel (Tobia Eisenbraun), weshalb er sich eine zweite Hochsee-Yacht geleistet hat.

Mit "Hüte, Yachten und schnelle Autos" ist der Mittelstufen-Theater-AG der Zinzendorfschulen unter der Leitung von Verena Duschek wieder eine beeindruckende, nachdenklich stimmende aber nicht minder unterhaltsame Inszenierung geglückt. Das Skript stammt von der Theaterpädagogin Duschek, die es nach dem Hörspiel "Der Aufstand" des preisgekrönten Autors Tom Heithoff für die Bühne geschrieben hat. "Ich hatte es im Radio gehört, als ich die Kostüme der letzten Inszenierung zurückbrachte", erinnert sie sich. Von der Parodie auf die Probleme der Reichen war sie sogleich fasziniert und kontaktierte Heithoff, der daraufhin den Zinzendorfschulen die Aufführungsrechte schenkte.

Gekonnt werden Szenen aus dem Leben der Reichen verschiedenen Fakten über Armut, Hunger und Not gegenübergestellt. Eine Zeitungsausträgerin (Nele Fichter) liest entsprechende Stellen aus den Nachrichten vor, ein Bettler streift durch die Szene und zwei Hutmacherinnen (Nelly Meckes und Lara Heck) kämpfen in ihrem Laden um ihre wirtschaftliche Existenz – bis ihnen ein Vorstoß in die Welt der Reichen zum Durchbruch verhilft.

Man ahnt es: Als erfolgreiche Unternehmerinnen werden auch sie demnächst unter dem Problem der Reichen leiden, ihr Geld auszugeben. Währenddessen geht die High Society auf die Straße und demonstriert für das Recht, Reichtum zu zeigen.

Die jungen Darsteller schlüpfen zum Teil in verschiedene Rollen (Katharina Hummel als Ober, Designerin und Frau Wichtig; Niclas Dold als Snob und als Bettler; Xenia Baumann als Frau Nobel und als Kundin im Schuhgeschäft; Sophia Lützow als Schuhverkäuferin sowie als Frau Nerz) und füllen die oft gegensätzlichen Charaktere durch passende Mimik, Gestik und Sprache mit Leben.

Die monatelangen Proben haben sich gelohnt, was auch das Publikum im gut besetzten Haus des Gastes mit kräftigem Applaus zu würdigen wusste.