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Gutachten analysiert Infrastruktur / Handlungsbedarf von 5,1 Millionen Euro

Im Gemeinderat war ein Strukturgutachten für die Wasserversorgung des Ortes Thema. Deren langfristige Sicherung wird die Gemeinde mehrere Millionen Euro kosten.

Königsfeld. Das im Mai 2018 in Auftrag gegebene Gutachten bedurfte laut Bürgermeister Fritz Link "sehr intensiver Vorbereitungen", kostete 25 000 Euro, und wurde zur Hälfte vom Land bezuschusst.

Untersucht wurde unter anderem die Dimensionierung des Leitungsnetzes mit Blick auf Optimierungen zur besseren Ausnutzung des "sehr reichlichen Wasserdargebots". Mögliche Reserven sollen gehoben werden, um für die Zukunft, auch im Hinblick auf den Klimawandel, gerüstet zu sein.

Laut Maren Burkert vom beauftragten Büro "Fritz Planung" gibt es derzeit in der Gemeinde 70 Kilometer Leitungsnetz, mit den Tiefbrunnen Kosenwäldle, Neuhausen, Weiler und Ottebrunnen, wobei letzterer als Notversorgung dient. Dazu kommen sechs Hochbehälter, ein Pumpwerk und zwei dezentrale Aufbereitungen, in Buchenberg mit Ozon und Entsäuerung, in Weiler mit Arsen- und Bleientfernung.

Genutzt wird zu 99 Prozent Eigenwasser, nur ein Prozent kommt von Hardt. Der Anteil des Grundwassers liegt bei 71 Prozent, der Rest entfällt auf Quellen. Von letzteren gibt es zehn, fünf davon werden aktiv genutzt.

Das mittlere genutzte Wasservolumen liegt derzeit bei 403 500 Kubikmetern, könnte aber bis 2047 auf 487 300 Kubikmeter steigen. Das Gutachten zeigt, dass bei Wegfall der Quellen durch Trockenheit die Tiefbrunnen nicht mehr reichen, um den mittleren Tagesbedarf zu decken. Auch ist der Spitzenbedarf ohne weitere Speicherkapazitäten nicht gewährleistet.

Untersuchung vorhandener Anlagen zeigt Mängel

Die Untersuchung des Zustands vorhandener Anlagen ergab einige Mängel, darunter zum Beispiel, dass die Beschichtung und Trennung von Kammern teilweise nur mäßig oder nicht vorhanden oder dass die Verrohrung oft mäßig bis schlecht ist. Mit Ausnahme von Weiler, wo es eine Wasserzapfstelle an der Reutenbachquelle gibt, sind die verschiedenen Zonen untereinander zur Notversorgung verbunden.

Speicherkapazitäten müssen ausgebaut werden

Die Quellen und der Tiefbrunnen Ottebrunnen sind "anfällig für mikrobielle Belastungen", das Rohwasser des Tiefbrunnens Weiler übersteigt die Grenzwerte für Arsen und Blei. Es gibt zwei Aufbereitungen, ansonsten wird Rohwasser nur mittels Chlor desinfiziert.

Das Gutachten kommt zu dem Schluss, dass Speicherkapazitäten in den Versorgungszonen Königsfeld und Neuhausen ausgebaut und neue Wasserressourcen erschlossen werden müssen. Im Hochbrunnen Mozartweg sind eine UV-Anlage und Aktivkohlefilter angeraten, südlich von Königsfeld die Neufassung eines Tiefbrunnens, im Gebiet Rainhäuser die Ermittlung von Schüttungsmenge und Wasserqualität der vorhandenen Quelle. Gegebenenfalls sollte dort ein Wasserschutzgebiet ausgewiesen werden.

Für 2021 ist ein Austausch der Ozonanlage im Wasserwerk Glasbach für etwa 90 000 Euro vorgeschlagen, für 2022 die Ertüchtigung des Tiefbrunnens Ottebrunnen und der Rotwaldquellen, für Folgejahre eine Aufbereitung im Hochbrunnen Mozartweg sowie Optimierungen in Erdmannsweiler und Neuhausen. Der Neubau eines Hochbehälters für Königsfeld wird mit Kosten von bis zu einer Million Euro veranschlagt, ein Anschluss ans Gewerbegebiet Hagenmoos der Stadt St. Georgen mit etwa 890 000 Euro.

Laut Link liegen die Gesamtkosten des Ertüchtigungsplans für die nächsten zehn Jahre bei etwa 5,1 Millionen Euro. Das Ganze sei nur mit Zuschüssen des Landes umsetzbar.

Für teurere Ausbauvariante plädiert

Bernd Möller warnte in Sachen Ottebrunnen, dass man nicht wisse, was dort in den letzten 100 Jahren versickert sei und plädierte für eine teurere Ausbauvariante, die weiter vom Ort weg liegt. Laut Link würde man nicht in den Ottebrunnen direkt, sondern in eine Aufbereitungsanlage investieren. Auch habe man bei der Planung ein Altlastenkataster einbezogen. Die Probleme mit der Wasserqualität hingen mit dem mangelnden Ausbau der L 181 zusammen. Das Land müsse eine ordentliche Straßenentwässerung umsetzen.

Laut Möller ist das Königsfelder Wasser bisher "so gut wie nicht aufbereitet" und hat "beinahe Mineralwasserqualität". Bei einer Aufbereitung gehe ein bisschen davon verloren. Aufbereitung habe einen negativen Touch, werde aber nur per UV-Licht durchgeführt, was das Wasser in keiner Weise verfälsche, so Matthias Weisser. Laut Ortsbaumeister Jürg Scheithauer verfälschen auch Aktivkohlefilter nichts. Link wies auf Nachfrage von Beate Meier darauf hin, dass es bei der Wasserqualität keine Grenzwertüberschreitungen gibt und der Arsen-Anteil in Weiler "nicht im kritischen Bereich" liegt.

Jan-Jürgen Kachler befürchtete eine Minderung der Rotwaldquelle durch eine mögliche Rodung des Waldes, sollte eine Erweiterung des Industriegebiets Hagenmoos anstehen. Laut Burkert ergab eine Untersuchung des Landratsamts aber keine Beeinflussung. Trotzdem versprach Link, die Anmerkung zu notieren. Der Rat nahm das Gutachten zur Kenntnis und stellte 90 000 Euro für die 2021 empfohlenen Maßnahmen zur Verfügung.