Zahlreiche Künstler treten in den vergangenen Jahren in der Ruine in Königsfeld auf. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Historie: Ein Rückblick auf 20 Jahre Burgspektakel / Ein Muss für Künstler und Zuschauer aus der Region

Das Burgspektakel feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag. Grund genug, einen Blick auf die Historie zu werfen.

Königsfeld. In 20 Jahren hat sich das Burgspektakel immer wieder gewandelt. Der Ort des Geschehens aber war von Beginn an die Burgruine Waldau. Gelegen an der Landstraße zwischen Hardt und Königsfeld, ist sie eine der besterhaltenen Ruinen im Mittleren Schwarzwald. Bauherren waren wohl die Grafen von Urach, die Anfang des zwölften Jahrhunderts einen Verbindungsweg zwischen ihren Besitzungen an der Baar und im Kinzigtal schufen. Allerdings wurde die Burg nur hundert Jahre später im Krieg der Stadt Villingen gegen die Grafen von Fürstenberg zum Teil zerstört. Vor dem endgültigen Verfall retteten verschiedene Erhaltungsmaßnahmen. 1960 bekam der Turm eine Betontreppe.

Dass auf der Burg überhaupt das Spektakel stattfindet, verdankt die Gemeinde einer Arbeitsgruppe des Fremdenverkehrsbeirates für Kultur und Bildungsurlauber. Zunächst war das Ganze "eine märchenhafte Vision in den Köpfen der Verantwortlichen".

Veronika von Hochberg, die Vorsitzende des Ausschusses, stellte das Projekt 1997 "mit einem flammenden Plädoyer" im Gemeinderat vor. Es hieß, es seien gar nicht viele Umbaumaßnahmen nötig, um die Burg in einen geeigneten Theaterraum zu verwandeln. Der Boden im Innenbereich sei zu säubern und einzuebnen; Bäume, die mit ihren Wurzeln die Mauer beschädigten zu fällen. Dazu müssten der Weg vom Hof Beck gesichert und die Stufen ausgehauen werden. Rustikale Speisen und Getränke könne man in Buden im Innenraum anbieten. Als Bühne sollte das alte Podium des Herrnhuter Kirchensaals dienen, das ansonsten für Konzerte der geistigen Nothilfe genutzt wurde.

Kurios klingt das damals geplante, übergeordnete Motto: "Das gruselige Schwarzwald-Festival". Theatergruppen der einzelnen Ortsgemeinden sollten Stücke kreieren und aufführen. Angedacht waren Sagen, Legenden und Schwänke zur Ruine Waldau, dem Weiberzahn und anderen Örtlichkeiten der näheren Umgebung.

Nachdem der Gemeinderat sein Einverständnis gegeben hatte, galt es, das Land Baden-Württemberg als Besitzer der Ruine zu überzeugen. Sicherungs- und Abschrankungsmaßnahmen waren abzuklären. Fehlende Brüstungen seien durch große Blumenkübel und Absperrbänder zu ersetzen.

Der Bau eines größeren Gebäudes mit Aufenthaltscharakter wurde untersagt, zur Unterbringung von Materialien aber immerhin die Anfertigung einer Kiste im Nebenhof der Ruine gestattet. Heute wie damals gilt, dass keinerlei zusätzliche Löcher ins Mauerwerk gebohrt werden dürfen.

Richtig los ging es dann am 24. und 25. Juli 1998 mit einer Theatergruppe aus Freiburg die "mit höfischen Poeten und Minnesängern einen allerersten Auftritt auf der Burg" hatte. Eine Ausweichmöglichkeit für schlechtes Wetter gab es damals noch nicht.

Kurze Zeit später stieß Markus Stöcklin als Spielleiter und Regisseur zum Team. Im Juli 1999 wurde die erste Eigenproduktion "Das kalte Herz" uraufgeführt. Der "wildromantische Spielort" fand Gefallen bei Gästen. Wetterkapriolen waren für Schauspieler und Zuschauer nicht immer angenehm, stellten aber letztlich kaum ein Hindernis dar.

Stück für Stück wuchs das Burgspektakel. Von nur einem Wochenende auf zehn Spieltage und zwei Wochenenden in 2002, und auf zwei Wochen und drei Wochenenden in 2007.

2013 steht Veranstaltung auf der Kippe

2013 aber drohte Ungemach. Das Burgspektakel stand auf der Kippe, da das Land die Ruine aufgrund von Sicherheitsbedenken nur wenige Wochen vor Beginn der Festivitäten gesperrt hatte. Das Spektakel musste gezwungenermaßen pausieren. Es folgten lange, intensive Gespräche, und eine Unterschriftenaktion mit 3000 Signaturen zeigte den Unwillen der Bürgerschaft. Die Bemühungen fruchteten, das Land erklärte sich zur Durchführung von Sicherheitsmaßnahmen in einem Umfang von etwa 250 000 Euro bereit. Die Gemeinde trug davon 50 000 Euro und hatte zuvor schon etwa 10 000 Euro in ein Sicherheitsgutachten investiert. Damit konnte das Burgspektakel nach einjähriger Pause 2014 wieder stattfinden. Auch wenn Änderungen an der Burg wie ein zweiter Fluchtweg, eine befestigte Zugangstreppe oder ein Eisengeländer am Zugangsweg auf geteilte Reaktionen stießen und manch einer den Charme und das Ambiente früherer Zeiten schmerzlich vermisste.

Eine weitere bemerkenswerte Änderung erfuhr das Burgspektakel 2015. In diesem Jahr gab Markus Stöcklin seine langjährige Funktion als Regisseur auf. An seine Stelle trat Götz Knieß. Dem Erfolg der Veranstaltung tat das keinen Abbruch.

Heute zieht das Spektakel zahlreiche Künstler und Zuschauer aus der Region, aber auch aus weiter entfernten Gegenden an. Kulinarisch versorgt werden die Gäste seit einigen Jahren vom Team der Waldau Schänke, der Wirtschaft am Fuß der Burgruine. Finanziell unterstützt wird das Burgspektakel von der Gemeinde, aber auch von einigen Sponsoren, von denen manche seit Beginn an dabei sind.

Ohne diese wäre es kaum möglich, ein so abwechslungsreiches Programm zu bieten. Die Schauspieler der Eigenproduktion stellen ihre Schaffenskraft aber seit jeher ehrenamtlich zur Verfügung.